Wellheim
Nach fünf Jahren zurück in die Heimat

Biju Merryvilla hat in Rom studiert und im Sommer im Urdonautal die Seelsorge sichergestellt

28.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:52 Uhr

Hat während seines Promotionsstudiums in Rom fünf Jahre lang die Urlaubsvertretung in der Pfarreiengemeinschaft Urdonautal, zu der auch Wellheim (Bild) gehört, übernommen: Pfarrer Biju Merryvilla. Der 41-Jährige kehrt nun in seine Heimat Indien zurück, wo neue Aufgaben auf ihn warten. Nicht nur den Wellheimer Friedhof mit seinen Holzkreuzen hat der Geistliche in dieser Zeit lieb gewonnen - Foto: smo

Wellheim (EK) Auch Pfarrer brauchen Urlaub. In dieser Zeit helfen sie sich normalerweise gegenseitig. Allerdings übernehmen immer wieder auch ausländische Geistliche Vertretungen. So, wie Biju Merryvilla.

Der 41-Jährige war jetzt fünf Jahre lang im Sommer im Urdonautal tätig. Es war so etwas wie eine Initiativbewerbung. Pfarrer Biju Merryvilla wollte Deutschkenntnisse sammeln, die Kultur des Landes kennenlernen und sein Promotionsstudium in Rom mitfinanzieren. So flatterte der Diözese Augsburg vor fünf Jahren ein Schreiben des heute 41-jährigen indischen Geistlichen ins Haus, wo er sich als Urlaubsvertretung anbot. Und eingeladen wurde. Der Generalvikar schickte ihn ins Urdonautal, wo gerade Pfarrer Nikolaus Maier seinen Abschied genommen und Pfarrer Georg Guggemos noch nicht ins Amt eingeführt war. Vier Wochen lang hat Merryvilla die Amtsgeschäfte des Pfarrers geführt – für sieben Pfarreien und acht Filialen.

In der Seelsorge viel unterwegs zu sein, das war er von seiner Heimat gewohnt. Dort hatte der Geistliche, bevor er ein Promotionsstudium in Kirchenrecht in Rom aufnahm, in einem Missionsgebiet gearbeitet, das ungefähr der Größe Österreichs entspricht. „Aber mit sehr wenigen Christen“, erzählt er. Im Bundesstaat Chhattisgarh gehört rund ein Drittel der Einwohner zur Stammesbevölkerung. Merryvilla, der sein Theologiestudium in Poona absolviert hat, hat dort unter anderem ein Pastoralzentrum gebaut, war Direktor von Internaten, die über 2000 Kinder betreut haben. „Wir haben uns um die Ausbildung und die Gesundheitsversorgung der Menschen gekümmert.“ In diese Ecke Indiens soll es nun am 9. Oktober zurückgehen – mit der mit „summa cum laude“ abgeschlossenen Doktorarbeit über Evangelisierung, einer ganzen Menge an Erinnerungen an „viele liebe Leute“ und Erfahrungen. Das gelte auch für die Zeit, die er im Juli immer in Gera (Thüringen, Diözese Dresden-Meißen) verbracht habe.

Viel gelernt habe er in den zurückliegenden fünf Jahren, sagt der indische Geistliche und lächelt verschmitzt. Vieles, was er auch nach der Rückkehr in die Heimat gebrauchen könne. „Zum Beispiel Organisation und Pünktlichkeit.“ Mit der nehme man es in Indien nicht immer so genau, aber „die deutsche Gründlichkeit verlangt das“. Und natürlich auch die bayerische Sprache. „Da kann ich jetzt schon den ein oder anderen Spaß mitmachen“, erzählt Merryvilla, der aus der Tradition der Thomaschristen in Indien kommt. Die Kontakte, die er über die Jahre in den Orten geknüpft habe, will er aufrechterhalten. „Wenn wir Priester aus dem Ausland kommen, ist das für die Menschen in den Gemeinden auch nicht einfach“, sagt er. Aber die Gläubigen hätten es ihm einfach gemacht, ihn gut aufgenommen. Man sei von Anfang an hilfsbereit gewesen. Immer wieder durfte er in Häusern zu Gast sein – nicht nur, um Taufen oder Beerdigungen vorzubereiten. Sondern einfach so. Zum Ratschen. „Das macht das Miteinander einfacher.“

Sechs Geschwister und seine Eltern (83 und 76 Jahre alt) warten jetzt auf Biju Merryvilla. „Mein Vater freut sich sehr, dass ich mit einem Doktortitel nach Hause komme.“ Er hätte damals nicht studieren können. Dafür hat Merryvilla eine große Gabe vom Vater mitbekommen: Der war hauptberuflich Musiker. Und „Pfarrer Biju“, wie er in den Orten im Urdonautal nur heißt, komponiert und textet gerne geistliche Lieder in Hindi – einer Sprache Zentralindiens. Übrigens nur eine von insgesamt fünf Sprachen, die der Geistliche beherrscht. Und die er jetzt dann in der Missionsarbeit sicher wieder braucht. Was er genau für eine Aufgabe übernimmt, weiß Biju Merryvilla heute noch nicht. Nur eines: „Jeder hat seine Aufgabe und ich nehme an, was mir Gott zuweist.“