Allersberg (HK) 65 Jahre lang hat Matthäus Pfaller aus Allersberg bei den Gottesdiensten die Orgel gespielt. Dafür hat er im Laufe der Jahre bereits hohe Auszeichnungen vom Bischof und vom Bayerischen Ministerpräsidenten erhalten. Jetzt musste Pfaller sein Amt schweren Herzens niederlegen.
65 Jahre Kirchenmusik sind hochgerechnet 25 000 Gottesdienste, in denen er für die Gläubigen an der Orgel saß. Dem Vollblutmusiker war nie etwas zu viel. Matthäus Pfaller war immer da wenn er gebraucht wurde. Und er spielte beileibe nicht nur die Orgel, sondern er leitete auch den Kirchen- und Männerchor. Er führte seine seinen Dienst mit vollem Elan und innerer Überzeugung aus, war tagtäglich im Einsatz – Urlaub gab es für ihn einfach nicht.
Jetzt jedoch musste Matthäus Pfaller, der im Januar 80 Jahre alt wird, seine Ämter als Chorleiter und Organist aufgrund eines Schlaganfalls aufgeben. Zwar kann er jetzt nicht mehr wie von ihm gewünscht, weiterhin Orgel spielen, hat sich inzwischen aber so gut erholt, dass er wieder im Kirchen- und Männerchor mitsingen kann. Ganz kann er vom Orgelspiel allerdings nicht lassen: An seiner eigenen kleinere Ausgabe, einer Böhm-Orgel, die in seinem Wohnzimmer steht, nimmt er noch immer gerne Platz.
Nach Allersberg kam Matthäus Pfaller, der in Erkertshofen im Landkreis Eichstätt geboren wurde, 1966. Mit zwei Schwestern und drei Brüdern wuchs er dort auf. Von seinem Vater, so erzählt er, erlernte er schon in frühester Kindheit das Harmonium- und Orgelspiel. Das war die Grundlage für die Kirchenmusik, wo er zur Fortbildung in späteren Jahren auch Chorleiter-Lehrgänge besuchte und an kirchenmusikalischen Tagungen teilnahm.
Zunächst aber war Pfaller in der elterlichen Landwirtschaft und im Erkertshofener Steinbruch tätig und spielte sowohl im Heimatort wie in Wachenzell und Titting in den drei Kirchen die Orgel. Er erinnert sich an ein Jahr, wo er drei Jahresabschlussandachten an einem Tag spielen musste. Daneben war das Musiktalent auch beim katholischen Kirchenchor Erkertshofen und Wachenzell im Einsatz. Knappe drei Jahre war er dann im Kloster Kreuzberg in der Rhön als Organist, Mesner und Helfer im Fremdenverkehr angestellt.
Kompetenz, Zuverlässigkeit und Bescheidenheit sind die Markenzeichen des Vollblutmusikers und Sängers, der nach seiner Heirat mit Stilla Hausner aus Schutzendorf in das Eigenheim in Allersberg zog und am 1. Januar 1968 als nebenberuflicher Organist tätig wurde. Anfangs war er nur Aushilfe für Clemens Kronenwetter, doch von 1968 an bis 2013, also 45 Jahre, bediente er die große Orgel in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Daneben spielte er auch in den anderen Kirchen Allersbergs und in Göggelsbuch und Ebenried half er aus. Zusammen mit seiner Spielzeit in der Heimat und in der Rhön sind es also über 65 Jahre Orgelspiel, auf die Matthäus Pfaller zurückblicken kann. Beruflich war er als Kraftfahrer beschäftigt, ehe er 1971 zur Marktgemeinde Allersberg wechselte, wo er bis zur seiner Versetzung in den Ruhestand im Jahr 1999, 18 Jahre als Leiter der Marktkasse im Einsatz war.
Doch nicht nur ein begnadeter und leidenschaftlicher Orgelspieler ist Matthäus Pfaller sondern auch ein talentierter Sänger und Chorleiter. 1966 trat er dem katholischen Kirchenchor in Allersberg bei und seit 1968 gehört er auch dem Gesangverein Liederkranz an. 1969 übernahm er die Leitung beider Chöre, die er bis zu seiner Krankheit innehatte. Zudem gab er fast 30 Jahre lang Orgel- und Klavierunterricht.
Matthäus Pfaller selbst freut sich darüber, dass mit Timm Wisura ein kompetenter Nachfolger als Chorleiter des Männergesangvereins gefunden wurde und dass inzwischen auch der Kirchenchor mit Silke Otto eine neue Chorleiterin hat.
Mehrere Personen teilen sich nun das Orgelspiel in der Kirche und Matthäus Pfaller hat damit die Möglichkeit, sich erstmals als reiner Zuhörer beim Besuch der Gottesdienste an der schönen Musik zu erfreuen.
