Eichstätt
Baldrian lockt scheuen Waldbewohner

Bund Naturschutz ist der Wildkatze auf der Spur – DNA-Untersuchungen sollen Gewissheit bringen

10.06.2013 | Stand 03.12.2020, 0:03 Uhr

 

Eichstätt (EK) Der Luchs ist für sein hervorragendes Gehör sprichwörtlich, der Wolf gilt im Volksmund als verschlagen – nur zu einem anderen Jäger, zur Wildkatze, fällt dem Menschen wenig ein. Was vielleicht damit zusammenhängt, dass sie extrem scheu ist und der Hauskatze zum Verwechseln ähnlich sieht.

Unser Landkreis würde Wildkatzen geeignete Lebensräume bieten, und vielleicht tummelt sie sich bereits seit geraumer Zeit in unseren Gefilden. Nur: So genau weiß das niemand. Beobachtungen von Spaziergängern und auch von Jägern seien mit höchster Vorsicht zu genießen, sagt Willi Reinbold, der sich beim Bund Naturschutz engagiert. Ihr äußerliches Merkmal, ein buschiger Schwanz, der an der Spitze oft, aber beileibe nicht immer, drei schwarze Kringel aufweist, kann zu jeder beliebigen Hauskatze gehören. Und auch von der Größe her gibt es keinen Unterschied.

Um Gewissheit zu bekommen, geht der Bund Naturschutz die Frage nach dem Vorkommen mit wissenschaftlicher Präzision an. Von der Landkreisgrenze im Westen bis Altmannstein im Osten setzten 40 Helfer des Wildkatzensuchprogramms 180 Lockstöcke. Das sind sägeraue und mit Baldrian imprägnierte Dachlatten. Dieser Duft zieht Wildkatzen magisch an, und sie reiben sich an den Pflöcken. Dabei, so die Hoffnung, bleiben Haare am Holz hängen. Die werden dann zur DNA-Analyse an ein Labor geschickt.

Acht der Pflöcke waren im Beixenhart platziert, der mit seinen vielfältigen Strukturen und dem hohen Totholzanteil ein ideales Jagd- und Wohnrevier für die Wildkatze wäre.

Zwischen Januar und Ende April kontrollierten die 40 Helfer des Wildkatzensuchprogramms regelmäßig die Duftpflöcke. Nicht überall wurden sie fündig. Im Beixenhart bei Dollnstein schon. „Wir haben mehrere Haare gefunden und sie eingesammelt“, berichtet Reinbold. Natürlich ohne sie mit bloßen Fingern zu berühren. Das würde die DNA-Analyse wertlos machen. Eine weitere Bedingung des Labors: Die Haarwurzel muss vorhanden sein. Das Suchprogramm endete vor einiger Zeit, doch bis die Ergebnisse der Analysen vorliegen, werden noch mehrere Wochen ins Land gehen.

Johann Beck, Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, ist schon gespannt wie ein Flitzebogen. „Das wäre eine absolute Neuigkeit, wenn die Wildkatze da wäre“, sagte er. Eine Nachricht mit mehreren Folgen; eine davon betrifft den Waidmann: „Die Jäger müssten doppelt aufpassen.“ Zwar dürfen sie jagende Hauskatzen abschießen, nicht aber Wildkatzen, denn die stehen unter besonderem Schutz. Die Wildkatze ist zudem ein wichtiger Indikator für eine bestimmte Flora und Fauna. „Da hängt mehr dran“, so Beck. Wo die Wildkatze lebt, kommen bestimmte Pilze, Käfer und Vögel vor. „Für den Waldbesitzer wäre das ein Lob.“

Auch Aussagen über die Ausbreitungswege ließen sich treffen. „Wir im Landkreis hätten dann eine Brückenfunktion.“ Bei der Ansiedlung des Bibers sei es versäumt worden, die Ausbreitungsstruktur zu erfassen, bedauert Beck. Das sollte sich bei der Wildkatze nicht wiederholen.

Und wenn sich kein Haar von der Wildkatze gefunden hat? „Das wäre dann eine Nullprobe und hätte auch Aussagekraft.“ Dann wäre das Altmühltal vielleicht doch nicht so ideal für die Wildkatze wie angenommen. Und es wäre ein Ansporn, die Aktion zu wiederholen – in ein paar Jahren.

Gibt es noch Wildkatzen in den bayerischen Wäldern? Dieser Frage geht eine Ausstellung nach, die der Bund Naturschutz in der Dollnsteiner Burg bis Ende Juni zeigt. „Zurück auf leisen Pfoten“ ist zu Gast im Altmühlzentrum Dollnstein und kann dort während der Öffnungszeiten der Dauerausstellung (Dienstag bis Sonntag 9.30 bis 17.30 Uhr) besucht werden.

Die Ausstellung wird am Mittwoch, 12. Juni, um 18 Uhr der Öffentlichkeit vorgestellt.