Titting
Privat nur mehr in den eigenen vier Wänden

Für den Tittinger Bürgermeister Andreas Brigl hat sich das Leben verändert – aber Zeit für die Familie bleibt

20.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:20 Uhr

Eine „spannende und herausfordernde Zeit“ hat für Andreas Brigl vor 100 Tagen begonnen. Am 1. Mai trat er sein Amt als Bürgermeister von Titting an - Foto: hr

Titting (EK) Eigentlich, sagt Andreas Brigl, „könnte ich rund um die Uhr arbeiten“. Das ist natürlich nicht möglich, aber auf 60 bis 70 Stunden in der Woche kommt er derzeit schon. Der 38-Jährige ist seit 100 Tagen im Amt – und die Veränderungen gegenüber seinem vorherigen Leben sind „schon gewaltig“.

„Plötzlich bist du alles“, sagt der gelernte Steuerberater, der bis vor wenigen Wochen noch Angestellter einer Eichstätter Kanzlei war: Chef einer Verwaltung und damit für die Mitarbeiter verantwortlich, Vorsitzender eines Gremiums, zeichnungsberechtigt, Herr über Millionen Euro von Einnahmen und Ausgaben, Vermieter von kommunalem Eigentum, „stolzer“ Repräsentant einer „wunderschönen Gemeinde“ (Brigl) und Ansprechpartner für die Sorgen und Nöte der Bürger. „Privat“ ist Andreas Brigl, verheiratet, zwei Kinder im Alter von fünf und sieben Jahren, „nur mehr in den eigenen vier Wänden“. Das liegt mitunter auch daran, dass der in Eichstätt geborene, in Greding aufgewachsene und seit zehn Jahren in Titting lebende Brigl nur ein paar Gehminuten vom Rathaus entfernt mit seiner Familie wohnt. Die „Privatperson Andreas Brigl bleibt außen vor, du bist eigentlich immer Bürgermeister“, beschreibt er seine neue Rolle. Für Freizeit, die für den ehemaligen Triathleten zuletzt noch Sport und vor allem Tennis war, bleibt kaum mehr Zeit.

Für die Familie eine Belastung? „Natürlich hat sich unser Leben geändert, aber das war uns klar“, antwortet er. Die Familie sei jetzt bei vielen Veranstaltungen oder Festen in der Gemeinde mit dabei. „Wir bringen das bislang sehr gut hin, das Private kommt dennoch nicht zu kurz“ – auch wenn der Sohn dann und wann am Abend schon mal beklagt: „Papa, warum musst du jetzt nochmals ins Rathaus“ Seine Frau dagegen habe sich noch nicht beklagt, sagt der Bürgermeister. Sie müsse jetzt zwar vieles zusätzlich leisten – „das Rasenmähen fällt jetzt auch in ihr Tätigkeitsfeld“ –, aber insgesamt hätten sie und die Kinder einen „guten Mittelweg gefunden“. Es bleibe, so Brigl, auch noch Zeit für gemeinsame Radlausflüge, „so wie wir sie früher unternommen haben“.

„Spannend und herausfordernd“ nennt Brigl die neue Zeit und das neue Amt, das er überraschend im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber erobert hat. Spannend seien für ihn nach wie vor auch die Sitzungen des Gemeinderats, dem er vorsteht. Das, so überlegt er laut, beruhe wohl auf Gegenseitigkeit. Immerhin sei das Tittinger Gremium in seiner Zusammensetzung „gut gemischt“ aus altgedienten und neuen Mitgliedern. Aber: Die Diskussionen seien sachlich und vernünftig, bescheinigt er sich und den Gemeinderäten.

Für ihn wie auch für viele andere der jungen Kollegen, die jetzt das Ruder übernommen haben, ist das Zeitmanagement eine der größten Herausforderungen. Da heißt es, die Flut an Terminen auf die Reihe zu bekommen, die Verwaltungsarbeit in Ruhe und konzentriert zu bewältigen, den Kontakt mit den Nachbargemeinden zu pflegen und auch für sich Zeit zu finden. Zeit für kreatives Nachdenken, um Pläne zu schmieden oder Visionen für die Gemeinde zu entwickeln.

Die fehle im Alltagsgeschäft noch, erzählt Brigl über seine ersten 100 Tage. Und die nehme er sich im Auto, zu Hause oder auch am Samstagnachmittag oder Sonntagvormittag in seinem Büro im Rathaus. „Eigentlich“, sagt Andreas Brigl, „könnte ich rund um die Uhr arbeiten.“