Titting
"Berliner Mauer" durchs Anlautertal

Geplante Asphaltierung zwischen Bürg und Bechthal sorgt für Wirbel – Umweltschützer sind strikt dagegen

27.08.2014 | Stand 02.12.2020, 22:18 Uhr

Bei einem informellen Termin trafen sich Naturschützer und Anwohner, Gegner und Befürworter der geplanten Asphaltierung am Bechthaler Weiher. Manche Teilnehmer äußerten Kritik, warum denn nicht Bürgermeister und Fachbehörden eingeladen worden waren. Sie hätten sich ein Bild von der Lage und von der Stimmung machen wollen, erklärten die Naturschützer. Die Rathauschefs und die Experten wären selbstverständlich willkommen gewesen. Bei einem weiteren Treffen würden sie aber extra eingeladen. - Foto: baj

Titting/Raitenbuch (EK) Der Widerstand gegen die vorgesehene Asphaltierung der Ortsverbindungsstraße zwischen Bürg (Gemeinde Titting) und Bechthal (Raitenbuch) wächst.

An einem informellen Termin am Bechthaler Weiher nahmen rund 40 Bürger und Vertreter von Naturschutzverbänden teil. Viele Bürger und die Naturschützer sind sich einig in ihrer Ablehnung. Doch waren am Montagabend auch Befürworter einer Asphaltierung gekommen, die sich ebenfalls – teils vehement– zu Wort meldeten.

Die Gemeinderäte von Raitenbuch und Titting hatten vor gut einem Jahr beschlossen, die Strecke zwischen Bürg und Bechthal komplett zu asphaltieren. Es geht nur noch um das mittlere Stück, etwa eineinhalb Kilometer lang, zwischen der Aichmühle und dem Bechthaler Weiher. Erst vor Kurzem haben die Einwohner von Bürg von dem Vorhaben erfahren und dagegen protestiert. Sie konnten den Bund Naturschutz und den Landesbund für Vogelschutz (LfV) aus den beiden Landkreisen Eichstätt und Weißenburg-Gunzenhausen bewegen, sich die Sache einmal genauer anzuschauen.

Deren Urteil fiel beim informellen Ortstermin am Montag einstimmig aus. Immer wieder fielen Begriffe wie „Kleinod“ oder „Schmuckstück“, wenn die Rede auf das Anlautertal kam. „Was Sie hier haben, ist einmalig“, formulierte es Richard Schmidt vom Bund Naturschutz, Kreisgruppe Weißenburg. Dieses Stück Naturidyll würde nicht nur optisch verschandelt; Flora und Fauna würden beeinträchtigt. So jedenfalls sehen es die Naturschützer.

„Hier würde die Berliner Mauer mitten durchs Anlautertal gebaut“, wetterte Willi Reinbold, der Eichstätter Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz und Mitglied im Kreistag. Die Fahrbahndecke würde im Sommer bis zu 60 Grad heiß, ein unüberwindliches Hindernis für viele Lebewesen. Die Versiegelung führe auch zu Änderungen bei der Wasserversickerung. Eine gut ausgebaute Straße würde die Autofahrer zudem zum Schnellfahren verleiten, was das Ende von Ringelnattern, Fröschen und weiteren kleineren Lebewesen bedeuten würde.

Raserei ist auch das Stichwort für Anwohner aus Bürg. Die Straßen in ihrem Dorf sind eng und unübersichtlich. Die Ortsverbindungsstrecke zieht mehr Verkehr an und verleitet zum Rasen, sind sie sicher und senken den Daumen für eine Asphaltierung.

„Diese staubige Straße gehört gerichtet“, erklärte dagegen der Naturschutzwächter Max Streb aus Nennslingen. Er steht für die Asphaltierung. Jetzt sei die Straße eine Zumutung gerade für Radler. Was sei wichtiger: „Mensch oder Käfer“

Auf der Seite der Befürworter ist Gemeinderätin Gabi Stark aus Bechthal. Sie habe für die Maßnahme gestimmt und stehe auch jetzt dazu, bekräftigte sie. Die Straße koste Unterhalt und es gebe die Möglichkeit, einen Zuschuss zu bekommen. Dafür erntete sie Kritik. Zuschüsse abzugreifen als alleiniges Argument zähle nicht.

Der Raitenbucher Altbürgermeister Georg Schreiner konnte den gesamten Protest nicht nachvollziehen. Er erinnerte, dass es bereits Mitte der 1960er Jahre Pläne gegeben habe, die Straße auszubauen. „Das ist dann mit den Finanzen nicht rausgegangen.“ Die ersten Meter von Bechthal und von Bürg aus seien schon asphaltiert. „Warum soll man den Rest nicht auch teeren“ Ein Ausbau mit Schotter bringe nichts. „Da fahren dann die Schlepper wieder Löcher rein.“ Was 1965 aktuell gewesen sei, müsse nicht unbedingt auch heute noch gelten, warf Willi Reinbold ein.

Ein großer Kritikpunkt von Anwohnern und besonders von Umweltschutzverbänden war die fehlende Informationspolitik der beiden beteiligten Kommunen. „Wir haben nur durch Zufall davon erfahren“, ärgerte sich Andreas Gastner, Vorsitzender der LBV-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen. Zwar hätten sie wahrscheinlich nicht zwingend eingebunden werden müssen. „Aber eine gute Kooperation ist das nicht.“ Die Naturschutzverbände wollen sich nun an die Landratsämter wenden und die Landräte sensibilisieren. Auf diese Weise hoffen sie, das Vorhaben doch noch verhindern zu können. „Das ist im Sinne der Natur und nicht gegen die Gemeinden gerichtet“, betonte Karl Schmidt.

Derzeit läuft noch die Umweltverträglichkeitsprüfung für diese Maßnahme, wie Bürgermeister Josef Dengler unserer Zeitung mitteilte. Er sieht keinen Anlass für einen Kurswechsel: „Die Mehrheit der Bürger in Bechthal steht hinter der Asphaltierung.“