Eichstätt
Angst vor dem "Arschtritt"

Warnstreik bei Osram auch unter dem Eindruck der bevorstehenden Aufspaltung

04.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Insgesamt rund 200 Osram-Beschäftigte nahmen Mittwochmittag an einer knapp halbstündigen Kundgebung vor den Werkstoren teil. Dabei unterstrich die IG Metall ihre Forderung nach einer Lohnerhöhung von fünf Prozent. - Fotos: Knopp

Eichstätt (EK) In erster Linie ging es natürlich um die derzeitige Tarifauseinandersetzung in der Metallindustrie. Aber im Hintergrund schwang auch die Sorge um die Zukunft des Eichstätter Osram-Werks mit. Rund 200 Mitarbeiter legten Mittwochmittag für zwei Stunden ihre Arbeit nieder. Vor den Werkstoren gab es deutliche Worte.

Eichstätt (EK) In erster Linie ging es natürlich um die derzeitige Tarifauseinandersetzung in der Metallindustrie. Aber im Hintergrund schwang auch Sorge um die Zukunft des Eichstätter Osram-Werks mit. Rund 350 Beschäftigte legten Mittwochmittag für zwei Stunden ihre Arbeit nieder. Vor den Werkstoren fielen deutliche Worte.

In den Reden allerdings wurde die derzeitige Situation von Osram nur am Rande erwähnt. Betriebsratschef Hubert Roßkopf betonte, dass sich die Tarifrunde doch schwieriger gestalte als gedacht. Bekanntlich fordert die IG Metall eine Lohnerhöhung von fünf Prozent, die Arbeitgeber halten mit 2,1 Prozent für zwei Jahre dagegen. "Ich verstehe es nicht, dass sich die Arbeitgeber so anstellen", rief Roßkopf den rund 200 Teilnehmern der Kundgebung zu: "Die Betriebe boomen, die Wirtschaft läuft auf Hochtouren." Der Betriebsratsvorsitzende appellierte an den Zusammenhalt der Belegschaft: "Heute kämpfen wir für eine vernünftige Entgelterhöhung, morgen, wenn es sein muss, wieder für unsere Interessen am Standort." Sich aufeinander verlassen zu können, sei "ein verdammt gutes Gefühl".

Allerdings ist bei den Mitarbeitern eine gehörige Portion Skepsis zu spüren, was die bevorstehende Aufspaltung betrifft: 175 Beschäftigte verbleiben bei Osram in der Kinolampenproduktion, etwa 520 wechseln zu "Ledvance", worin das "klassische Lampengeschäft" (Halogen, LED, Autolampe) gebündelt wird. Für diese Sparte wird ein Investor gesucht. Zur räumlichen Trennung laufen derzeit Bauarbeiten auf dem Eichstätter Werksgelände.

Während Hubert Roßkopf, der auch im Osram-Aufsichtsrat sitzt, und Bernhard Stiedl von der IG Metall von einer aktuell guten wirtschaftlichen Situation am Standort und "positiven Prognosen" sprechen, scheint man in der Belegschaft dem Braten nicht so recht zu trauen. Die einen sprechen von "durchwachsener Stimmung", andere werden durchaus konkreter: "Wir haben Angst vor miesen Investoren und Heuschrecken." Und davor, "nach fast 30 Jahren den Arschtritt zu kriegen". Auch wenn die Konzernspitze mehrfach beteuert habe, verantwortungsvoll mit dem Verkauf der Lampensparte umzugehen, sei die Zuversicht doch "eher gering": "Die Herren da oben haben uns schon viel erzählt."

Hauptredner der knapp halbstündigen Kundgebung war Bernhard Stiedl, Zweiter Bevollmächtigter der IG Metall Ingolstadt. Er verteidigte die Forderung nach fünf Prozent mehr Lohn und warnte die Arbeitgeberseite: "Wer sich so provozierend verhält, darf sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten wütend werden." Sollten sich die Arbeitgeber nicht bewegen, werde die IG Metall in der nächsten Woche zu 24-Stunden-Streiks aufrufen.