Schernfeld
Frauenpower am "Fichtenmoped"

Zwölf Frauen machen sich bei einem Motorsägenkurs mit der Kunst des Baumfällens vertraut

24.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:26 Uhr

Foto: DK

Schernfeld (EK) Entschlossen nimmt Beate Bauer die Motorsäge in die Hand, überprüft den richtigen Griff. Dann zieht sie kräftig mit ihrem Arm an einer Schnur, um ihr "Fichtenmoped" - wie die ein oder andere das Kettengerät liebevoll bezeichnet - anzuwerfen. Die anderen Frauen klappen ihre Ohrenschützer nach unten, Bauer setzt an, und die Säge frisst sich nach und nach in einen Baumstamm. Der Geruch nach frischem Holz und ein wenig Benzin liegt in der Luft. Die abgeschnittene Holzscheibe fliegt auf den Boden, und Bauer legt die Säge mit einem lächelnden und zugleich auch erleichterten Blick ab. Die nächste Dame darf ran.

Beate Bauer aus Eglofsdorf ist eine von zwölf Teilnehmerinnen, die einen Motorsägenkurs für Frauen in einem Waldstück bei Schernfeld absolvieren. "Ich habe selbst einen Wald zu Hause, und seit mein Mann gestorben ist, muss ich mir einfach selbst helfen können", sagt sie. Angst vor dem schweren Gerät habe sie nicht, es überwiege der Spaß. "Allerdings sollte man nie den Respekt davor verlieren", mahnt Bauer.

Nach einem ausführlichen Theorietag, an dem die Frauen die Motorsäge genau analysieren, viel über die Sicherheit gelernt und alles Wichtige über die Kunst des Baumfällens erfahren haben, geht es am nächsten Tag ans Eingemachte. Ausgestattet mit Schutzkleidung und ihren Geräten in der Hand, folgen die Damen aufmerksam den Worten von Forstwirtschaftsmeister Andreas Böhm vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Ingolstadt und den beiden Forstwirten Franz Schmidmeier und Josef Glaßner. Die drei Männer sind Profis im Umgang mit der Motorsäge und zeigen den zwölf Waldbesitzerinnen, was beim Fällen eines Baumes so alles beachtet werden muss.

"Passt schon, geht schon, das gibt es bei uns nicht", betont Böhm, als er erklärt, wie man einen Baum richtig anschneidet. Die Motorsäge sei schließlich kein Schreinerwerkzeug. Jede der Teilnehmerinnen bekommt ein eigenes Leihgerät zur Verfügung gestellt. "Diese haben die neuste Technik, was auch bedeutet, dass sie mehr Sicherheit bieten und besser in der Handhabung sind", sagt er. Was Schutz und Sicherheit angeht, sieht der Forstwirtschaftsmeister bei den Teilnehmerinnen einen Unterschied zu Männern: "Mir ist aufgefallen, dass Frauen hinsichtlich der Arbeitssicherheit vorbildlicher agieren als Männer", sagt Böhm. Für diese seien Motorsägen mehr ein großes und gefährliches Spielzeug. Dann wird aber mitunter auch der Sicherheitsaspekt gerne mal unbewusst zur Nebensache.

Auch wenn Frauen vorsichtiger seien, können sie durchaus mit dem anderen Geschlecht mithalten. "Sie setzen das, was man ihnen sagt, etwa das technische Know-how, schnell um und hören gut zu", so der Kursleiter. Wichtig sei bei diesen Grundkursen zur "sicheren Waldarbeit", die für Frauen etwa zweimal pro Jahr angeboten werden, laut Böhm die Übung. "Wir erklären alles ausführlich, und dann dürfen die Teilnehmerinnen selbst ran und wir leiten sie quasi an", so der Forstwirtschaftsmeister. Ein entscheidender Aspekt sei dabei auch die Aufteilung in kleinere Gruppen. "Ich und meine beiden Kollegen betreuen dann jeweils maximal fünf Teilnehmerinnen, so ist der Lerneffekt einfach viel besser", meint er.

Mittlerweile hat Böhm eine tiefe Kerbe in einen Baumstamm gesägt, und dann ist es so weit: Ein lautes "Achtung!" schallt durch den Wald. Es herrscht absolute Stille, bis auf ein leises Knistern. Dann der dumpfe Aufprall eines abgesägten Baumes auf dem Waldboden. Die Teilnehmerinnen staunen. "Das ist alles eine Sache der Übung, von heute auf morgen kann man das nicht lernen", versichert Böhm seinen zwölf Schützlingen.

Auch Cindy Kühne ist von dem Kurs begeistert und fasziniert zugleich. "Es ist wirklich sehr interessant, vor allem wenn man, wie ich, zu den Anfängern gehört", sagt sie. Beruhigend sei für die Waldbesitzerin, dass es keinerlei blöde Fragen gibt und sich alle Teilnehmerinnen sowie die Kursleiter auf Augenhöhe begegnen. "Man bekommt wirklich ein Gefühl für das Gerät, überlegt mehr und kann auch Gefahren besser einschätzen", fügt die Pflaumfelderin hinzu.

Ein paar Meter neben ihr ist gerade eine der Frauen dabei, einen gefällten Baum von seinen Ästen zu befreien. "Meine Mama macht das richtig gut, oder", sagt Kühne grinsend. Ihre Mutter, Bianca Watzka, ist durch Zufall in dem Kurs gelandet. Kühnes eigentliche Begleitung hatte abgesagt, und da ist ihre Mama kurzfristig als Ersatz eingesprungen.

"Ein bisschen mehr Gefühl, immer runter mit dem Motorblock und den Sichtschutz nicht vergessen", sagt Josef Glaßner lächelnd zu Beate Bauer, als sie gerade ihre Motorsäge zum nächsten Schnitt am Baumstamm ansetzt. "Stellen wir uns dumm an", fragt sie etwas verunsichert. Der Forstwirt beruhigt sie: "Überhaupt nicht, alles Übungssache."