Grafenberg
Fit für den kaufmännischen Beruf

Burgbad, der Partnerbetrieb der Gredinger Wirtschaftsschule, bildet mit Lena Greiner erstmals eine dortige Absolventin aus

20.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr
Welche unterschiedlichen Vorkenntnisse Real- und Wirtschaftsschule für die Arbeit im Büro vermitteln, können Anna Pickl und Lena Greiner (sitzend, von links) gut vergleichen. Reinhold Lindner und Markus Nieberle (stehend, von links) zeigen sich immer glücklich über motivierte junge Leute. Die haben heutzutage beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. −Foto: Luff

Grafenberg (HK) Die Staatliche Wirtschaftsschule in Greding befindet sich gerade in ihrem sechsten Jahr. Ein Betrieb, der der Einrichtung seinerzeit ein wenig Starthilfe gegeben hat, profitiert nun zum ersten Mal von der Schule: die Firma Burgbad in Grafenberg.

Der Profit ist 18 Jahre alt und kommt aus Greding: Lena Greiner absolviert seit dem Herbst 2016 ihre Ausbildung zur Industriekauffrau bei dem Badmöbelhersteller aus dem Gredinger Gemeindeteil. Ihre Schullaufbahn hat Lena mit dem Abschluss an der Wirtschaftsschule in ihrer Heimatstadt beendet, zuvor hatte sie den M-Zug an der Hilpoltsteiner Mittelschule besucht. Der Wechsel damals in die achte Klasse der Wirtschaftsschule sei auf Drängen ihrer Eltern geschehen, erzählt sie: "Die sagten, es sei das Beste für mich." Damit lagen sie richtig, urteilt die junge Frau heute.

Das bestätigt Reinhold Lindner, Kaufmännischer Leiter bei Burgbad. Vor zehn Jahren habe das Unternehmen auch noch Mittelschüler fürs Büro genommen, erzählt er. Heute sehe er selbst den M-Zug kritisch - obwohl der Abschluss ebenso als Mittlere Reife gilt wie das Zeugnis an der Wirtschafts- und der Realschule. "Man tut der einzelnen Person vielleicht Unrecht", räumt er ein, doch Burgbad setze heute lieber auf Real- und Wirtschaftsschüler.

Dass das Unternehmen das im eher abgelegenen Grafenberg überhaupt kann, dafür hat es seinerzeit selbst einen Grundstein gelegt. Burgbad hatte sich schon im Vorfeld der Gründung dazu bereiterklärt, die Partnerschaft für die Wirtschaftsschule zu übernehmen. Die Übungsfirma an der Wirtschaftsschule ist anfangs in Kooperation mit dem Partnerbetrieb eingerichtet worden. Im neuen Lehrplan würden zwar keine Badmöbel mehr verkauft, sagt Studienrat Markus Nieberle, doch sei der Kontakt zwischen Schule und Betrieb noch immer eng und gut: "Wir stimmen uns beispielsweise bei den Praktikumsplätzen ab."

Lindner ist froh, eine Schule in der Nähe zu haben, in der potenzielle Auszubildende das Rüstzeug erlernen. Denn die Zeiten, in denen das große Unternehmen im kleinen Dorf aus einer Fülle von Bewerbern wählen konnte, sind längst vorbei. Und einen Jugendlichen aus Nürnberg oder Ingolstadt ziehe es wahrscheinlich kaum nach Grafenberg, "wir generieren unseren Nachwuchs aus der Umgebung". So sei es _ Stand heute - sehr wahrscheinlich, dass auch im kommenden Ausbildungsjahr ein Wirtschaftsschüler bei Burgbad eine Chance erhält.

Die Nähe zu ihrem Wohnort war auch für Anna Pickl ein entscheidendes Argument für Burgbad. Die Morsbacherin steht wie Lena Greiner kurz vor ihrer Zwischenprüfung, sie hat zuvor allerdings die Maria-Ward-Realschule in Eichstätt besucht. Die Gredinger Wirtschaftsschule sei nie eine Option gewesen, erzählt sie, "das wurde uns gar nicht angeboten". Das ist ein Umstand, an dem der Lehrer Markus Nieberle noch arbeiten will: "Wir brauchen die Beratungslehrer", sagt er. Er besuche zwar Informationsveranstaltungen zum Übertritt in Schulen der Region, werde aber noch zu selten eingeladen. "Die Wirtschaftsschule ist ein Nischenprodukt."

So geht auch Anna davon aus, dass die Fahrt von Morsbach ins nahe Greding über die Landkreisgrenze an der fehlenden Busverbindung ohnehin gescheitert wäre. Wäre sie aber nicht, versichert Nieberle: "Das hätten wir hinbekommen." Als Schule mit einem landkreisübergreifenden Einzugsgebiet werde für jeden Schüler eine Lösung gefunden.

In ihrer Ausbildung sind die beiden jungen Frauen auf demselben Stand. Allerdings kommen sie von einer anderen Basis. "Für einen kaufmännischen Beruf ist die Wirtschaftsschule echt gut", findet Lena Greiner. "Gerade in KSK, da wird der Stoff relativ schnell durchgezogen", ergänzt Anna Pickl. Die Kaufmännische Steuerung und Kontrolle (KSK), ein Fach an der Berufsschule, ist Lena nicht fremd. Diese Vorbildung mache sich in der Berufsschule am ehesten bemerkbar, findet Reinhold Lindner, "man tut sich da leichter". In der Firmenpraxis relativiere sich das wieder ein Stück weit. Sie hatte an der Realschule den Französisch-Zweig belegt, erzählt Anna - weshalb sie lediglich eine Stunde pro Woche Betriebswirtschaftslehre/Rechnungswesen (BwR) genossen habe. "Diese Kenntnisse habe ich in die Berufsschule mitgenommen - es waren nicht viele."

An der Realschule sei eher der kaufmännische Zweig die Konkurrenz der Wirtschaftsschule, bestätigt Nieberle. Im Vergleich zu Anna hat Lena den Vorteil, dass sie ihre Ausbildungszeit von regulär drei Jahren verkürzen kann. Eine Option, von der sie jedoch keinen Gebrauch machen will, da sie sich einen Teil des Stoffes dann eigenständig erarbeiten müsste.

Demjenigen, der sich ein umfassendes Bild von der Wirtschaftsschule machen möchte, legt Lehrer Nieberle den Informationsabend am 26. Februar (siehe eigenen Bericht) ans Herz. Dort werde die Wirtschaftsschule in allen Facetten vorgestellt, die meisten Lehrer seien anwesend, um Fragen zu beantworten. Und nicht zuletzt seien aktuelle und wohl auch ein paar ehemalige Schüler da, um von ihrem Alltag und ihren Erfahrungen zu berichten. "Wir stellen auch die Übungsfirma, das Kernprodukt der Wirtschaftsschule, und die ganze Tablet-Geschichte vor", erzählt Nieberle. Mit eigenen Tablets werden die Schüler in Greding fit gemacht für den Arbeitsmarkt im digitalen Zeitalter.

Ziel ist es, die Jugendlichen bestmöglich für die eigene Karriere zu rüsten. In der Vergangenheit ist das gelungen, weiß Lena Greiner. Ihre Mitschüler konnten nach dem Abschluss "das machen, was sie wollten", sagt sie. Was - zum Leidwesen für hiesige Betriebe wie Burgbad - nicht immer bedeutet, dass sie eine Ausbildungsstelle antreten. "Etwa 30 Prozent gehen an die FOS", erzählt Markus Nieberle. Im Trend liege derzeit auch die Bundespolizei, die einige Absolventen abschöpfe.

Wer sich für eine betriebliche Ausbildung in Heimatnähe entscheide, habe gute Chancen, sagt Reinhold Lindner: "Wir bilden aus, um die Mitarbeiter auch zu übernehmen", sagt er. In aller Regel funktioniere das. In einer Phase des zunehmenden Fachkräftemangels gelte dies umso mehr: "Momentan holen wir die Azubis schon fast aus den Abteilungen, bevor sie ausgelernt haben", so Lindner. Für Jugendliche seien die heutigen Zeiten geradezu "ein Schlaraffenland".

Informationsabend am 26. Februar

Greding (luf) Der Hauptanmeldezeitraum für die Staatliche Wirtschaftsschule Greding erstreckt sich von Montag, 12. März, bis Freitag, 23. März. Schüler der Mittelschulen, die die Übertrittsbedingungen erst im Jahreszeugnis erfüllen, können jedoch bis zum Sommer aufgenommen werden - bis 10. August. Das Gleiche gilt für Schüler von Realschulen oder Gymnasien, die sich erfahrungsgemäß oftmals erst relativ spät für einen Schulwechsel entscheiden.

Für alle ist jedoch der Informationsabend geeignet, den die Wirtschaftsschule am Montag, 26. Februar, anbietet. Beginn ist um 19 Uhr in der Schule an der Berchinger Straße in Greding. Dort erhalten Interessierte Informationen zu dieser Schulart, zu den Zugangsvoraussetzung und zu den Möglichkeiten, die ein Absolvent besitzt. Lehrer und Schüler geben hierüber praxisnahe Auskunft.

Die Voraussetzungen für den Besuch der Wirtschaftsschule sind ein wenig unterschiedlich für die einzelnen Schüler, je nachdem, von welcher Schulart sie kommen. Jedoch gibt es für all diejenigen, die die Zugangsvoraussetzungen nicht erfüllen, einen Probeunterricht in den Fächern Deutsch und Mathematik. Die Zugangsvoraussetzungen sind folgende:

 

Mittelschule: Schüler müssen eine Gesamtdurchschnittsnote von mindestens 2,66 im Zwischenzeugnis oder Jahreszeugnis der siebten Klasse in den Fächern Deutsch, Mathematik und Englisch erreichen.

Gymnasien, Realschulen und M-Zug: Die Schüler erfüllen die Zugangsvoraussetzungen, wenn sie die Erlaubnis für das Vorrücken in die achte Klasse erhalten oder höchstens einmal die Note 5 im Jahreszeugnis in Vorrückungsfächern vorhanden ist, die auch in der 8. Klasse der Wirtschaftsschule unterrichtet werden. Oder wenn sie mindestens die Note 4 in den Fächern Deutsch, Englisch - soweit Pflichtfach - und Mathematik im Jahreszeugnis der siebten Klasse erreichen.

 

Schüler, die diese Zugangsvoraussetzungen nicht unmittelbar erfüllen, haben die Möglichkeit, an einem dreitägigen Probeunterricht in den Fächern Deutsch und Mathematik teilzunehmen und über diesen Weg die Schule zu besuchen. Weitere Informationen gibt es unter Telefon (09171) 81 87 00 oder im Internet unter www.wirtschaftsschule-greding.de. | luf