Eysölden
Eine musikalische Predigt

Chor Profil überzeugt bei Auftritt in Eysölden durch Authentizität - Lichtschalter des Gebets drücken

19.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:48 Uhr
Immer wieder kommen die Sänger des Gospelchors Profil nach vorne, um ein Solo zu singen. Begleitet werden sie von gleich drei Keyboards, Klavier und E-Bass. −Foto: Leykamm

Eysölden (HK) Jesus Christus ist nicht nur eine historische Figur, sondern hat als Sohn Gottes für alle Menschen die Tür zum Himmel weit aufgestoßen und bietet ihnen eine persönliche Beziehung zu ihm an.

So in etwa lautet das Glaubensbekenntnis der Mitglieder des Chores Profil. Dass sie es damit ernst meinen, ist der Gruppe bei ihrem Auftritt in der Thomaskirche Eysölden deutlich anzumerken.

Und richtig gut singen kann das Ensemble obendrein. Gleich nach dem ersten Stück am Samstagabend, das in der gut gefüllten Kirche die Freude in diesem Gott besingt, wird klar, worin diese begründet wird: Im direkten Kontakt des Einzelnen mit dem Mensch gewordenen Schöpfer selbst. "Such mich, lass mich an dich herankommen", legt der Chor dem Messias in den Mund. "Du hast mich schon immer gekannt und mein Weinen gehört - in deinen Armen bin ich sicher und glücklich", so die Antwort. Die zentralen Textpassagen der Lieder gibt es auf Deutsch zum Verinnerlichen auf den Liedblättern zu lesen.

Alternativ lässt sich auch einfach nur die Musik genießen und den persönlichen Erfahrungen lauschen, die die Chormitglieder zwischen den Stücken gerne zum Besten geben. Und zwar ganz offen und ehrlich. Da spricht die Berufstätige auch mal von den Stürmen, die das Arbeitsleben so mit sich bringt und dass sie sich nicht immer auf beziehungsweise unter dem Schirm des Höchsten wähnt. Am Ende aber gewinnt immer die Zuversicht. Wie das gehen kann, verrät eine Studentin, die beim nachmittäglichen Brüten über dem Lernstoff vergisst, dass es immer dunkler um sie wird. Aber "Gott will nicht, dass wir im Finstern sind", folgert sie daraus. Deswegen nicht vergessen, auch innerlich "den Lichtschalter zu drücken" - und sich im Gebet an Jesus zu wenden. Am deutlichsten wird der E-Schlagzeuger der Band des EC-Chores, dessen Kürzel nicht umsonst für "Entschieden für Christus" steht. Den Rhythmusgaranten treibt um, dass so viele Menschen auf der Suche nach Halt und Hoffnung seien. Genau darauf "haben wir Christen als Einzige eine Antwort". Deswegen "braucht jeder das Evangelium", folgert er. Oft aber habe er den Eindruck, dass viele Menschen danach schrien "und wir schlafen", nimmt er die Gläubigen ins Visier. Wie man als Gottesdienstbesucher wohl reagieren würde, wenn ein Obdachloser die Kirchentür durchschreitet? Die Tasche neben sich stellen, damit er sich nicht zu einem gesellt? Oder das Programm unterbrechen, um ihn zu versorgen? Die Nagelprobe erfolgt allerdings nicht - kein im besagten Sinn Notleidender ist an diesem Abend zugegen. Der Mann mit dem Beat geht noch weiter. Oft seien "Christen mehr in den Gemeinden als auf der Straße, wo sie und ihre Hoffnung gebraucht werden".

Die Predigt sitzt und spiegelt sich auch in den Liedern wider: Jesus zu folgen hat Folgen, heißt es da etwa wortspielerisch. Auch musikalisch gerät der Abend recht reizvoll. Gleich drei Keyboards gibt es zu hören, inklusive Synthieklängen und dezenten Piano-Soli, der E-Bass kommt manchmal sogar richtig "funky" daher. Balladen wechseln sich mit rhythmisch treibenden Stücken ab. Ab und zu lässt der Chor sein ganzes Können bei a cappella gesungenen Passagen mit vertrackten Harmonien aufblitzen. Immer wieder huschen einzelne Sänger und Sängerinnen aus dem Ensemble nach vorne und lassen ein Solo erklingen. Gleich bei drei Stücken in Reihe soll das Publikum mitsingen - und dazu natürlich aufstehen. Dem wird gerne Folge geleistet. Die Lieder, wie die anderen auch eher unbekannte moderne Gospeljuwelen, sind schnell gelernt.

Eines braucht aber niemand lernen. Es heißt "Oh happy day" und zählt zu den Topklassikern des Genres. Auch in der Thomaskirche erntet dieser großen Beifall, bevor der Chor dem Schöpfer sein "Ja" zu ihm entgegen schmettert. Bekräftigt wird es mit einem Kunstgriff, nämlich gleich zwei vorgetäuschten Enden. So gibt das Konzert schließlich vielfältige Impulse, die man ins Leben übertragen solle, wie Pfarrer Thomas Lorenz auffordert. Es gelte, sich "auf das Gehörte, auf das Evangelium einzulassen".