Allersberg
Erinnerungen an die alte Heimat

Heimatstuben der Sudetendeutschen Landmannschaft in Allersberg nach langer Zeit wieder einmal geöffnet

17.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:14 Uhr

In der Sudetendeutschen Heimatstube in Allersberg sehen sich viele Besucher anlässlich des Gedenktages für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation um. Zwei Frauen der Landsmannschaft zeigen dabei historische Trachten aus dem Sudetenland - Foto: Mücke

Allersberg (HK) Nach längerer Zeit sind die Heimatstuben der Sudetendeutschen Landmannschaft in Allersberg wieder einmal für Besucher geöffnet gewesen. Anlass war der neu eingeführte Gedenktag in Bayern für die Opfer von Flucht, Vertreibung und Deportation.

Angeregt wurde die Öffnung der Heimatstuben von Annett Haberlah-Pohl, der Kreisheimatpflegerin und zugleich Archivarin des Marktes Allersberg. Denn normalerweise ist die Heimatstube der Sudetendeutschen Landmannschaft im dritten Obergeschoss der Grundschule aus Brandschutzgründen gesperrt. Doch am Sonntag standen wieder einmal für einige Stunden die Türen.

Bei der Begrüßung der vielen Gäste sagte Erika Christ, dass sie mit der Ausstellung und der Sammlung der verschiedensten Gebrauchsgegenstände und alten Trachten aus dem Sudetenland gerne weitermachen möchte. Aber ein anderer Raum wäre wichtig, damit die Ausstellung leichter und vor allem häufiger zugänglich sei. Erfreut zeigte sich Christ, dass sich auch Joachim Franta unter die Besucher gemischt hatte. Denn seiner Großmutter sei es zu verdanken, dass es die Heimat-stube überhaupt gibt. Viele Gegenstände hatte sie gesammelt und zur Verfügung gestellt. Und auch der Enkel ergänzte die Schau in jüngster Zeit mit so manchen Gegenständen.

Bürgermeister Bernhard Böckeler gestand, dass der Standort nicht ideal sei und das Thema Bandschutz in der Grundschule letztlich zu derSperrung der Ausstellung geführt hatte. Aber eine andere Lösung könne er derzeit auch nicht anbieten. Das rege Interesse an der Ausstellung erkannte auch Obmann Wingolf Müller vom Allersberger Ortsverband der Sudetendeutschen. Er hoffte ebenso, dass es auch in Zukunft weitergehen könne.

Mit Musik aus dem Sudetenland, aus Böhmen und dem Egerland – allerdings vom Band – wurden die zahlreichen Gäste unterhalten, während zwei Frauen der Landsmannschaft in historischen Trachten aus dem Sudetenland posierten. Viele andere Trachten, dazu normale Gebrauchs- und Haushaltsgegenstände, Gebetbücher, Hefte und Bücher, Noten, alte Tischdecken sowie Klöppel- und Spitzenarbeiten sind in der Allersberger Heimatstube zusammengetragen, teilweise im Original und teilweise nach Originalen nachgefertigt.

Die Mitglieder der Landsmannschaft warteten mit Erklärungen und Erläuterungen auf, erzählten von der früheren Heimat, dem Schicksal dort und vom Fußfassen in Allersberg. Übrigens kann die Sudetendeutschen Landmannschaft in der Marktgemeinde heuer ein Jubiläum feiern, wie Annett Haberlah-Pohl am Rande erwähnte. Vor 65 Jahren, am 1. Mai 1949, erfolgte die Gründungsversammlung als überparteiliche und unpolitische Organisation mit dem Ziel der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Betreuung der Angehörigen der Landsmannschaft. Unter den Flüchtlingen, so Haberlah-Pohl, waren die Sudetendeutschen in Allersberg auch die stärkste Gruppe, nämlich 40 Prozent, während die Schlesier lediglich knapp 20 Prozent ausmachten.

Als eine feine, kleine Ausstellung bezeichnete der Bürgermeister die Heimatstube der Sudeten. Das Thema Flucht und Vertreibung sei auch ein Teil der Geschichte der Marktgemeinde. Viele Flüchtlinge hätten viel Verantwortung in ihrer neuen Heimat übernommen, lobte er und sagte zu, dass der Markt beitragen wolle, um die Rolle der Sudetendeutschen ins rechte Licht zu rücken.