Eichstätt
Möglichkeiten sehr begrenzt

Nach Aufforderung des Papstes, Flüchtlinge aufzunehmen: Wie ist die Situation in den Pfarreien?

18.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:47 Uhr

Eichstätt (EK) „Jede Pfarrgemeinde in Europa soll eine Flüchtlingsfamilie aufnehmen“: Der Aufruf von Papst Franziskus hallt nach. Wie sieht es in den Pfarreien in unserer unmittelbaren Umgebung aus? Folgen den Worten des Papstes auch Taten? Eine erste Bestandsaufnahme.

Die Pfarrei Böhmfeld habe der Gemeinde einen Platz zum Aufstellen von Wohncontainern für Flüchtlinge angeboten, so Pfarrer Anton Schatz. Die Kommune habe sich aber für einen anderen Standort entschieden. In eigenen Gebäuden Asylbewerber unterzubringen, sei schwierig – wegen des baulichen Zustands. Wenn Flüchtlinge in Böhmfeld eintreffen, werde sich die Pfarrgemeinde entsprechend einbringen: „Das erwarte ich auch.“ Anton Schatz hatte übrigens vor 16 Jahren in seiner damaligen Dienstwohnung im Ingolstädter Klinikum etwa eineinhalb Jahre lang eine bosnische Flüchtlingsfamilie mit zwei kleinen Kindern beherbergt. Der Aufruf des Papstes überfordere die Pfarreien keineswegs, so Schatz: „Wir tun insgesamt viel zu wenig.“ Leider sei das so „wie mit den Windrädern“: „Bitte nicht vor meiner Tür.“ Selbstverständlich aber müsse man die Ängste der Menschen ernst nehmen und sie thematisieren.

Der neue Pfarrer von Denkendorf, Konrad Weber, bittet um Verständnis, noch nicht viel dazu sagen zu können: „Ich sitze noch auf gepackten Kisten.“ Das Thema werde auch in seiner Pfarrei irgendwann aufgegriffen. Allerdings seien die räumlichen Voraussetzungen problematisch: Er selbst müsse auf eine Mietwohnung zurückgreifen, so Weber. Eine Umsetzung der Aufforderung des Papstes sei von der entsprechenden Struktur abhängig: „Das muss man sich von Pfarrei zu Pfarrei anschauen.“

Von den eigenen Gebäuden her gebe es keine Möglichkeit, Flüchtlinge zu beherbergen, erklärt Pfarrer Franz Baumeister aus Dollnstein. Allerdings habe die Kommune mit Breitenfurt und Obereichstätt schon rund 60 Asylbewerber aufgenommen, um die sich auch Pfarrangehörige kümmern: „Es haben sich Helferkreise gebildet, die zwar überkonfessionell sind, aber von der Pfarrei getragen werden.“ Auch hätten beispielsweise Asylbewerber beim Umbau des Pfarrheims mitgeholfen. Anfänglich habe es Befürchtungen in der Bevölkerung gegeben, so Baumeister weiter, die seien aber wieder abgeebbt. „Es sind ja keine Unmenschen, die hierher kommen, sondern ganz normale Leute“.

Wenn Wohnraum zur Verfügung stünde, dann sofort, so Pfarrer Mieczyslaw Bobras. Die Liegenschaften der Pfarrei Mörnsheim seien aber vermietet, und der Pfarrstadel befinde sich mittlerweile in der Hand der Kommune. Im Ortsteil Altendorf leben zwölf syrische Flüchtlinge, für die sich Pfarreiangehörige engagieren, so Bobras weiter. Unter anderem geben sie regelmäßig Deutschunterricht. Der Aufruf des Papstes sei „eine gute Idee“, meint Bobras: „In meiner polnischen Heimat kenne ich einige Pfarreien, die bereit sind für Flüchtlinge“

Der Pfarrer von Pollenfeld, Arnold Manuk, ist gerade erst von einem einmonatigen Aufenthalt in seiner indonesischen Heimat zurückgekehrt. Über das Thema werde in der nächsten Sitzung des Pfarrgemeinderats gesprochen. Unabhängig davon sagt Manuk: „Ich würde eine Flüchtlingsfamilie bei mir aufnehmen.“ Voraussetzung sei allerdings, dass die Kirchenstiftung damit einverstanden ist. „Ich kann nicht alleine handeln und habe eine Verantwortung gegenüber der Pfarrgemeinde“, fügt Manuk an. Und: „Jeder sollte offen mit den Worten des Papstes umgehen. Uns geht es doch gut hier. Wenn wir Flüchtlinge aufnehmen, geben wir nicht nur, wir empfangen auch.“

Schon vor Monaten sei die Pfarrei Schelldorf der Aufforderung des Landratsamts nachgekommen und habe eine Wohnung im Untergeschoss der Pfarrkirche für Flüchtlinge angeboten, so Pfarrer Michael Alberter. Diese sei aber von der Behörde als ungeeignet befunden worden – unter anderem wegen der schlecht funktionierenden Heizung. „Ansonsten haben wir leider keine Räume und auch keine Grundstücke mehr.“ Dafür sei die Pfarrgemeinde umso engagierter bei der Betreuung von Flüchtlingen, die in Schelldorf leben: drei Frauen aus Nigeria mit ihren kleinen Kindern und eine bosnische Familie. Für ein Mädchen aus Nigeria, das Alberter getauft hat, haben zum Beispiel zwei Frauen aus der Pfarrei die Patenschaft übernommen. Die Worte des Papstes stellten keine Überforderung der Pfarreien dar, meint Alberter, sie seien vielmehr „ein berechtigtes Anliegen“. Es ginge aber darum, „menschenwürdige Unterkünfte“ bereitstellen zu können. „Pfarreien, die die Möglichkeit dazu haben, werden dieser Aufforderung auch nachkommen“, ist Alberter überzeugt.

In der Gemeinde Schernfeld sind zwei Flüchtlingsfamilien untergebracht, und zwar in Rupertsbuch. „Um diese kümmern sich auch Pfarrangehörige“, so Pfarrer Franz Remberger. Der Pfarrei selbst seien in Sachen Unterbringung die Hände gebunden: „Wir haben nicht die Gebäude dafür.“ Ähnlich sei die Lage in der Pfarrei Möckenlohe-Adelschlag-Pietenfeld, so der dortige Pfarrer Bernhard Kroll.

Gebäude hätte die Eichstätter Dompfarrei schon, die seien aber alle belegt: „Wir können ja nicht einfach die Mieter rauswerfen“, gibt Dompfarrer Josef Blomenhofer zu bedenken. Außerdem sei der Aufruf des Papstes erst wenige Tage alt. Die Kirchenverwaltung habe das Thema selbstverständlich auf der Agenda: „Der Gedanke ist uns nicht fremd. Die Not ist groß.“