Verheirateter Vater zum Priester geweiht

01.07.2007 | Stand 03.12.2020, 6:39 Uhr

Bischof Gregor Maria Hanke erteilte Hans-Tilman Golde am Samstag Vormittag bei einem Pontifikalgottesdienst in der Schutzengelkirche die Priesterweihe.

Eichstätt (EK) Als Ende eines langen Weges und zugleich den Beginn eines neuen Lebensabschnittes bezeichnete Bischof Gregor Maria Hanke die Priesterweihe von Hans-Tilman Golde (44). Am Samstag wurde dem zum Katholizismus übergetretenen Familienvater Hans-Tilman Golde die Priesterweihe erteilt.

Die Priesterweihe fand am Samstagvormittag während eines feierlichen Pontifikalamts in der Eichstätter Schutzengelkirche statt. In der gut gefüllten Kirche fanden sich auch viele Nachbarn und Freunde der Familie Golde aus Eichstätt und eine Delegation der Katholiken aus dem sächsischen Schneeberg mit ihrem Pfarrer: In Schneeberg hatte Hans-Tilmann Golde früher als evangelischer Pfarrer gewirkt. Insgesamt war Golde 13 Jahre für die evangelische Landeskirche Sachsen ordiniert.

An der Weiheliturgie nahm neben Goldes drei Kindern auch dessen Ehefrau Petra teil. Dass sie hinter seiner Entscheidung steht, zeigte ihre Einbindung in den Weihegottesdienst. Sie trug die Lesung vor: die Berufungsgeschichte des alttestamentlichen Propheten Samuel. Bereits bei der Diakonenweihe im März hatte Petra Golde vor dem Bischof ihre Bereitschaft bekundet, ihren Mann nach Kräften zu unterstützen.

Es sei nicht sein eigenes Verdienst, sondern "Ruf der Kirche", dass Golde vor den Weihealtar treten könne, sagte Bischof Hanke zu Beginn des Gottesdienstes. Das lange Suchen und Ringen nach seiner geistigen Identität finde in dieser Stunde sein Ende, bezeichne aber auch den Anfang einer neuen Wegstrecke.

Die durch persönliche Genehmigung von Papst Benedikt XVI. mögliche Priesterweihe des ehemaligen evangelischen Pfarrers erregte im Vorfeld großes Aufsehen, da Golde vom Zölibat entbunden ist. Wohl auch deshalb wählte Bischof Gregor Hanke den Weg, auf persönliche Worte an den Weihekandidaten zu verzichten. Am Rande der Weihe erklärte er, dass das Interesse der Boulevard-Medien den Ausschlag zu diesem Schritt gegeben habe. Er, Hanke, wollte nicht, dass einzelne Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und falsch interpretiert würden. Der Oberhirte hielt sich so allein an den im Pontifikale, dem liturgischen Buch für bischöfliche Amtshandlungen, vorgeschlagenen Predigttext über Amt und Dienst des Priesters.

Nach dem Heilig-Geist-Hymnus versprach Golde dem jeweils amtierenden Bischof "Ehrfurcht und Gehorsam". Die Allerheiligen-Litanei leitete dann die eigentliche Weihehandlung ein. Währenddessen lag Golde auf dem Boden vor dem Altar. Durch die Handauflegung des Bischofs und der etwa 30 anwesenden Priester sowie das Weihegebet wurde dem Kandidaten dann die Priesterweihe gespendet.

Sankt Walburgs Stadtpfarrer Wendelin Mehringer, in dessen Pfarrei Golde seinen Wohnsitz hat, bekleidete ihn dann mit der Stola und dem Messgewand. Bischof Gregor Maria salbte anschließend die Hände des Neupriesters mit Chrisam-Öl und überreichte ihm Kelch und Opferschale. Der Tausch des Friedensgrußes mit dem Bischof und den konzelebrierenden Priestern, allen voran Generalvikar Johann Limbacher und Seminarregens Josef Gehr, beendete die Weihehandlung. Zum ersten Mal stand Hans-Tilman Golde in der folgenden Eucharistiefeier an der Seite des Eichstätter Bischofs am Altar und sprach mit ihm die Wandlungsworte über Brot und Wein. Am Ende des Gottesdienstes spendete Golde nach dem feierlichen "Großer Gott, wir loben dich" der Versammlung seinen Primizsegen.

Die Diözesangruppe "Wir sind Kirche" um Walter Hürter nahm entgegen den Erwartungen von Beobachtern die Priesterweihe nicht zum Anlass für eine plakative Aktion. Die Gruppe hatte im Vorfeld ausgehend vom "Fall" Golde die Abschaffung des Pflichtzölibats gefordert, was seinen Niederschlag auch in den überregionalen Medien fand.