Jämmerlich
Mittler zwischen Gott und den Menschen

18.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:51 Uhr

Jämmerlich hat es den Blick nach oben gerichtet, unser heutiges Kind. Fast ängstlich klammert es sich an seine Mutter, die sich besorgt über ihr anderes, todkrankes Kind auf dem Schoß beugt und ihm eine lindernde Flüssigkeit einflößt.

Unser heutiges Kalendertürchen zeigt einen Ausschnitt aus dem grandiosen Hochaltargemälde des Malers Joachim von Sandrart in der Abteikirche zu St. Walburg.

Der Altar ist eine Stiftung des Fürstbischofs Marquard II. Schenk von Castell und wurde 1664 aufgestellt. Auf beeindruckende wie eindringliche Weise verbildlicht das Gemälde Person und Verehrung der heiligen Walburga. „Wunderbar ist der Herr in seinen Heiligen, und heilig in seinen Werken ist unser Gott“ (Psalm 68,36 und 145,17).

Heilige, so die Psalmen, stehen Gott besonders nahe. Es sind Menschen, die zu Gott gehören oder in denen er seine Taten wirksam werden lässt. Heilige werden als starke Mittler zwischen den Menschen und Gott verehrt. Denn sehr viel stärker als heute hatten die Menschen früherer Zeiten ein Bedürfnis nach göttlicher Nähe. Da Gott für den Einzelnen unerreichbar scheint, sind die Heiligen, die uns im Tod zu Gott vorangegangen sind, so wichtig. So betont auch das Gemälde die Bedeutung der heiligen Walburga als Mittlerin. Die jugendliche Heilige im Ordenskleid, umstrahlt von Licht und umgeben von ihrer Familie, bildet inhaltlich wie kompositorisch das Zentrum des Gemäldes.

Hier vermittelt sie zwischen den Hilfe beziehungsweise Gesundung erflehenden Menschen auf Erden und dem Lamm Gottes in den himmlischen Höhen. Walburga steht auf ihrem Grab, in dem sich als Zeichen der göttlichen Erhörung das Walburgisöl sammelt, welches von Engeln wiederum an die Verzweifelten und Kranken weitergereicht wird. Es ist dieses starke Zeichen, bei dem auch die Mutter mit den beiden Kindern ihre Zuflucht sucht. Claudia Grund