Greding
Nach dem Nacktbaden in den Singerclub

Gute Ideen beim Gredinger Rathaussturm – Neuer Schnitt für Hemden macht Männer modisch

04.03.2014 | Stand 02.12.2020, 22:59 Uhr

Up to date sind jetzt stellvertretender Landrat Max Netter, Landrat Herbert Eckstein und Prinz Erwin (von links) dank des neuen Hemdenschnitts, den ihnen Hansi Glööckler mit seinem Team von der Hausfrauengarde verpasst hat - Foto: Karch

Greding (HK) Das Zeug zu einer Prunksitzung hat inzwischen der Gredinger Rathaussturm. Am gestrigen Faschingsdienstag ließen nicht nur die Garden den Fasching noch einmal hochleben, sondern liefen auch Hausfrauengarde und Resi und Hias zur Hochform auf.

„Probieren wir es über Haus A oder doch lieber über Haus B“ Großes Rätselraten gestern früh im Gredinger Rathaus. Beide Treppenaufgänge sind verziert mit rot-weißen Absperrbändern und einem Schild, das darauf hinweist, dass diese Treppe derzeit nicht nutzbar sei. Die Mitglieder der Gredonia laufen ratlos zwischen beiden Häusern hin und her. Bürgermeister Manfred Preischl muss nicht einmal lachen, als er Prinzessin Thea versichert, dass Bauarbeiten der Grund für die Sperrung seien.

Der Rathaussturm muss also am Faschingsdienstag seinem Namen alle Ehre machen. Mit brachialer Gewalt und zwei Scheren zerstört das Prinzenpaar die Absperrung und macht den Weg frei für das närrische Volk. Das beweist wenig Textsicherheit: Weil (angeblich) eine CD fehlt, muss selbst gesungen und geschunkelt werden, nach wenigen Zeilen geht der Mannschaft aber der Text aus.

Der Kindergarde geht die Puste noch nicht aus. Frisch wie am ersten Faschingstag präsentiert sie ihren Tanz. Gredonia-Präsident Alexander Hill kündigt an, das Mikrofon dem Hausherrn für ein Grußwort übergeben zu wollen. Bürgermeister Manfred Preischl stellt sich in Positur. Doch weit gefehlt, er hat doch den Rathausschlüssel zu Faschingsbeginn übergeben. Prinz Erwin nutzt die Gelegenheit, um ganz wie ein Bürgermeister Bilanz der eigenen Regierungszeit zu ziehen. Die Mettendorfer hätten inzwischen die Farben für ihre Ampel ausgesucht, auf einen Schafstall werde verzichtet, weil es doch ganz nett sei, wenn Schafe und Hammel auf dem Marktplatz rumlaufen. Gute Erfahrungen habe man auch mit der Umbenennung des Eichstätter Tors in Regensburger Tor gemacht. Beide Bürgermeister seien inzwischen auch „gesund und rund“ aus dem Urlaub zurückgekommen. Die Einrichtung eines Swingerrathauses habe man noch einmal zurückgestellt – der Finanzen wegen. „Aber aufgeschoben ist nicht aufgehoben.“ Ihre Erfahrungen geben die beiden Tollitäten gern an den Bürgermeister weiter. Und damit dem das Genehmigen leichter fällt, bekommt er ein ganz besonderes Geschenk: einen überdimensionalen Stempel mit der Aufschrift „Genehmigt“.

Prinzessin und Prinz sind überzeugt, dass sie als „in die Jahre gekommenes Prinzenpaar“ ihren Job gut gemeistert haben. Der frenetische Beifall der Zuschauer bestätigt diese Einschätzung. Das sei auch dem „spitzenmäßigen Verein“ zu danken. Alexander Hill habe ihnen ja versichert: „Als Prinzenpaar braucht ihr euch um nichts kümmern, das ist alles organisiert.“ Für dieses Zitat erntet der Prinz lautes Gelächter. Viel Beifall gibt es für das Kinderprinzenpaar, das gekonnt und temperamentvoll seinen Tanz zeigt. „Wir haben viele Auftritte absolviert und der Bevölkerung gezeigt, wie man regiert“, sagt Madita voller Stolz. Sie gibt zu, dass für sie mit ihrem Amt als Kinderprinzessin ein Wunsch in Erfüllung gegangen sei, und fügt grinsend an: „Es ist kein Schaden, wenn man als Mädchen die Initiative ergreift und dem Prinzen die Hand reicht.“

Ein Kirschlikör gegen die Nervosität hilft: Die Resi (Maria Hackner) und der Hias (Elisabeth Holzmann) ziehen gewaltig vom Leder. Hias freut sich über den neuen Gredinger „Singerclub“, zu dem die Stadträte – ausgestattet mit Perücke und Sonnenbrille – ziehen. Allen voran die Stadtkapelle mit dem Hias, „dem ehemaligen Dirigenten der Asbachlerchen“. Auch wenn sich ihr Angetrauter über das angekündigte „Nacktschwimmen“ im Hallenbad noch so freut, verbietet die Resi ihm die Teilnahme. Das alte Paar hat eine überaus gute Idee. Da die Resi beim Kammersteiner Waldmarkt gesehen hat, dass Manfred Preischl mit seinem Strampeln auf dem Fahrrad den ganzen Ort beleuchtet hat, schlägt sie vor, dass die Stadtarbeiter sich doch aufs Rad schwingen und für Helligkeit im Rathaus sorgen könnten. Angesichts dieser Idee sind beide überzeugt: „Mia zwoa san a Geschenk für Greding.“ Sie räumen das Feld für die beiden Tanzmariechen, nicht ohne eine Spitze gegen den Bürgermeister loszuwerden. Sie haben beim Brauchtumszug einen „kleinen, dicken Pumpernickel gesehen“, den sie zuerst nicht erkannt haben. Erst als er die Maske abgenommen hat, war es klar, wer da unterwegs war. „I hob mia doch denkt, dass des der Manfred is.“

Sein Bärenkostüm verteidigt der Bürgermeister danach vehement. „Alle sechs Jahre braucht man als Bürgermeister ein dickes Fell.“ Ein bisschen jammert er, weil das Prinzenpaar im Rathaus seine Arbeit nicht erledigt habe. „Der Schreibtisch ist noch genauso voll wie vorher.“ Für Alexander Hill hat er aber ein Lob parat: Laut einer Umfrage sei er der beste Präsident im Landkreis. Landrat Herbert Eckstein ist sich dagegen sicher, dass Hill von der Firma Eisenhofer einen Sponsorenvertrag bekommen habe, weil er bei der Sitzung in Veitshöchheim immer hinterm Vorhang geblieben sei.

Einen Vorhang zum Verhüllen hätten sich die Herren gewünscht, denen Hansi Glööckler mit seinem international erfahrenen Kreativteam von der Hausfrauengarde einen modischen Hemdenschnitt – durchaus wörtlich – verpasst. Max Netter nimmt’s gelassen und Anleihen bei den Chippendales und legt in seinen Hosenträgern einen gekonnten Hüftschwung hin. Hansi Glööckler rückt ihm ganz nahe und stellt schnuppernd fest: „Der Hemdenschnitt hat noch einen Vorteil. Man kann ganz locker an Obermässing hinschmecken.“