Abenberg
Zuckertüte und Rohrstock

Zeitreise durch die Schulgeschichte bei neuer Sonderausstellung im Haus fränkischer Geschichte

18.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

 

Abenberg (HK) „Schule früher – (k)ein Zuckerschlecken!“ ist der Titel einer Sonderausstellung, die im Haus fränkischer Geschichte auf Burg Abenberg eröffnet worden ist. Besonderheiten der Schau, die bis Ende September geöffnet ist, sind eine große Schultütensammlung und ein historisches Schulzimmer anno dazumal.

„Liebe Kinder, da sitzt ihr nun, alphabetisch oder nach der Größe sortiert, zum ersten Mal auf diesen harten Bänken.“ Die Abenberger Museumsleiterin Kerstin Bienert verstand es prächtig, vom ersten Satz an die zahlreichen Besucher bei der Eröffnung der Sonderausstellung „Schule früher - (k)ein Zuckerschlecken!“ im Haus fränkischer Geschichte zu fesseln. Kein geringerer als Erich Kästner hatte die zitierte Rede zum Schulanfang geschrieben, die an Aktualität nichts verloren hat. Immer wieder huschte den Gästen in Erinnerung an die Erlebnisse zu Zeiten ihrer eigenen Einschulung ein Lächeln übers Gesicht.

Dass die Ausstellung mit Gegenständen rund um den Schulanfang, darunter eine große Sammlung von Schultüten, aber auch ein Rohrstock, bis Ende September in Abenberg präsentiert werden kann, ist vor allem Hans-Ludwig Löwe zu verdanken, einem Lehrer aus Hamburg, der zur Eröffnung extra angereist war. Konzipiert wurde die Schau von Esther Gajek aus Regensburg. Ergänzt wurde die Ausstellung von Kerstin Bienert und ihrer Mitarbeiterin Inge Strobel mit Abenberger Besonderheiten.

Anstelle sonst üblicher Grußworte sprachen Wolfgang Amler als Vertreter der Stadt Abenberg und Bezirksrat Robert Gattenlöhner als Vertreter des Bezirkes Mittelfranken diesmal über ihren ersten Schultag. Mit solchen Erinnerungen hat auch das eigens eingerichtete Abenberger Klassenzimmer zu tun. Darin stehen Schulbänke, die Ende 1963/Anfang 1964 ausgedient hatten und seither auf dem Dachboden des Rathauses, dem ehemaligen Schulhaus, ihr Dasein fristeten.

Wie Hans-Ludwig Löwe auf die Idee gekommen sei, „rund um den Schulanfang“ zu sammeln, das wollte Bienert im Interesse aller von dem Lehrer aus Hamburg wissen, der zu Beginn seiner Rede behauptete, dass man ein Sammler-Gen haben müsse. Und das habe er geerbt. Irgendwann habe er dann begonnen, für den Heimatkunde-Unterricht zu sammeln. Zunehmend habe er Postkarten bekommen, vornehmlich aus Sachsen. Dann habe er begonnen, sich dafür zu interessieren, warum es Schultüten gebe und was da drin sei.

Seit 30 Jahren sei er nun unterwegs und frage: „Wie war's denn bei ihnen mit der Einschulung“, ohne selbst etwas darüber zu wissen: Er habe keine Ahnung, was in seiner Schultüte drin war. Die ersten Schultüten habe es offenbar gegeben, weil die Schule früher so gruselig gewesen sei. Sie hießen damals noch „Zuckertüten“. Mit Begeisterung stellte Löwe seine Sammlung vor, freute sich, sie zeigen zu können und freue sich auch, sie am Ende der Ausstellung wieder zurück zu bekommen.

„Wir werden die Sammlung sehr lebendig halten“, versprach Museumsleiterin Kerstin Bienert und lud all diejenigen ein, die kein Einschulungsfoto von sich haben, sich in das extra aufgebaute Fotostudio zu begeben und sich mit Schultüte fotografieren zu lassen oder sich im „Abenberger Klassenzimmer“ in die Zeit der Einschulung zurückversetzt zu fühlen. Die Sonderausstellung ist geöffnet bis zum 28. September jeweils von Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.