Raitenbuch
Rückenwind

Bayerns größter Waldwindpark im Raitenbucher Forst stört weder Naturschützer noch Forstwirte Spatenstich am Montag

24.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:38 Uhr

Raitenbuch/Schernfeld (EK) Nach sieben Jahren Planung entsteht im Raitenbucher Forst zwischen den Regierungsbezirken Oberbayern und Mittelfranken der "größte Waldwindpark Bayerns". Zunächst zehn Windanlagen sollen 30 Megawatt Strom liefern für 22 500 Haushalte. Montag ist Spatenstich.

Bauherr ist Ostwind Regensburg, ein mittelständisches Unternehmen, das seit Jahren in der Konzeption, Planung und dem Bau von Windkraftanlagen tätig ist. Zudem planen auch die Stadtwerke Weißenburg in unmittelbarer Nähe die Errichtung einer Windkraftanlage. "Bis zum Jahr 2020 sollen 20 Prozent des benötigten Strombedarfes in Weißenburg mit eigenen regenerativen Stromerzeugungsanlagen vor Ort produziert werden", heißt deren Ziel.

Aber für Ostwind ist mit dem jetzigen Spatenstich für den "Windpark Reichertshüll", wie er offiziell heißt, noch nicht Schluss. Neben dem 60-Millionen-Euro-Projekt sind auf dem Gebiet der Gemeinde Schernfeld (Landkreis Eichstätt) weitere fünf Anlagen (Investitionssumme etwa 30 Millionen Euro) geplant. Während in Weißenburg inzwischen die nötigen Genehmigungen vorliegen, sind die Pläne auf Eichstätter Seite noch im Prüfstadium. "Wir stellen derzeit die Ergebnisse der speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung zusammen, diese sind bis etwa September zu erwarten", heißt es auf Anfrage unserer Zeitung aus der Pressestelle des Landratsamts.

Geprüft wurde auch im Landratsamt Weißenburg lange und ausgiebig, wie Johanna Stabel, Abteilungsleiterin im dortigen Landratsamt, erklärt. Immerhin beträgt die "dauerhaft gerodete Fläche" etwa 3,5 Hektar. Ein Schwerpunkt des Genehmigungsverfahrens seien naturschutzfachliche Untersuchungen gewesen, ebenso eine spezielle artenschutzrechtliche Prüfung. Dass es sich dennoch um einen Eingriff handelt, will Stabel nicht bestreiten. Als Ausgleich seien umfangreiche Kompensationsmaßnahmen und eine Ersatzzahlung festgesetzt worden. Grundlage für diese Entscheidung sei unter anderem ein landschaftspflegerischer Begleitplan gewesen. Und: "Die Ausgleichszahlung kann die Naturschutzbehörden in die Lage versetzen weitere Maßnahmen zur Verbesserung der Natur und Landschaft zu vollziehen."

Auch die Wald- und Forstwirtschaft sieht in Bayerns größtem Waldwindpark keinen Gegensatz zu ihren Zielen. Nahezu sämtliche Windkraftanlagen im Raitenbucher Forst entstehen auf dem Gebiet des Staatswalds. "Der Eingriff in den Wald ist vertretbar", sagt der stellvertretende Leiter des Forstbetriebs Kipfenberg, Ernst Geyer. Dies, so Geyer, gelte zum einen für die Rodung, die für den Bau der Anlagen notwendig ist. Die nach dem Bau nicht mehr benötigte Fläche wird anschließend wieder aufgeforstet - mit "hochwertigen Kulturen", wie Geyer betont. Und für die dauerhaft gerodete Fläche habe sich Ostwind verpflichtet, auf anderen Flächen "Sonderwaldformen" zu schaffen. Unter anderem soll ein naturnaher Laub(misch)wald mit einheimischen Edellaubgehölzen (Sommerlinde, Spitzahorn und Elsbeere) auf etwa 2,54 Hektar gepflanzt werden, sowie auf einer Fläche von mindestens 2,02 Hektar ein sogenannter Hutewald entstehen, wie Ostwind auf Anfrage mitteilte.

Damit sieht sich der Forstbetrieb Kipfenberg wieder ein Stück weiter auf dem Weg zur "notwendigen Waldumwandlung" von einem Fichten- hin zu einem gesunden Mischwald. Geyer: "Die Windkraftnutzung als ökologische Energieform passt gut zu einer naturnahen Wald- und Forstwirtschaft." In der "Oberschicht" könne durch Wind Strom erzeugt, auf dem Boden "Wald- und Forstwirtschaft" betrieben werden.

Auch bei den Bürgermeistern kommt das Vorhaben gut an. Raitenbuchs Gemeindechef Josef Dengler nennt die Waldlösung "ideal". Denn andere Pläne sahen Anlagen in unmittelbarer Nachbarschaft zur Bebauung vor. Schernfelds Bürgermeister Ludwig Mayinger wartet sehnsüchtig auf das Ergebnis der Artenschutzprüfung durch das Landratsamt Eichstätt: "Der Wald ist", so Mayinger, "ein Standort, der für so etwas prädestiniert ist."