Mit 29 Hundertstel zum Sieg

03.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:52 Uhr

Zwei nahezu gleichmäßige Runden legte Pilotin Alexa Pollmann aus Böhmfeld auf ihrem "Silver ’73" zurück. Auf dem Beifahrer-Sitz Doris Schmidt. Alexa Pollmann belegte bei diesem Rennen den ersten Platz. - Foto: Gerhard Wilde

Böhmfeld (baj) Vor kurzem fand der erste Lauf einer Rennserie statt, die in mancherlei Hinsicht ungewöhnlich ist. Die erste Siegerin heißt Alexa Pollmann und stammt aus Böhmfeld.

Die "ProtoChampSeries" wurden von der G. Pollmann GmbH, Böhmfeld, ins Leben gerufen. Deren Geschäftsführer ist der Diplom-Designer Gerd Pollmann und Vater der stolzen Siegerin.

Ziel der neuen Serie ist es, Unikate an den Start zu bekommen. Wie Pollmann aus seiner beruflichen Erfahrung weiß, gibt es gar nicht so wenig Fahrzeuge, die nur ein einziges Mal weltweit existieren. Das kann eine Design-Studie sein oder ein stark verändertes Serienauto, etwa mit einem Drei-Liter-Motor statt der vom Hersteller vorgesehenen Zwei-Liter-Maschine.

Naturgemäß würden sich die Besitzer solcher Modelle scheuen, an Classic-Rennen, von denen es eine ganze Reihe gibt, teilzunehmen, sagt Pollmann. Ein Grund liegt im Wert des Fahrzeugs, der durchaus im sechsstelligen Bereich liegen kann. Bei Rennen geht es oft hart zur Sache, und wer riskiert schon sein 300 000 Euro teures Unikat? Zum anderen haben solche Modelle oft keine Chancen, in die vorderen Ränge zu fahren, und wer ist schon gern immer Letzter

Hier setzen die "ProtoChampSeries" an, von denen heuer drei Läufe geplant sind. Die Regeln sehen vor, dass immer nur ein Fahrzeug auf der Strecke ist und es geht auch nicht um die schnellsten Runden, sondern um die gleichmäßigsten. Jeder Teilnehmer legt zwei Mal die selbe Strecke zurück. Gewonnen hat, wer die wenigste Zeitdifferenz zwischen erster und zweiter Runde aufweisen kann.

Hier hatte die Studenin Alexa Pollmann, trotz ihrer erst 21 Jahre eine erfahrene Pilotin, die Nase vorn. Ihren zweisitzigen "Silver ’73" auf wunderschönen klassischen "Dunlop Racing Tires" mit einen etwa 60 kW starken NSU 1,2-Liter Motor hat einst der Herr Papa designt. Jetzt ist Pollmann stolz, dass seine Tochter den Flitzer fährt. Die 21-Jährige, Mitglied beim Historischen Automobilclub Böhmfeld, fuhr beide Runden auf dem Truppenübungsplatz von Putlos nahe Oldenburg in Schleswig-Holstein in fast der exakt gleichen Zeit: Die Differenz betrug lediglich 29 Hundertstel Sekunden. Den zweiten Platz belegte Dirk Borbet vor Peter Hanke – und alle drei bekamen bei der Siegerehrung vom Kommandanten des Truppenübungsplatzes einen speziell angefertigten Pokal aus Edelstahl überreicht, der natürlich passend zur Serie auch ein Unikat war.

Insgesamt waren sieben automobilistische Raritäten am Start, darunter ein March Formel 5000 (Fahrer Harry Read, Aachen), ein Chevron B 16 (Fahrer Leo Schiweg, Hildesheim), der Borbet B1 (Fahrer Dirk Borbet, Hesborn), ein VW Käfer (Fahrer Peter Hanke, Neumünster), dem seine Einzigartigkeit rein äußerlich nicht anzumerken war. Und auch die Sportwagenklasse (16 Teilnehmer) war bestens besetzt: Jaguars E, Porsche RS, MGB, NSU Renn-TT, Alfa Montreal V8, Ferraris, Triumphs und Minis waren flott bei dieser Gleichmäßigkeitsprüfung unterwegs.

Dieses Jahr sind drei Läufe zur "ProtoChampSeries" geplant, als nächstes steht ein Bergrennen im Raum Aschaffenburg Mitte Juli auf dem Programm.