Kipfenberg
Lautlose Jäger über der Altmühl

Karl-Heinz Hutter erläuterte bei Expedition in Kipfenberg Wissenswertes über Fledermäuse

31.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Foto: Michael Kratzer

Kipfenberg (EK) Karl-Heinz Hutter vom Bund Naturschutz hatte am vergangenen Sonntag zu einer Exkursion geladen: Die neun Teilnehmer konnten in der lauen Nacht beobachten, wie die Fledermäuse über der Altmühl auf Jagd gehen.

Treffpunkt war die Altmühlbrücke in Kipfenberg. Ein Paar hatte gleich eine Frage an Karl-Heinz Hutter; sie hatten in einer Plastikbox kleine Köttel mitgebracht: Mäusedreck oder Hinterlassenschaften von Fledermäusen? Hutter konnte das schnell klären. Er zerrieb einen der schwarzen Köttel, er war bröselig. Fledermaus! "Wenn es schmiert, ist es von einer Maus."

"Wir haben etwa 23 oder 24 Arten von Fledermäusen in Bayern und 27 in Deutschland, Wald-, Gebäude- und Wasserfledermäuse." Hutter gab Tipps, wie man mit Fledermäusen umzugehen hat: Wichtig sei, die kleinen Säugetiere im Winter nicht unnötig aufzuwecken, da sie sich sonst aufheizen würden und damit mehr Energie verbrauchen. In der Winterstarre fahren sie ihre Körpertemperatur auf vier bis fünf Grad Celsius herab - ihre normale Körpertemperatur liegt bei etwa 30 Grad Celsius. Die Winterruhe dauert etwa vier bis fünf Monate. Die Begattung erfolgt im Herbst, die Weibchen speichern den Samen und können ihn bis ins Frühjahr befruchtungsfähig halten. "Wenn sie dann das Gefühl haben, dass das Wetter passt, leiten sie die Befruchtung ein."

Hutter gab auch Hinweise, wie man mit verletzten Fledermäusen umgehen sollte: "Hinten am Rücken anfassen. Die können massiv zubeißen." Er hat selbst schon Junge aufgezogen, mit Mehlwürmern. "Wenn die mal wissen, wo es Futter gibt, sind die zutraulich wie kleine Kinder."

Hutter hatte auch eine mumifizierte Fledermaus in einem Einmachglas dabei: "Könnt ihr gerne aufmachen; riecht aber nicht so toll."

In dieser warmen Sommernacht waren die Fledermäuse sehr aktiv. Hutter führte die Gruppe von der Brücke an die Altmühl herunter; sein Auto hatte er direkt am Ufer geparkt. Im Scheinwerferlicht sammelten sich unzählige Insekten und schwirrten herum. Hutter hatte ein kleines Gerät, etwa im Format eines Smartphones dabei: "Ein Bat-Detektor in Neudeutsch." Das Gerät erfasst die Rufe der Fledermäuse, die sich in einem für Menschen unhörbaren Frequenzbereich befinden - etwa 20 000 Hertz und darüber - und macht diese Töne hörbar: "Experten können die einzelnen Arten an den Rufen unterscheiden. Das Gerät zeichnet auch die Frequenzgänge auf; die kann man dann in einen Computer einspielen und mit einem speziellen Programm auswerten."

Nach einiger Wartezeit konnte die Gruppe im Scheinwerferlicht des Autos mehrere Fledermäuse beobachten, die in einer Höhe von fünf bis zehn Zentimetern über das Wasser der Altmühl sausten. Immer und immer wieder flogen sie den Flusslauf ab. "Machen die auch mal Pause" "Die jagen die ganze Nacht", sagte Hutter.

Nach etwa einer Stunde waren es merklich weniger Insekten, die sich im Scheinwerferlicht tummelten: "Da hat sich wohl rumgesprochen, dass es hier ordentlich was zu fressen gibt."