Pietenfeld
Jagdgenossen in Sorge wegen der Schweinepest

Fachleute des Bayerischen Bauernverbands informierten die Mitglieder der Kreise Eichstätt und Neuburg in Pietenfeld

21.02.2018 | Stand 02.12.2020, 16:47 Uhr

Die Zusammenarbeit bei Saujagden, hier in Möckenlohe vor der Hirtenwiese, wird immer wichtiger. - Foto: Archivfoto: Funk

Pietenfeld (EK) Rege Diskussionen belebten die Versammlung der Jagdgenossenschaften im Bayerischen Bauernverband (BBV) der Landkreise Eichstätt und Neuburg beim Walkwirt in Pietenfeld.

Im Mittelpunkt stand dabei die Problematik der Afrikanischen Schweinepest (ASP), die an den Grenzen Deutschlands bereits in Polen und der Tschechischen Republik Thema ist. Armin Heidingsfelder, ein Diplomforstwirt des BBV, stellte zudem das Angebot für die Reviere vor, ihre Jagdflächen auch digital verwalten zu lassen.

Franz Bauer, Vorsitzender der ARGE Eichstätt, und Mathias Steinberger aus Neuburg unterstrichen in ihren Ausführungen die Notwendigkeit, die Zusammenarbeit mit allen in der Jagd Tätigen noch zu verbessern. Problematisch sei immer, dass die höheren "Etagen der Verbände" offenbar "keine gemeinsame Chemie zueinander finden". Die Grundstücksbesitzer wollen eine Begegnung auf Augenhöhe und stellen Forderungen, die Selbstbewusstsein aufzeigen, zum Beispiel das Verbot der Fütterung.

Die neuen Verbissgutachten sollen aufklären, ob die Abschüsse bei Rehwild erhöht werden sollen. Steinberger zufolge sollen die Jagdgenossen sich nicht scheuen, die aktuellen Abschussforderungen mit den Verbissgutachten zu koppeln. Nach Franz Bauer wurden 2016/17 in Deutschland 556 000, in Bayern 61 000 Tiere abgeschossen, heuer erwartet man 80 000 Abschüsse in Bayern.

Zur Afrikanischen Schweinepest erklärte Heidingsfelder, dass Hauptüberträger die Wildschweine sein könnten. Für den Menschen drohe hier keine Gefahr, aber Vorsorge sei notwendig. Es sollten keine Nahrungsmittel aus betroffenen Gebieten eingeführt werden. Kritisch sah er auch die Lieferung von Waren und Schlachtabfällen aus den betroffenen Gebieten nach Deutschland. Nunmehr werde an den Grenzen in verschiedenen Sprachen darauf hingewiesen, dass übrig gebliebene Nahrungsmittel ordentlich entsorgt werden müssten. Die Zeit, die der Erreger überlebt, könne bis zu 300 Tage betragen.

Sollte es hierzulande zu einem Ausbruch der Krankheit kommen, seien zwar schon Vorsorgemaßnahmen getroffen worden. Erzeuger müssten dann aber mit existenzbedrohenden Sperren ihrer Betriebe leben. Aus diesen Bezirken seien dann keine Erzeugnisse mehr verwertbar. Außerdem verabschiede der Bundesrat wohl am 2. März eine Verordnung, dass dann Heu und Stroh aus den betroffenen Betrieben nicht mehr gehandelt werden dürfen. Auch eine zusätzliche Untersuchung aller Schweine stehe im Raum. Mit einem Exporteinbruch brächen ganze Märkte weg: In Polen verschwanden in den letzten drei Jahren 40 Prozent der Schweinehalter. In Russland wurde ein großer Betrieb mit 24 000 Mastplätzen gekeult. Sonderurlaub für Jäger und hohe Abschussprämien in den Nachbarländern sollen dort den Anreiz auf vermehrten Abschuss erhöhen, so Heidingsfelder weiter.

Ein Nachtsichtvorsatzgerät (NSVG) als Allheilmittel für Jäger zu einer besseren Abschussmöglichkeit wurde dann in der Versammlung intensiv diskutiert. Über 90 Prozent von befragten Jägern sahen den Einsatz positiv. Der Haken dabei ist, dass die Geräte im Besitz sein dürfen, aber an die Waffe direkt nicht aufgebaut werden könnten. Positiv wurde dazu dargestellt, unter anderem auch vom Kreisjagdberater Hans Eisenschenk, dass der Jagddruck in den Revieren durch die besseren Abschussmöglichkeiten herausgenommen werden würde. Im Klartext: Es gelinge weidgerechterer Abschuss in weniger Ansitzen. Auch die Nachsuche nach verletzten Tieren nehme ab. Michael Günthner vom Landratsamt zeigte nach Kritik an den Behörden zur Erlaubnis dieser Geräte den Weg auf, wie man hier zielführend vorankomme: Wenn wirklich eine Erlaubnis erteilt werde, sei sie unter anderem auf eine hohe Rate von Wildschäden aufgebaut, sie sei aber zeitlich befristet. Diese Geräte seien ein Baustein in der Reihe der Maßnahmen zur Schadensbekämpfung. Im Übrigen riet Günthner, mit Geldern aus den Jagdpachten in den Revieren selbst über Blüh- und Ruheflächen Akzente zu setzen. Außerdem sei die Zusammenarbeit auch mit den Reviernachbarn dringend notwendig.

Das erklärten alle Diskussionsteilnehmer, darunter die Landtagsabgeordnete Tanja Schorer-Dremel. Kostenlose Untersuchungen der erlegten Tiere mit der Möglichkeit, nicht verwertbare Teile in gesicherten Containern lagern zu können, war ein weiterer Gesprächsstoff. Die Jagdgenossen wurden außerdem aufgerufen, den Jägern die "Ware Wild" auch abzunehmen, denn bei Verkauf an den Großhandel würden nur minimale Beträge erzielt.