Dixenhausen
Eine traditionelle Idee neu verpackt

Veronika Pichl veröffentlicht ihre eigenen Kochbücher - Steckenpferd ist das Konzept "Meal Prep"

12.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:53 Uhr
Fotoshooting für ein neues Buch: Veronika Pichl präsentiert in der Ausstellungsküche der Schreinerei Pappenheimer in Meckenhausen vorgekochte Gerichte. −Foto: Steimle

Dixenhausen (HK) Zuccininudeln mit Fleischbällchen, gefüllte Paprika und bunte Salate: Aus den Dosen, die Veronika Pichl vorbereitet hat, duftet es verführerisch. Durch ihr Interesse an gesunder Ernährung hat sich die Dixenhausenerin ein neues berufliches Standbein geschaffen: Sie schreibt ihre eigenen Kochbücher. Besonders erfolgreich ist das Konzept rund ums Vorkochen der Gerichte.

Dabei war die gelernte Kauffrau für Bürokommunikation früher gar keine leidenschaftliche Köchin. "Spaghetti Bolognese aus der Tüte" fand früher den Weg auf den Teller. "Ich habe nie meine Mutter gefragt, ob sie mir etwas zeigen kann", erinnert sich Pichl. Nachdem sie mit ihrem Mann zusammengezogen war, brachte sie sich einige Gerichte bei, "aber wir haben uns nicht wirklich bewusst ernährt".

Das änderte sich in der Elternzeit, nachdem 2006 ihr erster Sohn geboren wurde. Pichl begann, sich mit ihrer Ernährung auseinanderzusetzen, auch, weil sie ein paar Babypfunde verlieren wollte. Ihre Erfahrungen rund um die Chia-Samen (kleine Körner aus der Gattung der Salbeipflanzen, die in Verbindung mit Wasser stark aufquellen) fasste sie in einem Buch zusammen, das sie im Selbstverlag beim Online-Versandhändler Amazon veröffentlichte. Was dann passierte, "damit habe ich nicht gerechnet". Die Rezepte zum gesunden Chia-Korn schafften es in die Top 100 der in Eigenregie veröffentlichten Bücher und der Riva-Verlag wurde auf die Dixenhausenerin aufmerksam. "Ich wurde dann gefragt, ob ich gerne weitere Projekte übernehmen möchte", sagt die 37-Jährige, die vor ihrer Kochkarriere als Sachbearbeiterin im Aktienhandel einer Bank tätig war.

Von ihrer Experimentierfreude am Herd kann Pichl mittlerweile leben. "Wenn ein Buch gut läuft, bekommt man entsprechend Tantiemen." Zeit, ins Büro zu gehen, hat sie ohnehin nicht mehr, denn schließlich kommt ständig ein neues Projekt hinzu. Pichl hat schon "13 oder 14" Bücher veröffentlicht, so genau weiß sie es gar nicht. Etwa alle zwei Monate schreibt sie ein neues. "Manchmal mache ich auch Doppelprojekte, also etwa ein Kochbuch mit Rezepten für den Thermomix und eines ohne", wie zum Beispiel ein Buch über "low carb", also Gerichte mit wenig Kohlenhydraten, eine Ernährungsweise, die beim Abnehmen helfen soll.

"Die Ideen kommen mir einfach so", sagt die Buchautorin, zusätzlich sei sie viel auf Social Media-Plattformen wie etwa Instagram unterwegs. Dort ergeben sich auch Kooperationen: "Ich habe ein paar Instagrammer, die mich unterstützen, indem sie Rezepte zu meinen Büchern beitragen." Diese bewerben das Buch wiederum auf ihren Seiten.

Ebenso erfolgreich wie damals "Chia" läuft das Konzept "Meal Prep". Es geht darum, gesunde Mahlzeiten für eine Woche vorzukochen, um "der Breze oder der Fertigpizza" ausweichen zu können. Der Trend "kommt aus der Fitness- und Foodbloggerszene", erklärt Pichl, denn diesen Leuten gehe es darum, genau über Menge und Kalorienanzahl Bescheid zu wissen. Eigentlich sei das Vorkochen aber noch viel älter, betont Pichl. "Früher hat man aus dem Gartengemüse einen Eintopf für drei Tage gekocht." Blickt man auf die Wochenpläne in Pichls Buch, steht aber nicht drei Tage lang das Gleiche auf dem Speiseplan. Es wird eher darauf geachtet, "die Zutaten auf verschiedene Arten zu kombinieren, damit es nicht so eintönig wird".

Damit lässt sich laut Pichl nicht nur Zeit, sondern auch Geld sparen: Durch bedarfsgerechtes Einkaufen werden nur die Lebensmittel gekauft, die auch tatsächlich im Topf oder im Ofen landen. "Kochen statt wegwerfen", auch darüber hat die Köchin schon ein Buch geschrieben.

"Wenn man selbst kocht, weiß man auch, was drin ist", fährt Pichl fort, das sei wichtig, wenn man an einer Allergie leide, oder ein paar Kilogramm abnehmen wolle. Versteckter Zucker, Geschmacksverstärker - "wenn ich die nicht will, muss ich mich der Sache selbst annehmen".

Oder eben die ganze Familie. Denn am Wochenende für die nächsten Tage vorkochen mache gemeinsam viel mehr Spaß, findet Pichl. "Da können der Mann und die Kinder dann schön mitschnippeln." Das führe auch dazu, dass die Kinder selbst das Gekochte lieber essen. "Natürlich haben Kinder ihre eigenen Gewohnheiten", sind aber Neuem gegenüber grundsätzlich aufgeschlossen, wenn sie selbst ab und zu in der Küche helfen. Das kann Pichl auch an ihren beiden Söhnen beobachten: "Ich habe mal einen Schokopudding in den Kühlschrank gestellt und gesagt, du kannst den probieren, aber ich muss später noch ein Foto machen." Natürlich war es kein Schokopudding im herkömmlichen Sinne - er bestand aus Avocados und Agavendicksaft. "Als ich wiederkam, war er weggefuttert", sagt Pichl lachend. "Sie probieren gerne Neues aus."

Tina Steimle