Zandt
Kopfstoß gegen Schiedsrichter

Spiel der Jugendfördergemeinschaft Wassertal/Birktal gegen TSV Ingolstadt Nord abgebrochen

29.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:29 Uhr

Zandt (hr/vk) Drei Streifenwagenbesatzungen, fünf Anzeigen und ein Spielabbruch: Auf dem Zandter Fußballplatz scheint es Samstagnachmittag bei der Partie der C-Junioren JFG Wassertal/Birktal gegen den TSV Ingolstadt Nord hoch hergegangen zu sein.

Beim Spielstand von 2:1 für die JFG war ein Spieler der Gastmannschaft nach einem vom Schiedsrichter gegebenen Elfmeter laut der Beilngrieser Polizei auf den Referee aus Buxheim losgestürmt und hatte diesen mit einem Kopfstoß attackiert. Nachdem sich der Mann weggedreht hatte, ging der 14-Jährige weiter auf ihn los und beleidigte ihn.

Der Vorfall eskalierte, nachdem die Betreuer der JFG dazwischen gegangen waren und versucht hatten, den Schiedsrichter aus der Schusslinie zu bringen. „Plötzlich war die ganze Gastmannschaft inklusive Betreuer auf den Beinen“, so Willi Bauer, Trainer der JFG. Laut Polizei, die in der Zwischenzeit von beiden Seiten informiert worden war, kam es anschließend „zu wechselseitigen Körperverletzungen“. Verletzt wurde allem Anschein nach aber niemand.

Bauer zeigte sich gestern auf Anfrage unserer Zeitung immer noch „schockiert“ von den Vorgängen auf dem Zandter Fußballplatz. Schon vor Anpfiff hätten die Ingolstädter sowohl den Schiedsrichter als auch die Heimmannschaft verbal attackiert. „Die Stimmung war aufgeladen“ – wogegen die Betreuer der Gegenmannschaft nichts unternommen hätten, so sein Vorwurf. Die Eskalation, zu der seiner Meinung nach auch die Betreuer der Ingolstädter beigetragen hätten, sei schließlich „eine Katastrophe“ gewesen.

Der Spielabbruch wird Konsequenzen nach sich ziehen. Bauer selbst sieht sich einer Anzeige wegen Tätlichkeit ausgesetzt (Bauer: „Völlig aus der Luft gegriffen“), und auch das Sportgericht werde hier wohl eine Entscheidung treffen müssen, so der JFG-Betreuer: „Da muss jetzt endlich gehandelt werden, immerhin ist das nicht der erste Vorfall, bei dem der TSV Ingolstadt Nord auffällig in Erscheinung getreten ist.“

Nur teilweise deckungsgleich ist die Sicht der Ingolstädter. Laut TSV-Trainer Michael Vierne begann die Partie dem Unparteiischen nach einem Foul an der Außenlinie aus den Händen zu gleiten. Als der Schiedsrichter das Foul nicht pfiff, hätte der gefoulte Ingolstädter Spieler ihm zugerufen: „Siehst du denn gar nichts“ Daraufhin hätte, so Vierne, der Unparteiische den Spieler mit den Worten „Halts Maul Kanak.“ beleidigt. Vierne stand laut eigener Aussage drei Meter neben dem Disput. Er selbst bezeichnete daraufhin den Schiedsrichter als „Rassisten“.

Endgültig eskaliert sei die Begegnung nach einem laut Vierne völlig berechtigtem Elfmeter, den sein eigener Torwart aber nicht habe wahrhaben wollen. Der Spieler habe daraufhin den Schiedsrichter angegangen, der auf seinen Protest, so der Keeper, mit den Worten „Halts Maul“ geantwortet habe. Daraufhin hätte der Torhüter den Unparteiischen von hinten geschubst. Später, auch im Polizeibericht, war von einem Kopfstoß des 14-Jährigen die Rede. Bei dem anschließenden Tumult wollte der Ingolstädter Torwart den Birktaler Trainer anspucken, nachdem der ihm eine „Watschn“ verpasst hatte. Er erwischte allerdings seinen dazwischen stehenden eigenen Coach.

Das Fazit: Bei der verständigten Polizei, die mit drei Streifenwagen anrückte, ging eine gute Handvoll Anzeigen ein: Der Unparteiische zeigte den Ingolstädter Trainer an, weil er als „Rassist“ beschimpft worden sei. Der Ingolstädter Trainer erstattete Anzeige gegen den Unparteiischen, da der Referee ihn als „Neandertaler und Primitivling“ bezeichnet haben soll. Der Ingolstädter Torhüter schließlich erstattete gleich zweimal Anzeige: gegen den Birktaler Trainer, weil der ihm eine „Watschn“ gegeben haben soll, und gegen den Unparteiischen wegen dessen Äußerung „Halts Maul“. Schließlich ging von dem Spieler, der zu Beginn der Auseinandersetzungen gefoult worden war, eine Anzeige gegen den Schiedsrichter ein wegen dessen Aussage „Halts Maul, Kanak“.

Vierne bestätigte, dass „unsere Kinder nicht einfach sind“. Andererseits müsse sein Team angesichts eines hohen Ausländeranteils immer wieder mit rassistischen Äußerungen zurechtzukommen.

Schiedsrichter Christian Oppenheimer bestritt die Vorwürfe. „Hätte ich Spieler mit diesen Worten beleidigt, wäre ich wohl nicht lebend da raus gekommen.“