Eichstätt
Schluss mit dem Schlendrian

Naturpark Altmühltal sieht bei der Pflege des Wegenetzes in Gemeinden manchen Handlungsbedarf

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr
Auf der Suche nach "Entschleunigung" führt der Weg direkt durchs Altmühltal. Doch der Panoramaweg allein ist nicht genug, wenn es darum geht, den Trend zum Wandern touristisch zu nutzen. Entscheidend ist, dass auch die kleinen Rundwege in den Gemeinden allzeit gut in Schuss sind. −Foto: Naturpark Altmühltal

Eichstätt (HK) Zwölf Jahre ist es her, dass der Naturpark Altmühltal dem Wandern hier einen massiven Schub versetzte. Der Altmühltal-Panoramaweg ist das bekannteste, aber nicht das einzige Ergebnis dieser "Qualitätsoffensive Wandern". Doch der Schwung ist in manchen Gemeinden erlahmt.

Christoph Würflein, der Geschäftsführer des Naturparks Altmühltal, räumt offen ein, dass nach über zehn Jahren in manchen Orten der "alte Schlendrian" wieder da sei. Soll heißen: Es ist zu oft Glücksache, ob das bestehende örtliche Wanderwegenetz auch wirklich regelmäßig und liebevoll gepflegt wird, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Vielerorts haben in den letzten Jahren die Betreuer gewechselt, gibt es neue Bürgermeister, die von der alten "Qualitätsoffensive", vom einheitlichen Gesamtkonzept, von der Systematik des Beschilderungssystems nur noch wenig wissen. Erst vor Kurzem trommelte Würflein deswegen die Verantwortlichen bei einem zentralen Workshop in Beilngries zusammen, um Erfahrungen auszutauschen und die Richtung vorzugeben. Die klare Ansage lautet: Die Kontrolle der örtlichen Wege muss möglichst systematisiert sein, und das bestehende Wegenetz sollte kritisch hinterfragt werden.

Noch immer gibt es Gemeinden mit bis zu 17 (!) lokalen Rundwegen. Wer die ernsthaft in Schuss halten will, kann sich das ganze Jahr über die Hacken ablaufen. Schon beim einstigen Start der Wanderinitiative war es darum gegangen, das wild wuchernde Wegenetz deutlich einzudampfen. Die Devise lautet: "Reduzieren, was der Wanderer nicht braucht - Optimieren, was der Wanderer braucht."

Der "Leuchtturm" fürs Wandern in der Region ist seit elf Jahren der Panoramaweg und die daran angedockten "Schlaufenwege". Damit wirbt der Naturpark bundesweit um Wanderer, hier sind Pflege und regelmäßige Kontrolle durch die Gemeinden recht gut geregelt, die Standards sind festgelegt.

Dasselbe gilt für bekannte Fernwanderwege wie den Limesweg und den Wallfahrerweg. Und dazu kommen einige überregionale Fernwanderwege wie der Frankenweg und Jakobswege, die durch den Naturpark führen.

"Doch der Panoramaweg nutzt nichts, wenn das Ganze nicht in die Fläche geht", stellt Würflein klar. Die örtlichen Wanderwege sind also genauso wichtig. Viele dieser Wege sind gut in Schuss, aber manchmal hapert es auch gewaltig. Das fängt bei morschen Sitzbänken an, die manchmal allenfalls noch als "Totholzbiotop" (Würflein) durchgehen könnten und an Stellen ohne jede vernünftige Aussicht stehen, geht weiter über ausgeblichene Informationstafeln aus den 1970-er Jahren und endet noch lange nicht bei den oft verbesserungswürdigen Service-Informationen für den wanderfreudigen Gast in den einzelnen Gemeinden. Auf den Internetseiten der allermeisten Gemeinden herrscht da zum Beispiel buchstäblich das Schweigen im Walde. "Da ist noch Luft nach oben", sagt Würflein. Er ist der festen Überzeugung, dass die Mühe sich lohnt: "Wandern ist nach wie vor ein Trend" und es passe genau in eine Gesellschaft, in der viele Menschen auf der Suche nach Entschleunigung, nach Ruhe und Sinn seien. "Das ist eine große Zielgruppe." Wandern sei zudem ganzjährig und außerdem sehr spontan mit Blick auf den Wetterbericht möglich. "Damit hat es für den Naherholungstourismus eine unheimliche Bedeutung." Im Altmühltal habe die Wanderoffensive eindeutig zu einer Saisonverlängerung geführt. Der Naturpark Altmühltal gilt als Wanderparadies. "Wir haben alles, vom behindertengerechten Spazierweg rund um den Waldgasthof Geländer bis zur Klettertour im Oberlandsteig bei Konstein", sagt Würflein.

An die Lokalpolitiker appelliert er nun, dieses Kapital zu nutzen, die Tourismusvereine, die ehrenamtlichen Wanderwarte und die Gemeindearbeiter zu motivieren und im besten Falle richtig zu begeistern: "Das lohnt sich."

Der entscheidende Faktor dafür, ob eine Gemeinde gut gepflegte Wanderwege hat oder nicht, ist nach Ansicht des Naturpark-Geschäftsführers der Bürgermeister höchstpersönlich. "Dem muss es wichtig sein." Dann werde es auch möglich sein, eine gewisse Systematik bei den Kontrollen der Wege zu installieren, Aufwandsentschädigungen zu ermöglichen und auch einmal den örtlichen Bauhof in Marsch zu setzen. Würfleins Vorschlag lautete denn auch für alle Touristiker und Politiker, die Wanderschuhe zu schnüren: "Schauen Sie sich die Wege selbst an." Dann würde sich im Übrigen schnell herausstellen, an welchem idyllischen Plätzchen sich eine Ruhebank empfehlen würde. Und welcher lokale Rundweg am Ende ersatzlos gestrichen werden dürfte.

Was übrigens das schon erwähnte Internet betrifft, Wander-Apps und sonstigen technischen Schnickschnack: Das A und O ist immer noch eine tadellose Ausschilderung. Und auch im Smartphone-Zeitalter, Würflein konnte es kaum glauben, wünschen sich massenhaft Wanderer ein schlichtes Heftchen, in dem sie ihre Wandertouren schwarz auf weiß dokumentieren können: den guten alten Stempelpass.