Echte Fakten liefern

08.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:32 Uhr

Zum Leserbrief von Andreas Hirsch "Hunderte von ehrenamtlichen Stunden für die Ringpfostenanlage" (EK vom 30. August):

Heimatforscher, Heimatschützer, Heimatpfleger haben ein gemeinsames Ziel, welches durch die genannten Begriffe bestimmt ist. Dabei handelt es sich um wichtige Aufgaben zur Stärkung unserer Bildung und zum verantwortungsvollen Umgang mit unserem historischen Erbe. Unter diesen Oberbegriffen pflegte ich den Kontakt mit Andreas Hirsch seit den 1980er-Jahren. Intensiv war dieser jeweils dann, wenn Ausgrabungen in der Eitensheimer Flur stattfanden, etwa bei Baugebietsausweisungen oder bei der umfangreichsten Untersuchung, eben beim Neubau der Umgehung der B 13 östlich von Eitensheim. Schon damals sprachen wir über die Ringpfostenanlage und das Grabenwerk und alle Deutungsmöglichkeiten, die sich aus diesen ergaben. Herrn Hirsch hat diese Anlage von Anfang an fasziniert und nie mehr losgelassen. So sprachen wir auch bei der Eröffnung des Eitensheimer Heimatmuseums im August 2003 darüber. Bei Führungen von Schulklassen erzählte er diesen oft von dem geschichtsträchtigen Ort und ließ die Vergangenheit auferstehen.

Aktualität gewann die Idee zur Visualisierung durch Herrn Hirsch nach einem Vortrag von Frau Dr. Sandner im Herbst 2013, in welchem die damalige Leiterin der Ingolstädter Dienststelle des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege die Ausgrabungen und deren Ergebnisse auf der Umgehung B 13 detailliert darstellte.

Ein Jahr später wurde im DONAUKURIER von der konkreten Umsetzung des Vorhabens berichtet. Andreas Hirsch äußerte darin skurrile und verwirrende Vorstellungen zu den archäologischen Befunden, die fachlich nicht zu halten waren. Noch am selben Tag wandte ich mich an Bürgermeister Stampfer mit der Bitte, "die an sich erfreuliche Initiative von Herrn Hirsch in geordnete Bahnen zu lenken." Dazu bot ich ausdrücklich meine Hilfe an.

Am 19. März 2015 fand im Rathaus Eitensheim ein Gespräch zum weiteren Vorgehen statt. Teilnehmer waren Bürgermeister Stampfer, Andreas Hirsch, Dr. Ruth Sandner sowie der Unterzeichner. Als Ergebnis wurden die einzelnen Schritte zur Umsetzung abgestimmt. In der Woche darauf fand der geplante Ortstermin statt. Frau Dr. Sandner übergab dabei Herrn Hirsch Grafiken und Textunterlagen für eine Informationstafel. Von diesem Zeitpunkt an ging Herr Hirsch jedoch eigene Wege. Auf mehrere Schreiben an die Gemeinde, in denen ich Hilfe angeboten habe, gab es keine Rückmeldungen mehr.

Als ich im Februar dieses Jahres zufällig die Vorlage für die Text- und Grafiktafel zu sehen bekam, musste ich feststellen, dass auf dieser aber auch gar nichts stimmte. Davon habe ich Bürgermeister Stampfer sofort in Kenntnis gesetzt und erneut meine Hilfe angeboten.

Dass dann zur feierlichen Einweihung die Fachleute, also das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege und die Kreisheimatpflege, nicht eingeladen waren, spricht für sich. Man wollte einer Kritik aus dem Wege gehen. Nach dem Pressebericht lag mir eigentlich an einer Richtigstellung des Sachverhalts. Das ließ sich nicht realisieren, ich bleibe aber am Ball.

Die Leistungen der Gemeinde, der freiwilligen Helfer und diejenigen von Herrn Hirsch als Initiator zu loben steht außer Zweifel. Doch ändert das alles nichts an den eklatanten Mängeln der Informationstafel. Und da gibt es nur eine Konsequenz: baldmöglichst erneuern und statt "alternative Fakten" echte Fakten liefern.

Die rekonstruierte Kreisgrabenanlage von Goseck in Sachsen-Anhalt, auf welche sich Herr Hirsch bezieht, war vor deren Rekonstruktion im Jahr 2005 Gegenstand eines interdisziplinären Forschungsvorhabens. Die Kosten für die Visualisierung lagen im sechsstelligen Bereich, das ist eine völlig andere Liga.

Ich würde mir wünschen, dass sich zukünftig alle Geschichtsinteressierten aus nah und fern an diesem bedeutenden Denkmal erfreuen mögen und zwar richtig.

Dr. Karl Heinz Rieder

Kreisheimatpfleger