Digitalreceiver nicht bestellt und doch bekommen

11.03.2008 | Stand 03.12.2020, 6:04 Uhr

Digitales Fernsehen bietet eine höhere Qualität in Bild und Ton als die herkömmliche analoge Technik. Auch ist Bezahlfernsehen nur auf digitalem Weg möglich. Doch mit der Vorgehensweise eines von Kabel Deutschland beauftragten Call-Centers sind manche Kunden ganz und gar nicht einverstanden. Sie hätten Digital-Receiver erhalten, obwohl sie so ein Gerät nie bestellt hätten, sagen Kunden. - Foto: chl

Eichstätt (EK) In den vergangenen Tagen erhielten manche Eichstätter Bürger unvermutet ein Päckchen von Kabel Deutschland. Der Inhalt: ein Digital-Receiver und eine Smart-Card. Die Freude hielt sich bei manchem Empfänger in Grenzen, denn so etwas hatten sie nie bestellt.

Wie zu hören war, schickten einige der verärgerten Adressaten das Päckchen zurück oder verweigerten gleich die Annahme, so wie Wolfgang Riffelmacher.

Der Lehrer erinnert sich, einige Zeit zuvor von einem Call-Center angerufen worden zu sein, das im Auftrag von Kabel Deutschland tätig ist. Ob er wisse, dass sein Fernseher in absehbarer Zeit dunkel bliebe, wenn er nicht auf digitalen Empfang umsteige, habe es aus dem Hörer getönt. Zwar koste der dazu nötige Receiver normalerweise 150 Euro, doch wenn er ein aktuelles Angebot nutze und das kostenpflichtige Zusatzprogramm "Kabel Digital Home" zum Preis von monatlich 10,90 Euro für mindestens ein Jahr bestelle, bekomme er Receiver und Smart Card umsonst. Außerdem würde er die ersten beiden Monate für "Kabel Digital Home" nichts bezahlen müssen.

"Ein ungeheurer Wortschwall" sei auf ihn eingeströmt, erinnert sich Riffelmacher, der sich erst einmal Bedenkzeit erbat. Dann kam ein zweiter Anruf. Ob sie das Paket absenden dürfe, fragte die Mitarbeiterin des Call-Centers. "Nein!", lautete Riffelmachers unmissverständliche Antwort. Dennoch schneiten ihm etwa eine Woche später die nicht bestellten Geräte ins Haus. Riffelmacher verweigerte wie gesagt die Annahme und wartete auf die Reaktion von Kabel Deutschland.

Die kam bislang nicht, wohl aber ein Schreiben vom Axel Springer Verlag, der sich darin herzlich für die Bestellung der Zeitschrift TV Digital bedankt. "Von dieser Zeitschrift war beim Telefonat mit dem Call-Center nie die Rede", beteuert Riffelmacher.

Ute Berndt, Verbraucherberaterin beim Verbraucherservice Bayern, kennt das Problem. Diese Receiveraktionen liefen seit ein, zwei Jahren und es kämen immer mal wieder Beschwerden über solche "unsauberen Geschäftsmethoden." Aktuell sei ihr persönlich aber nur ein Fall bekannt. Der Kunde solle in solchen Fällen tatsächlich die Annahme verweigern oder die Sendung zurückschicken mit dem ausdrücklichen Vermerk, dass kein Vertrag zustande gekommen sei.

Allerdings rät Ute Berndt zur Vorsicht. Ein Vertrag könne auch mündlich zustande kommen. Wenn der Kunde am Telefon dem Angebot zustimme, handele es sich dabei – auch ohne Unterschrift – um einen rechtsgültigen Vertrag.

Gisela Bauer, die für Kabel Deutschland Vertrieb und Service GmbH & Co KG als Pressereferentin für die Region Bayern zuständig ist, bedauert das Vorkommnis. Sie habe versucht, die beiden Kontaktgespräche mit Riffelmacher zurück zu verfolgen, konnte dazu aber nur sagen, dass der Anruf aus einem externen – Kabel Deutschland betreibe auch eigene – Call-Center gekommen sei. Man werde den Vorwurf zum Anlass nehmen, das Personal in den Call-Centern nachzuschulen. "Wir sind bestrebt, ein seriöses Geschäftsgebaren an den Tag zu legen", betonte Bauer; ihr Unternehmen betreibe ein eigenes Qualitätsmanagement.

Es sei natürlich Unsinn zu behaupten, die analoge Technik werden bald abgeschaltet, betonte die Pressereferentin. Das werde sicher irgendwann geschehen, doch einen festen Zeitpunkt gebe es nicht. Kabel Deutschland sei bestrebt, die Umstellung auf digitales Fernsehen voranzutreiben. Bild und Ton in so hoher Auflösung, wie die modernen Flachbildschirme zu leisten imstande sind, könnten auf analogem Weg nicht übertragen werden.

Kabel Deutschland, das rund neun Millionen Kunden betreut, bietet derzeit seinen Einzelkunden, die 16,90 Euro pro Monat bezahlen, den Receiver und die Smart Card kostenlos an. Die Smart Card wird übrigens dazu benötigt, Pay TV empfangen zu können. Wie Gisela Bauer weiter erläutert, bekommt der Kunde, der sich für den Receiver entscheidet, automatisch für drei Monate kostenlos das "Home"-Programm. Wenn der Kunde das nicht wolle, müsse er innerhalb von sechs Wochen kündigen. Versäumt er das, hat er Home und muss dafür bezahlen. Auch bei Kündigung von Home werde keine Nachforderung für den Receiver verlangt. Der bleibe kostenlos, versicherte Bauer.

Für Kunden in Mehrfamilienhäusern, die einen Sammelanschluss haben und daher nur acht oder neun Euro pro Monat bezahlen, ist der Receiver nicht kostenlos. In diesen Fällen wird eine zusätzliche monatliche Gebühr von 4,90 Euro fällig.

Alle Kundendaten werden an die Axel Springer AG weiter gegeben. Hier sei vereinbart, dass der Verlag zwei Probeexemplare verschicke und ein Vertrag erst zustande kommt, wenn der Kunde die Programmzeitschrift ausdrücklich bestellt. Warum es im Fall Riffelmacher anders war, konnte sich Bauer nicht erklären.