Erkertshofen
Aufbruchsland mit Schattenseiten

Weltkirchereferent Gerhard Rott spricht beim Einkehrtag der Katholischen Landvolkbewegung über Brasilien

08.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:14 Uhr

Einen Speer, mit dem eingeborene in Brasilien Fische fangen, halten Pfarrer Johannes Trollmann, Simon Strobel von der KLB und Referent Gerhard Rott (von links) in den Händen. Auf dem Tuch sollen die Orte verewigt werden, in denen derartige Vorträge nun stattfinden. - Foto: Funk

Erkertshofen (fun) Mit den mannigfaltigen Problemen, mit denen viele Brasilianer zu kämpfen haben, konfrontierte Gerhard Rott von der Diözese Eichstätt die Gäste des Einkehrtags der Katholischen Landvolkbewegung (KLB) in Erkertshofen.

Rott vom Referat Weltkirche des Bistums nannte Brasilien ein "Aufbruchsland mit vielen Schattenseiten". Bei zahlreichen Projekten, die Positives bringen sollen, gewährt Misereor Unterstützung.

Im Großraum Sao Paulo wohnen mehr als 20 Millionen Menschen, doch nicht alle haben ein Dach über den Kopf. Rott berichtete von über 200 000 Obdachlosen, die auf der Straße leben und schlafen. Es gibt einheimische Organisationen und Gruppen, die nicht mehr genutzte Immobilien in Staatseigentum in Wohnraum für Obdachlose umbauen. Die Abholzung der großen Urwälder ist ein stetiges Problem. Im Süden wird versucht, Waldgärten anzulegen, in denen Bananen, Ananas, Peperoni und andere Früchte angebaut werden.

In verschiedenen Landesteilen herrscht Wassermangel - ebenfalls verursacht durch Rodung und den Klimawandel. Darum wird dort der Bau von Zisternen gefördert. Landbesitz ist ungleich verteilt. Wenigen Reichen gehören riesige Flächen, die zum Teil aber gar nicht genutzt werden. Ureinwohner, denen der Verfassung nach bestimmte Ländereien zustehen, geraten unter Druck. Einheimische werden vertrieben oder sogar ermordet. Die Großgrundbesitzer könnten sich die Politiker und die Polizei kaufen, sagte Rott.

Konzerne errichten Staudämme für Stromerzeugung, die Flüsse sind überfischt und daher geraten die natürlichen Kreisläufe durcheinander. Mit Soja, Holz, Eisen, seltenen Erden und Gold werde viel Geld gemacht; die Armen hätten nichts davon, führte Rott aus. Die Kirche versuche, an die Mächtigen zu kommen, um Änderungen zu erreichen oder diese zu Spenden zu ermuntern.

Den Einkehrtag beschloss ein Gottesdienst und die Weihe von Wasser, bei der Pfarrer Johannes Trollmann auch auf das Tagesmotto "Das Recht ströme wie Wasser" aus dem Propheten Amos hinwies.