Greding
"Betonklotz" oder "schlichte" Gestaltung?

Aufzugturm am Gredinger Rathaus: Pläne im Stadtrat vorgestellt - Öffentliches WC soll erneuert werden

20.04.2018 | Stand 02.12.2020, 16:32 Uhr
Einen Aufzugturm aus Beton an der nördlichen Seite des Rathauses sieht die bisherige Planung vor. −Foto: Foto: Stadt Greding/Ingenieurbüro Koller

Greding (tsl) Dass das Rathaus barrierefrei zugänglich sein soll, ist unstrittig, wie Menschen mit Behinderung vom ersten in den zweiten Stock gelangen, ist aber noch nicht besiegelt.

Bautechniker Markus Hackner vom Architekturbüro Koller aus Parsberg stellte in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend die Pläne für einen Aufzugturm vor. Dieser stieß nicht auf ungeteilte Begeisterung.

"Mir gefällt die Planung überhaupt nicht", sagte Hermann Kratzer (FW) über den Betonturm, der an der hinteren nördlichen Seite des barocken Bauwerks angebracht werden soll. "Wir versetzen ihn ein Stück nach hinten, so dass er sich deutlich vom sanierten historischen Gebäude abhebt", erklärte Hackner, der Platz dazwischen solle mit Glasfeldern an beiden Seiten abgetrennt werden, da an der Stelle ein Fenster wegfalle. Oben ende er so, dass das Gesims sichtbar bleibe. "Der Turm ist bewusst schlicht gehalten und nicht zu krachert, das Gebäude soll wirken. " Das wolle auch der Gebietsreferent des Denkmalschutzes so.

"Dieser Betonklotz da hinten", sagte Oswald Brigl (CSU), ob es da nicht andere Gestaltungsmöglichkeiten gebe. Mathias Herrler (SPD) hatte da schon einen Vorschlag: mehr Glas. "Dann ist die nördliche Fassade besser sichtbar", sagte er und nannte das Beispiel der Residenz in Hilpoltstein, wo außen ein gläserner Aufzug angebaut ist. Einen Standortwechsel brachten Franz Miehling (FW) und Josef Dintner (CSU) ins Spiel. Während Miehling fragte, ob der Aufzug nicht ein wenig nach links rutschen könne, sah ihn Dintner im Hof des "Schmidt-Hauses". Bürgermeister Manfred Preischl erteilte beidem eine Absage: "Wir haben schon zu wenig Räume", sagte er zu Miehling, mit dieser Planung müsse man einen weiteren aufgeben. Außerdem verlasse der Rollstuhlfahrer dann im zweiten Stock den Aufzug und stehe gleich darauf direkt an der Treppe. "Man schickt die Leute nicht quer durchs Haus, wenn man gerade rein kann", sagte er zum zweiten Vorschlag. Dintner konnte den bisherigen, in Beton gegossenen Plänen im Übrigen etwas abgewinnen: "Ich finde es gut, dass man nicht so tut, als wäre der Aufzug schon immer dagewesen. "

Eine endgültige Entscheidung wolle man treffen, wenn die Kosten für den Brandschutz geklärt seien, griff Preischl in die Diskussion ein, heute gehe es im Grundsatz darum, ob man einen Aufzug wolle oder nicht. Von eben diesem Gedanken solle man sich trennen, regte Kratzer an, "es gibt auch die Möglichkeit, im Treppenbereich des Schmidt-Hauses einen Plattformlift zu installieren. "Auch für die Rampen, die Rollstuhlfahrern helfen sollen, die Stufen zwischen den beiden Gebäuden zu überwinden, hatte er eine Idee: eine Hebeplattform. Denn die Rampen bereiteten auch schon Markus Schneider (SPD) Kopfzerbrechen - haben sie doch aus Platzgründen statt der vorgegebenen 6 Prozent eine Steigung von 17 Prozent. "Das ist eine verdreifachte Steigerung, schafft ein Rollstuhlfahrer das. ", wollte er wissen. Man habe bald das Inklusionsnetzwerk im Haus, antwortete der Rathauschef und wolle dieses Thema mit den Betroffenen besprechen.

Ebenfalls zugänglich für Menschen mit Behinderung soll die öffentliche Toilette hinter dem Rathaus sein. Im Moment befinden sich dort eine Kabine für Frauen und eine für Männer, daraus soll eine einzige gemacht werden. Stefan Brigl vom Bauamt stellte die Pläne für die vandalismussichere Edelstahlkonstruktion, die sich teilweise selbst reinigt, vor. Kratzer regte an, auch den Weg davor für Rollstuhlfahrer zu erleichtern.

"Zu 95 Prozent der Zeit reicht das", sagte Schneider zu den Plänen, bei Veranstaltungen bildeten sich dann aber lange Schlangen, zumal sich die Anlage eine Minute zur Reinigung verriegeln soll. "Wir müssen uns schon im Klaren sein, dass es Spitzen gibt", sagte Preischl, mit dem dort vorhandenen Platz lasse sich aber nichts anderes machen, wenn es eine behindertengerechte Anlage sein soll. Keine Not mit der Notdurft gibt es - nach einer Nachfrage von Oswald Brigl - an der Kirche St. Martin. Unterhalb des Leichenhauses ist das WC nun fertig.

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