Eichstätt
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Brigadegeneral a. D. Ulrich Heider berichtet über seine Zeit als "Soldat in besonderer Mission"

27.11.2015 | Stand 02.12.2020, 20:29 Uhr

Bundespräsident Roman Herzog und Verbindungsoffizier Ulrich Heider am Grab von Nationalheld Simon Bolivar in Caracas. Arch - foto: Pinzka

Eichstätt (je) Beim Besuch von Bundespräsident Roman Herzog in Brasilien 1995 spielte bei einem Empfang eines Gouverneurs in Porto Alegre die Polizeikapelle versehentlich die Hymne der DDR „Auferstanden aus Ruinen“. Der Präsident schrieb dazu in seinen Erinnerungen: „Ich schielte nach meinem Adjutanten, der salutierte weiter, und so machte ich es auch.“ Dieser erwähnte Verbindungsoffizier war Ulrich Heider, heute Brigadegeneral a.

D., Eichstätter Gästeführer und Führer (französisch und englisch) im Juramuseum.

Ulrich Heider (70) bestritt den traditionellen Vortrag bei der Mitgliederversammlung des Historischen Vereins. Sein Thema: „Als Soldat in besonderer Mission“. Dabei plauderte er überaus amüsant und unterhaltsam über seine Erlebnisse 1994 bis 1996 hautnah mit dem Bundespräsidenten.

Ulrich Heider stammt aus der Nähe von Kronach, kam mit elf Jahren nach Konstein und absolvierte die Eichstätter Oberrealschule, heute Willibald-Gymnasium. Er wurde Berufssoldat und trat 2005 nach 40 Jahren in den Ruhestand. Als Stationen seines Dienstes erwähnte er unter anderem Verwendung in der Truppe, stellvertretender Luftwaffenattaché an der Deutschen Botschaft in Paris, Dezernatsleiter Luftverteidigung im Luftflottenkommando, Referent für Rüstungskontrolle, stellvertretender Divisionskommandeur und in leitender Funktion der deutschen Vertretung bei der OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa) in Wien. Von der OSZE wurde er – bereits außer Dienst – 2008 „reaktiviert“. Bis 2010 wirkte er in Bosnien und Herzegowina beim Aufbau demokratischer Institutionen in den bosnischen Streitkräften mit.

Der Redner schilderte die wesentlichen Aufgaben als Verbindungsoffizier zwischen Präsident und Verteidigungsminister. Er schritt mit dem Bundespräsidenten Ehrenkompanien ab, legte Kränze nieder, wirkte bei Neujahrsempfängen mit. Und der Verbindungsoffizier muss in der Lage sein, dem Präsidenten alle Fragen zu den Streitkräften erschöpfend zu beantworten. „Schwierige Themen waren zum Beispiel die Wehrpflicht oder Frauen in der Bundeswehr“, sagte Heider. Als unvergessene Ereignisse erwähnte Ulrich Heider den Antrittsbesuch von Roman Herzog bei der NATO in Brüssel, bei Ministerpräsident Jitzchack Rabin in Jerusalem und den Antrittsbesuch von Präsident Jacques Chirac in Deutschland. Als einen „tollen Mann mit unglaublicher Ausstrahlung“ erlebte Heider Papst Johannes Paul. In Pakistan war Empfang von Premierministerin Benazir Bhutto. „Die durften wir nur anschauen, aber ihr nicht die Hand geben und schon gar nicht ein Küsschen“, erzählte Heider. Tief beeindruckt war Heider von Nelson Mandela, dem Präsidenten von Südafrika.

Die Zuhörer spürten schon, was es bedeutet „auf dem roten Teppich neben dem Präsidenten zu schreiten“. Aber Ulrich Heider sagte auch: „Es war die Zeit meines Lebens, in der ich am meisten arbeiten musste.“