Zu "Schlaflos am Burgberg" (EK vom 5. September):
"Empört euch!" Das Essay von Stephane Hessel, Résistance-Kämpfer, Überlebender des KZ Buchenwald, Diplomat und maßgeblicher Beteiligter der Formulierungen zur Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte der UN-Menschenrechtskommission, ruft uns zu: "Empört euch!"
Ja empört euch! Doch worüber? Ein platzfüllender Artikel über die Schreie von Menschen aus der Abschiebehaft in Eichstätt zeigt die nächtlichen Sorgen der Anwohner auf. Die Tatsache, dass dort Menschen, die nichts verbrochen haben, einsitzen unter unwürdigen Bedingungen, wird nicht erwähnt. Unwürdig weil: Sie werden wie Straftäter behandelt und sind definitiv keine. Nur wenige empören sich in der Stadt über diesen rechtlich zumindest fragwürdigen Freiheitsentzug, den bei Weitem nicht alle Bundesländer durchführen. Nur wenige empörten sich, als die Abschiebehaftanstalt im Dezember 2016 vorgestellt wurde und sogar die Rede davon war, dass Familien dort eingesperrt werden sollten. Warum auch immer diese Menschen sich lautstark Gehör verschaffen wollen, mir scheint es ihr letztes Mittel.
Ich empöre mich darüber, dass eine Abschiebehaft in dieser Form Bestand haben darf. Es geht hier nicht darum, ob und wie lange Asylsuchende in Deutschland bleiben dürfen, sondern einzig und allein darum, dass niemand in einem Rechtsstaat ohne Straftat seiner Freiheit beraubt werden darf.
Birgit Pflüger
Dollnstein
