Georgensgmünd
"Es ist einfach tragisch"

SEK-Beamter nach Schussverletzung gestorben Gegen den Täter aus Georgensgmünd ergeht Haftbefehl wegen Mordes

20.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:09 Uhr

Nach den Schüssen auf den inzwischen verstorbenen 32-Jährigen des Sondereinsatzkommandos stehen Polizisten und Ermittler (im Hintergrund) am Haus des 49-Jährigen, der mit der Waffe im Anschlag auf die Beamten gewartet hat. - Foto: Richter

Georgensgmünd (HK) "Wir können nur noch beten", hatte Roths Landrat Herbert Eckstein angesichts des schwer verletzten Polizisten am Mittwochmorgen bekräftigt. Doch jetzt ist das, was viele seiner Kollegen befürchtet haben, schreckliche Wahrheit geworden.

Der 32-jährige Beamte des Sondereinsatzkommandos aus Nordbayern, der am Mittwochmorgen von dem 49-jährigen Georgensgmünder Wolfgang P. angeschossen wurde, ist gestern Nacht gestorben. Dies bestätigte Bert Rauenbusch vom Polizeipräsidium Nürnberg gestern auf Anfrage. Die Polizei hatte bereits am Mittwochabend fälschlicherweise den Tod des Beamten mitgeteilt, dies dann aber umgehend wieder korrigiert. Der 32-Jährige ist nach seinen Schussverletzungen, bei dem eine Kugel an der Schussweste vorbei durch die Achsel in seinen Brustkorb eingedrungen ist, operiert worden. "Sein Zustand ist stabil", sagte Rauenbusch am Mittwoch kurz vor der Pressekonferenz im Rother Landratsamt noch hoffnungsvoll. Heute Morgen um 3.30 Uhr ist der SEK-Beamte jedoch seinen Verletzungen erlegen. Sein 31-jähriger Kollege, der durch einen Durchschuss am Oberarm verletzt worden ist, befindet sich laut Rauenbusch immer noch in Behandlung, schwebt aber nicht in Lebensgefahr. Zwei weitere 37-jährige Polizisten wurden bei dem Zugriff in Georgensgmünd leicht verletzt.

Der 49-jährige Wolfgang P. ist am Mittwoch bei der Kriminalpolizei Schwabach verhört und gestern dem Ermittlungsrichter vorgeführt worden, der wegen Mordes in Tateinheit mit versuchtem Mord und gefährlicher Körperverletzung Haftbefehl erlassen hat. Jetzt wurden die Ermittlungen eingeleitet. "In der Regel sind in so einem komplizierten Fall sechs Monate nichts Ungewöhnliches", sagte die leitende Staatsanwältin Anita Traud gestern auf Anfrage. "Wir müssen den Tathergang erst noch analysieren", so Traud. Klar sei inzwischen jedoch, dass der Beschuldigte "mindestens zehn Schüsse" aus einer Pistole auf die Beamten abgefeuert hat.

"Ich bin einfach nur traurig und fassungslos", sagt Landrat Herbert Eckstein nach dem Tod des 32-Jährigen. Und er denkt auch an die Einsatzleiter, die diesen Tag wohl erst noch verkraften müssen. "Ich glaube, sie werden noch mehr leiden, sie werden sich immer wieder fragen, was sie vielleicht hätten anders machen können."

"Es ist einfach tragisch", sagt auch der Georgensgmünder Bürgermeister Ben Schwarz. "Ich bewundere, dass die Beamten unter Einsatz für Leib und Leben für den Rechtsstaat eintreten und hier ihren Kopf hinhalten", betonte er. Dass der 49-jährige Täter bei dem Zugriff nur leicht verletzt worden ist, zeuge von dem "überlegten und professionellen Handeln, vor dem ich Hochachtung habe".

Wolfgang P. sei in der Gemeinde nur dadurch aufgefallen, dass er im Januar dieses Jahres beim Einwohnermeldeamt seinen Pass abgeben hat und seine Staatsbürgerschaft niederlegen wollte. "Er ist dazu mit zwei Zeugen hier aufgetaucht und hat den Ausweis auch bei uns gelassen", sagt Schwarz. Man habe ihm später jedoch schriftlich mitgeteilt, dass er den Ausweis zwar abgeben, seine Staatsbürgerschaft aber nicht niederlegen könne.

"Ich bin tief bestürzt über den Tod Ihres Kollegen, der im Dienst für unser Land sein Leben verloren hat", schreibt der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke in einem Brief an den Polizeipräsidenten Johann Rast. "Ich hoffe, dass nun alle Menschen guten Willens zusammenwirken und sich gegen Gewalt und Extremismus stellen, damit sich die tragischen Ereignisse von Georgensgmünd nicht wiederholen."

Ab heute liegt im Polizeipräsidium Mittelfranken, Eingang Schlotfegergasse 10 (Polizeiinspektion Nürnberg-Mitte), ein Kondolenzbuch für die Bevölkerung und alle Kollegen und Kolleginnen des verstorbenen Beamten aus.