Alfershausen
Feierstunde mit dem Lobgesang Marias

Kirchenchor Alfershausen-Heideck preist mit Jubiläumskonzert den Herrn und sich selbst

10.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:12 Uhr

Im Kirchenchor der evangelischen Gemeinde Alfershausen-Heideck wird Ökumene großgeschrieben, denn im Ensemble wirken auch Katholiken mit. Zum zehnjährigen Bestehen beschenkt sich der Chor selbst mit einem Jubiläumskonzert. - Foto: Klier

Alfershausen (HK) Zur Feier seines zehnjährigen Bestehens hatte der evangelische Kirchenchor Alfershausen-Heideck am Sonntag in die Martinskirche Alfershausen eingeladen. Unter dem Titel "Magnificat - Meine Seele erhebt den Herrn", sang er sich gewissermaßen gleich selber das Geburtstagsständchen.

Das Ständchen fiel in diesem Fall jedoch als anspruchsvolles, feierliches Jubiläumskonzert aus. Pfarrerin Beate Krauß erinnerte sich an das Jahr 2006, als man zum Gemeindefest drei Lieder einstudiert hatte. "Kleiner Anfang, große Hoffnung", hatte es damals geheißen - und die Hoffnung erfüllte sich. Seither treffen sich die Männer und Frauen alle 14 Tage im evangelischen Gemeindehaus in Heideck, um ihr vielseitiges Liedgut zu pflegen. Eine große Spannbreite hat auch das Alter der Mitglieder, die zwischen 9 und 73 Jahre alt sind. Die Pfarrerin freute sich, dass auch Mitglieder benachbarter katholischer Chöre unter den Zuhörern waren.

Chorleiter und Musikpädagoge Fritz Klehr hatte zwei Magnificat-Kompositionen mit seinem Chor einstudiert. Das Werk von Heinrich Schütz (1585-1672), ein Komponist des Frühbarock, ist in deutscher Sprache geschrieben. Zu Lebzeiten genoss Schütz höchste Ehren und wurde als "seines Jahrhunderts hervorragendster Musiker" bezeichnet. Rund hundert Jahre später lebte Francesco Durante, ein Vertreter des neapolitanischen Barock. Sein Magnificat ist in lateinischer Sprache verfasst. Der der damalige Gegensatz zwischen Protestantismus und Katholizismus klang auch in der Musik an: Hier die Auslegung des Wortes, dort das Erlebbarmachen der Herrlichkeit Gottes. Heute gehören dem Chor sowohl evangelische als auch katholische Christen an: gelebte Ökumene.

Chorleiter Klehr sprach auch die verbindenden Texte zu den einzelnen Werken. Chorlieder und Kammermusik ergänzten das anspruchsvolle Programm. Gesangs- und Instrumentalsolisten begleiteten den Kirchenchor: Katharina Klehr (Sopran und Blockflöte), Elektra Para (Alt), für den erkrankten Tenor Matthias Heubusch war kurzfristig Georg Schießel eingesprungen, Julia Scheerer und Carolina Ehret (Violine), Margit Exner (Viola), Christian Reif (Cembalo), Dimitri Giousejannis (Violoncello) und Friedrich Klehr (Bass, Viola da Gamba).

Das Zusammentreffen Mariens mit ihrer Verwandten Elisabeth ist die Grundlage für den Lobgesang Mariens aus dem Lukasevangelium, hier in der Fassung von Heinrich Schütz. Er beginnt mit den Worten "Magnificat anima mea Dominum - Meine Seele preist den Herrn". Für vierstimmigen Chor und Basso continuo erklang das ergreifende Werk. Das brillante Spiel von Katharina Klehr auf der Blockflöte in einer Sonate von Giovanni B. Fontana forderte zu spontanem und berechtigtem Applaus heraus, obwohl man das bei Kirchenkonzerten lieber erst am Ende hätte.

Das Werk "Die Furcht des Herren" hatte Heinrich Schütz aus dem italienischen in den deutschen Stil übertragen. 1705 legte Johann Sebastian Bach die mehr als 400 Kilometer von Thüringen nach Lübeck zu Fuß zu seinem musikalischen Vorbild Dietrich Buxtehude zurück. Von diesem erklang nun für Alt und Viola da Gamba der Lobpreis Gottes: "Jubilate Domino".

Bis zu ihrer schweren Erkrankung war Sabine Hertle eine begeisterte Sängerin im Chor gewesen. Für ihre Beerdigung hatte sie sich den Choral "In dir ist Freude" gewünscht. Die Musik hatte ihr zu Lebzeiten Trost und Kraft gegeben. Ihrem letzten Wunsch war man damals gerne nachgekommen und stellte nun zu ihrem Andenken diesen fünfstimmigen Chor in den Mittelpunkt des Konzerts.

Am Hofe Ludwigs XIV. von Frankreich, genannt "der Sonnenkönig", wurde Marin Marais vom Klang der Glocken zu seiner Komposition "Sonnerie" (Geläute) inspiriert. Lebhaft und virtuos wurde dieses ungewöhnliche Werk durch Viola, Viola da Gamba und Cembalo interpretiert. "Was wäre ein Barockkonzert ohne den Barockmeister Johann Sebastian Bach", fragte Chorleiter Friedrich Klehr ins Auditorium. Das wurde mit "Dir, dir, Jehova" aus Schemellis Gesangbuch durch einen virtuosen Tenor nachgeholt.

Vom "Magnifikat" von Heinrich Schütz spannte sich nun der musikalische Bogen zum Schluss zu Francesco Durantes "Magnificat", in dem vor allem die sichere Sopranstimme von Katharina Klehr herausragte.

Mit dem Dank an die Beteiligten, dem gemeinsamen Vaterunser und dem Segen endete mit lange anhaltendem Applaus das Konzert. Das innige Abendlied "Der Mond ist aufgegangen" von Matthias Claudius begleitete die Besucher hinaus in die Nacht.