Nichts ist mehr so wie es vorher war

15.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:21 Uhr
Michael Kreitmeir −Foto: oh

Eichstätt/Koslanda (EK) Für Michael Kreitmeir steht am Freitag die entscheidende Verhandlung bevor: Dem 54-Jährigen wird der Besitz von Drogen vorgeworfen, und am Freitag soll entschieden werden, ob die Vorwürfe berechtigt sind, oder – wie Kreitmeir immer wieder beteuert – es sich um eine Intrige handelt.

Am 17. Dezember, also genau nach vier Monaten, als Michael Kreitmeirs Wagen durchsucht und angeblich Drogen gefunden worden waren, findet jetzt die Verhandlung statt. Und der gebürtige Eichstätter bleibt nach wie vor bei seiner Darstellung, die Vorwürfe zielten darauf ab, ihn und sein Lebenswerk, das von ihm gegründete Kinderdorf Little Smile zu vernichten, weil er sich nicht bestechen lassen wollte.
 

Laut Kreitmeir verlangte der für sein Dorf zuständige Provinzminister Geld, um seine Arbeit nicht zu stören. Dieses Ansinnen wies Kreitmeir zurück. Die Folgen: Auf einer Fahrt von einem anderen, ebenfalls von ihm ins Leben gerufenen Hilfsprojekt zum Kinderdorf Little Smile wurden er, sein Sohn Manuel und drei Mitfahrer im Auto von einer Milizeinheit gestoppt. Der Wagen wurde durchsucht, wobei 1,8 Gramm angebliches Heroin gefunden wurden. Nach wie vor ist die Substanz nicht als Heroin identifiziert, besser noch: Die angeblichen Drogen waren bei den bisher zurückliegenden Verhandlungen nicht auffindbar und damit nicht Gegenstand der Schuldvorwürfe. Für Kreitmeir dennoch eine beinahe aussichtslose Situation. Denn er wurde zunächst für einige Tage ins Gefängnis gesteckt, kam dann aber wieder frei. Allerdings wurde sein Pass eingezogen, so dass sich der 54-Jährige auf Sri Lanka zwar eingeschränkt bewegen, die Insel aber nicht verlassen darf.

Seit diesem 17. August sei "nichts mehr wie es war", sagt Kreitmeir, der nach wie vor Kontakt zu seiner Heimatzeitung hält: "Verhöre, Anschuldigungen, Bedrohungen, Gefängnis, wieder Bedrohungen, Rechtsanwälte, die versuchen sich zu bereichern; neun Mal werde ich vor Gericht gestellt, nicht ein einziges Mal komme ich zu Wort. Und während in Sri Lanka versucht wird, die vermeintliche Schwäche auszunutzen, erlebe ich in meiner alten Heimat eine Welle der Solidarität."

Denn nicht nur die Öffentlichkeit hat hierzulande Kenntnis von den ihn belastenden Anschuldigungen, auch Landes- und Bundespolitik beobachten seinen Fall genau, wie es vom Auswärtigen Amt in Berlin heißt. Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ist eingeschaltet, und der deutsche Botschafter auf Sri Lanka, Jens Plötner, hat Kreitmeir in seinem Dorf besucht. Ihm und der politischen Beobachtung hat es Kreitmeir wohl auch zu verdanken, dass er sich noch als freier Mann bewegen kann.

Mit Spannung erwartet nicht nur Michael Kreitmeir jetzt den Ausgang der Verhandlung am Freitag. Auch seine Frau Elke, die von Eichstätt aus in engem Kontakt zu ihrem Mann steht, und die Söhne Manuel und Marco hoffen mit ihrem Vater, dass sich die Vorwürfe als haltlos erweisen. "Was sie auch sind", wie Manuel, der bei der Razzia vor vier Monaten neben seinem Vater im Auto saß, nach wie vor beteuert.

Genauso haltlos wie die Vorwürfe, Michael Kreitmeir habe illegal Kulturgut besessen. Auch mit dieser Anschuldigung wurde er konfrontiert und stand deswegen drei Mal vor einem Richter. Am Ende, am 25. November dieses Jahres, wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt: "Die Sache wird nicht weiter verfolgt", konnte Kreitmeir vor drei Wochen verkünden. Auf einen ähnlichen Ausgang hofft der gebürtige Eichstätter auch am Freitag.

Dass der Verhandlungstermin um rund zwei Monate vorgezogen wurde – ursprünglich war der 25. Februar angesetzt – wertet Kreitmeir als Hoffnungszeichen: "Sicher hat niemand daran gedacht, dass dies genau vier Monate nach der Verhaftung ist. Man hat mir gesagt, nicht offiziell versteht sich, dass eine Entscheidung fallen wird." Eine mit positivem Ausgang, wie auch Elke Kreitmeir gegenüber dem EICHSTÄTTER KURIER hofft.