Greding
Lohn für mutigen Schritt

Nach geglückter Fusion schwingt sich Qualitätstrocknung Nordbayern zur größten Einrichtung ihrer Art in Deutschland auf

19.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Als Führungskräfte präsentieren sie selbstbewusst die Produkte der größten Trocknungsgenossenschaft Deutschlands: Martin Hübner, Michael Röll, Simon Burkhard und Gerhard Rupp (von links). - Foto: Leykamm

Greding/Thalmässing (HK) Die Trocknung ist tot - es lebe die Trocknung: Nachdem die Genossenschaft in Hilpoltstein Geschichte ist, bestimmt nun die Qualitätstrocknung Nordbayern eG die Geschicke der Landwirte in diesem Segment. In Fiegená †stall wurde jetzt erste Bilanz gezogen.

Es sei "ein langer Weg mit vielen Herausforderungen" gewesen, so ließ es bei der letzten von insgesamt acht Gebietsversammlungen der neuen Qualitätstrocknung Nordbayern deren Bereichsleiter für Unternehmenssteuerung, Simon Burkhard, durchblicken. Nun aber dürfe man sich als die größte Trocknungsgenossenschaft in ganz Deutschland bezeichnen. Ein erstes Fazit nach 100 Tagen stimmte froh.

Allein schon die Orte der Versammlungen geben einen Einblick in die Größe des jetzigen Einzugsgebiets: In Kleinabenberg, Röckersbühl, Maihingen, Ostheim, Schernberg, Oedenreuth und Mündling informierte man vor diesem letzten Abend im Höttinger Ortsteil über den Zusammenschluss; hierzu waren explizit die Bauern aus Greding, Thalmässing und Heideck eingeladen.

Der Zusammenschluss hat es durchaus in sich. Und an ihn müssen sich auch die Funktionsinhaber erst einmal gewöhnen. So konnte Aufsichtsratsmitglied Gerhard Rupp - der einstige Aufsichtsratschef der Ellinger Vorgängereinrichtung - diesmal nicht wie früher die Vertreter der Nachbartrocknungen begrüßen, "jetzt gehören wir ja alle zusammen". Fast alle: Denn ursprünglich sollten auch die Organisationen in Hilpoltstein und Neuhof mit ins Boot geholt werden. Doch Erstere wird gerade abgewickelt, bei der Letzteren hat man sich umentschieden. Somit verblieben fünf Standorte, die gemeinsam das ambitionierte Vorhaben umgesetzt haben. Neben der Trocknung in der Deutschordensstadt waren dies jene in Gunzenhausen - wo nun auch der Firmensitz der neuen Genossenschaft ist -, Röckersbühl, Wechingen und Windsbach, wo Burkhard einst als Geschäftsführer fungierte.

Konkret habe der Gedanke an eine Fusion schon 2014 an Kontur gewonnen, führte Simon Burkhard aus. Ein externer Berater wurde im Folgejahr hinzugezogen und es galt, in verschiedenen Arbeitsgruppen ein Mammutprogramm von 1500 Punkten abzuarbeiten. Es folgten etliche Informationsveranstaltungen in der weiten Umgebung. Am 10. November des vergangenen Jahres war es dann so weit: Der Eintrag ins Genossenschaftsregister konnte vollzogen werden. Nun ist die Qualitätstrocknung Nordbayern - oder kurz QTN - mit ihren 4000 Mitgliedern, 120 Mitarbeitern und 28 Millionen Euro Umsatz im Jahr die größte ihrer Art in ganz Deutschland.

Auffällig dabei: Trotz der Fusion werden keine Mitarbeiter entlassen, wie dies bei anderen Zusammenschlüssen nicht selten der Fall ist. Ganz im Gegenteil, es herrscht Personalnot. "Wir können es uns nicht leisten, jemandem als Arbeitskraft zu verlieren", machte Burkhard deutlich. Sogar neue Stellen werden ausgeschrieben. Gesucht sind unter anderem Fahrer und Maschinisten, aber auch Mitarbeiter im Innendienst.

Dass es ordentlich brummt in den einzelnen Geschäftszweigen, davon wusste Michael Röll, der frühere Geschäftsführer der Ellinger Vorgängereinrichtung und heutiger Bereichsleiter Trocknung zu berichten. Fast 34 000 Tonnen wurden hier insgesamt getrocknet. Hauptsächlich Grünfutter, aber auch Mais, Stroh, Traubenkerne und weißer Federmohn. Fast 92 000 Tonnen geschrotetes Futter wiederum verließen die einzelnen Standorte. Das entspräche etwa 3700 Lastzügen mit einer Gesamtlänge von 74 Kilometern, wie Röll vorrechnete.

Der Genossenschaft angegliedert sind zudem zwei Firmentöchter: die WB Qualitätsfutterwerk GmbH sowie die Energie TG Wechingen GmbH. Die erste stellte Martin Hübner vor, stellvertretender Leiter des Bereichs Mischfutter. Jenes lasse sich hier aus 30 Komponenten betriebsindividuell zusammenstellen, ebenso biete man Fütterungsberatung an. Im Angebot sei auch gentechnikfreies Futter - mit oder ohne Soja. Das sei ein Pfund, mit dem man immer stärker wuchern könne.

Am Beispiel des Geflügelfutters machte Hübner deutlich, wie sinnvoll die Fusion eigentlich ist. Denn in dessen Produktion sind nahezu alle Standorte auf irgendeine Weise involviert. Von den Herstellern, die Pferdecops auch selbst verpacken, sei man bundesweit nun der Größte. Außerdem gebe es bei der QTN Eiweiß- und Energiefuttermittel "von A wie Actiprot bis Z wie Zuckerrübenschnitzel".

Burkhard stellte die zweite GmbH vor, die auf Biogas und Photovoltaik setzt. Überhaupt wäre das neue Firmenkonstrukt "ohne die vielen Bausteine gar nicht möglich gewesen", sagte er. Damit meinte er unter anderem die verschiedenen Betriebszweige, auf die sich die fünf Vorgängertrocknungen in den vergangenen Jahrzehnten spezialisiert hätten. Dies käme jetzt dem neuen Unternehmen zugute.

Trotzdem sei die Fusion "ein mutiger Schritt nach vorne gewesen", so Burkhard. Rupp stimmt ihm zu. Im Vorfeld seien eben "die richtigen Personen an der richtigen Stelle in Verantwortung gewesen". Das Konkurrenzdenken, das noch vor 15 Jahren zu beobachten gewesen sei, sei vorbei. Das neue Unternehmen verfüge über "eine gesundende, ausgewogene Struktur". Man sei so breit aufgestellt, dass die Mitglieder "mit einem Gefühl der Sicherheit in die Zukunft schauen können". Gelegenheit dazu gibt es bei der ersten Generalversammlung am Montag, 27. März ab 19.30 in der Gunzenhausener Stadthalle. "Wir haben für 600 Personen reserviert", blickte Burkhard voraus.