Pietenfeld
Mit Zimmerstutzen fing alles an

Schützengesellschaft Hubertus Pietenfeld blickt zum 90-Jährigen auf bewegte Vereinsgeschichte zurück

29.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:29 Uhr

Foto: DK

Pietenfeld (EK) Zum 90-jährigen Jubiläum eröffnet die Schützengesellschaft Hubertus Pietenfeld Einblicke in ihre Geschichte - von den Anfängen mit Zimmerstutzen über den Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zu Festen, unter anderem mit dem Auftritt eines prominenten Schlagerpaars.

 

1,50 REICHSMARK GEBÜHR

Am 31. Januar 1926 wurde der Verein unter dem Namen "Freie Zimmerstutzen-Schützengesellschaft" gegründet. Unter dem damaligen 1. Vorsitzenden Stefan Glasmann schlossen sich umgehend 22 Mitglieder an. Die Aufnahmegebühr lag bei 1,50 Reichsmark, der monatliche Beitrag bei 0,50 RM. Mit Unterstützung des Kriegervereins wurde im selben Jahr die erste Sportwaffe, ein Zimmerstutzen, angeschafft. Kurz nach der Gründung wechselte der Verein vom Gasthaus Walk zum "Fischerwirt", der bis heute Vereinslokal ist. Im Garten der Gaststätte bauten die Schützen eine Schießanlage mit fünf Ständen und elektrischem Licht. Ab Dezember 1928 fanden samstags abwechselnd ein Übungsschießen und ein Gesellschaftsabend statt. 1930 kam dann die erste Königkette - mit gestifteten alten Münzen - von der Eichstätter Goldschmiede Bilz zum Preis von 150 Reichsmark. Im September gab es das erste Königsschießen.

 

DEN WELTKRIEG ÜBERLEBT

Während der Wirren des Zweiten Weltkriegs erhielt man das Vereinsleben nur noch in beschränktem Maß aufrecht. Doch das Verbot des Vereinslebens während der NS-Zeit konnte den wahren Schützengeist nicht auslöschen: 1953 wurde der Verein unter dem bis heute bestehenden Namen "Schützengesellschaft Hubertus Pietenfeld" neu gegründet. Damals standen die Schützen vor dem Nichts: Erhalten waren nur das Protokollbuch, die Königschronik und die Königskette. Der Vorstand unter Führung von Leonhard Kleinhans schuf im Vereinslokal einen Schießstand mit nunmehr vorgeschriebener Länge von zehn Metern und erwarb ein neues Luftgewehr. 1954 fand das erste Preis- und Königsschießen statt. Jeder Schütze erhielt, wie es bis heute noch Brauch ist, einen Preis. Erster Schützenkönig des Vereins wurde Xaver Adlkofer senior. Der mittlerweile über 50 Mitglieder starke Verein wurde 1957 von Christian Schiegl übernommen. Er prägte die Geschicke des Vereins fast 20 Jahre lang in seiner Tätigkeit als Vorsitzender.

 

MARIANNE UND MICHAEL

Zum Kauf einer Vereinsfahne mit dem Abbild des heiligen Hubertus und der Dorfkirche darauf entschloss man sich 1958. Die Kosten von 1250 Deutschen Mark konnten die Schützen nur mit 350 DM Schulden bei einigen Mitgliedern schultern. Im Zuge des Umbaus wurden auf der Galerie über dem Saal vier neue Stände geschaffen, auf denen man ab 1961 an den Rundenwettkämpfen des Schützengaus teilnahm.

Ein Höhepunkt im Vereinsleben war das 50-jährige Jubiläum, das mit einem großen Schützenfest 1976 gefeiert wurde. Die Schirmherrschaft übernahmen Landtagsabgeordneter Gustl Schön und der damalige Bürgermeister Michael Straßer. Damals fand auch ein Jubiläumsschießen mit 430 Teilnehmern aus 77 Vereinen statt. In Erinnerung blieb neben dem Festzug mit 50 teilnehmenden Vereinen auch der Auftritt des Duos Marianne und Michael als besondere Attraktion.

 

ERSTER JUGENDKÖNIG

1977 übernahm Willibald Volnhals das Amt des Schützenmeisters und übte es mit großem Erfolg bis 1987 aus. Während seiner Amtszeit wurde wegen zahlreicher Nachwuchsschützen eine Jugendkönigskette angeschafft - 1980 gab es mit Stephan Hirschbeck den ersten Jugendkönig. Ebenfalls Anfang der 80er-Jahre wurde aufgrund technischer Neuerungen der Neubau einer Schießanlage in Angriff genommen. So ging 1981, vor allem wegen der großen Eigenleistung, in der Scheune des Vereinslokals ein elektrisch betriebener Schießstand mit acht Ständen in Betrieb, auf dem mittlerweile vier Mannschaften ihre Wettkämpfe austrugen. Im Jahr 1988 übernahm Michael Schiegl das Amt des Vorsitzenden. Wie bereits sein Vater Christian prägte auch er das Vereinsleben in fast 20 Jahren bis ins Jahr 2006.

 

MEHR PLATZ

Als ein weiterer Glanzpunkt im Vereinsleben in dieser Zeit darf das große Schützenfest anlässlich des 75-jährigen Bestehens bezeichnet werden. Nach einem Jubiläumsschießen mit 902 Schützen gab es ein großes Festwochenende. Unter Schirmherrschaft von Bürgermeister Michael Spreng blieben neben vielen geselligen Stunden vor allem die große Zahl an Festdamen, es waren 26, in Erinnerung. Nach dem Fest nahm man 2002 einen längst fälligen Ausbau am Schießstand in Angriff. Neben zusätzlichem Stauraum schuf man einen Umkleideraum für die Schützen - an Christi Himmelfahrt 2003 war Einweihung.

 

VIEL NACHWUCHS

Während der Amtszeit von Schiegl wurde vor allem die Jugendarbeit weiter ausgebaut und erhielt einen großen Stellenwert im Verein. Neben dem wöchentlichen Übungsschießen beteiligen sich seitdem regelmäßig Mannschaften an den Schüler- und Jugendwettkämpfen. Dass sich diese Einstellung lohnt, zeigt sich Jahre später nunmehr bei den Rundenwettkämpfen der Erwachsenen mit vielen aktiven Schützen. Hier beteiligen sich mittlerweile fünf Mannschaften, unter anderen eine Luftpistolenmannschaft. Ab dem Jahr 2006 wurde der Verein von Franz Wörle mit großem Engagement geleitet. Die Veranstaltungen während des Vereinsjahres kamen nicht zur kurz: Die Mitglieder feiern jährlich einen Faschingsball beim Vereinswirt und ein zweitätiges Gartenfest Ende Juli. Das Kirchweihfest begehen die Schützen nunmehr schon seit einigen Jahren mit einem Weinfest im Vereinslokal. Auch ein Nikolausschießen findet jährlich statt. Den Höhepunkt des Jahres stellt nach wie vor das Weihnachtspreisschießen mit Königsfeier dar.

 

VOLLELEKTRONISCH

Vor vier Jahren hat Norbert Eltschkner die Führung des Vereins übernommen. Während seiner Amtszeit wurde eine separate Luftpistolen-Königskette angeschafft. Erster Luftpistolenkönig des Vereins wurde 2013 Theodor Netter. Auch die Moderne hielt Einzug beim Verein. So erfreuen sich die Mitglieder seit Herbst 2014 nach einem erneuten Umbau an acht vollelektronischen Schießständen. Die in die Jahre gekommenen Seilzugstände hatten endgültig ausgedient und wurden dank Unterstützung der Gemeinde und des Bayerischen Sportschützenbundes sowie zahlreicher Spender ersetzt. Der Verein mit inzwischen über 240 Mitgliedern kann gegenwärtig ohne Sorgen in die Zukunft blicken.