Erlangen
Spott über "Hasenkäfige"

Leichte Misstöne mischen sich in die Vorbereitungen für die Erlanger Bergkirchweih Auftakt am 12. Mai

29.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:53 Uhr

Noch zwei Wochen bis zum "Berch". Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, auch wenn man über die "Hasengitter" vor den Balustraden (ganz oben) nicht begeistert ist. - Foto: Pelke

Erlangen (npe) Auf dem Erlanger Burgberg läuft der Countdown zum Start der fünften Jahreszeit. Am Donnerstag, 12. Mai, geht es los. Die Stadt setzt auf neue Sicherheitsmaßnahmen. Bei den Kellerwirten regt sich Unmut darüber.

Hier wird gehämmert, da wird geschraubt. Auch Michael und Johannes vor dem Keller der Erlanger Traditionsbrauerei "Steinbach" schwingen Hammer und Pinsel im Schatten der Bäume. "Es gibt viel zu tun. Trödeln dürfen wir nicht. In knapp einer Woche geht es los", erzählt Michael und taucht mit dem dicken Pinsel in den Eimer mit der Farbe. "Im Moment streichen wir die ganzen Bierbänke", sagt Johannes und zeigt auf die vielen Holzbänke, die sich dicht an dicht den Hang des Burgbergs hinauf über den alten Bierkellern verteilen.

Über 10 000 dieser gemütlichen Sitzgelegenheiten soll es auf dem Berg insgesamt geben. Damit ist das rund 1000 Meter lange Gelände mit aller Wahrscheinlichkeit der größte Biergarten in ganz Europa. Was im Jahr 1755 als kleines Pfingstfest mit Vogelschießen am Altstädter Schießhaus begann, ist heute längst zum Aushängeschild der Unistadt geworden.

Zur größten Attraktion des Festes haben sich schnell die vielen Bierkeller im Burgberg entwickelt, aus denen noch heute der Gerstensaft ausgeschenkt wird. Über eine Million Besucher pilgern jährlich auf den "Berch", wie die Erlanger ihr Fest liebevoll nennen.

Genauso groß wie die Liebe ist nur die Leidenschaft, mit der die Erlanger über das Volksfest vor dem Anstich streiten. Meistens geht es um den Bierpreis. Heute streitet man über die neuen Sicherheitsauflagen der Stadt. Laut einem Sprecher der Stadt habe die Höhe der Geländer nicht den Vorschriften entsprochen. Provisorisch sei dieses Problem mit Gittern gelöst wurden.

In Erlangen spottet und schimpft man freilich bereits lautstark über die neuen "Hasenkäfige", die die auf Bierbänken tanzenden Bergbesucher an neuralgischen Stellen davon abhalten sollen, in die Tiefe zu stürzen. "Das ist teilweise kein schöner Anblick", ärgert sich Christoph Gewalt von der Steinbach-Brauerei im Herzen der Altstadt. Die Stadt müsse sich besser um das Erscheinungsbild der Kirchweih kümmern, findet der Braumeister. Zuletzt habe man im Rathaus hier kein glückliches Händchen bewiesen. Schließlich sei der Berg nicht nur ein Geschäft, sondern auch eine Herzensangelegenheit. Die Stadt müsse aufpassen, das Traditionsfest nicht durch immer neue und schärfere Sicherheitsbedenken kaputtzumachen. "Es ging schon immer hoch her auf dem Berg", sagt Christoph Gewalt.

Der Sprecher der Stadt, Christofer Zwanzig, verspricht, dass man die "Hasengitter" in den nächsten Jahren noch verschönern wolle. Kellerwirte wie Christoph Gewalt finden, die Stadt müsse sich früher um das Thema kümmern und nicht erst kurz vor dem Startschuss mit neuen Sicherheitsauflagen auf dem Burgberg aufkreuzen. "Schlechtreden" wolle der Steinbach-Chef den Berg freilich nicht. Schade wäre es halt drum, wenn Bedenkenträger auf dem ältesten Bierfest der Welt regierten, findet er.

So dürften die meisten Erlanger denken. Denn wenn der Berg am Ende ruft, strömen sie alle in den Kastanienwald hinauf. Genauso traurig sind alle, wenn das letzte Fass nach zwölf Tagen am Erich-Keller eingegraben wird. Die Maß kostet heuer übrigens neun Euro.