Euerwang
Beispiel für Kammerstein und ganz Bayern

CSU-Landtagsabgeordneter Volker Bauer schaut sich mit Delegation im Euerwanger Gemeinschaftshaus um

22.11.2016 | Stand 02.12.2020, 19:01 Uhr

Eine Gruppe aus Euerwang erklärt Gästen aus Kammerstein, wie's läuft. Im Juradorf klappt nämlich der Zusammenhalt von Bürgern und Vereinen. - Foto: Ehard

Euerwang (HK) Euerwang an der Südspitze der Großgemeinde Gredings und damit auch Mittelfrankens ist ein kleines Dorf - es gibt rund 150 Einwohner - mit einer überaus gesunden Infrastruktur. Das ist auch im Landkreisnorden schon aufgefallen, und da vor allem dem Kammersteiner Volker Bauer, dem Rother Wahlkreisabgeordneten im Landtag.

Weil es in seiner Heimatgemeinde offenbar deutlich schlechter läuft, hat er eine Informationsfahrt organisiert: Rund ein Dutzend Vertreter aus Kammersteiner Vereinen folgte ihm nach Euerwang ins Gemeinschaftshaus.

Bauer hatte die Schützen im Herbst bei der Einweihung ihres umgebauten Schützenhauses besucht. In seinem Heimatort, dem knapp viermal so großen Kammerstein, mussten in den vergangenen fünf Jahren zwei Gasthäuser und das Schützenhaus schließen. Nicht nur der Schützenverein wurde heimatlos, auch das Vereinsleben im Ort leidet. Und so folgten Bauer auch mehrere aktive oder ehemalige Gemeinderatsmitglieder aus Kammerstein auf die Jura-Hochebene. "Schon erstaunlich, was selbst in einem so kleinen Ort möglich ist, wenn die Menschen und Vereine zusammenhelfen", kommentierte einer von ihnen.

Interessiert lauschten sie den Ausführungen des Ehrenschützenmeisters Matthias Mödl und Konrad Mayer. Dieser ist heute in Euerwang Schützenmeister und schwört auf die dörfliche Gemeinschaft im ländlichen Raum. "Ohne geht's nicht", sagte der Lindener. Als beispielsweise der Wirt des alten Schützenheims altersbedingt aufhörte, sprang der Schützenverein ein und betrieb die Wirtschaft kurzerhand ein Jahr lang selbst. Diese Mentalität des Anpackens half dann auch, als 2002 der Neubau des in die Jahre gekommenen Vereinsheims anstand. Was viele Vereine vor enorme organisatorische und finanzielle Schwierigkeiten stellt, meisterten die Euerwanger in beeindruckender Weise. "Hier haben sich eben alle zusammengetan", erklärte Andreas Schneider. Der stellvertretende Leiter des Bauamts in Greding und eingeheiratete Euerwanger griff dem Schützenverein bei der Planung unter die Arme. "In Angriff nehmen konnten wir das 260 000 Euro teure Vorhaben aber nur, weil wir auf andere Gruppen zugegangen sind", erklärte Mayer den Kammersteinern.

Heute haben die Katholische Landjugend, der Pfarrgemeinderat, die Schola, eine Krabbelgruppe und die Theatergruppe des Schützenvereins im Gemeinschaftshaus eine Heimat. Dementsprechend beteiligten sich unter anderem die Diözese, das Amt für ländliche Entwicklung, der Kulturfonds des Freistaats Bayern, die Stadt und die Kirchenstiftung an der Finanzierung - beim jüngsten Umbau der Schießanlage auch der Freistaat Bayern mit 60 000 Euro. "Viel haben wir auch in Eigenleistung und durch Unterstützung örtlicher Bauunternehmen gemacht und durch Sauschießen und Theateraufführungen refinanziert", erklärte Mayer.

Er und seine Frau haben in dieser Woche ehrenamtlich Wirt-Dienst. Noch so eine Besonderheit. Dem verbliebenen Wirtshaus am Ort wollen sie keine Konkurrenz machen. Aber zwei- oder dreimal die Woche ist der Schankraum bewirtschaftet. Die Vereinsvertreter kommen hier zusammen.

Das Gemeinschaftshaus erinnere an "eine WG für Vereine, von der alle etwas haben", lobte Bauer. "Wir brauchen mehr solcher Dorfinstitutionen." Er wünsche sich eine solche Initiative auch in Kammerstein. Dann wolle er auch "intensiv um Fördergelder werben". Der Abgeordnete kündigte an, das Euerwanger Gemeinschaftshaus seinen Landtagskollegen als "bayernweit vorzeigbar" zu präsentieren und beim Finanzminister Markus Söder für ein Sonderprogramm für derartige Vereinsheime, die mehrere Gruppen nutzen, zu werben.