Eichstätt
Wirtschaft kontra Menschenrechte

Die Europaparlamentarierin der Grünen, Barbara Lochbihler, sprach am Gabrieli-Gymnasium

22.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Barbara Lochbihler bei ihrem Vortrag am GG - Foto: bei

Eichstätt (bei) Einen anschaulichen Einblick in die Arbeit des EU-Parlaments erhielten am Freitag die Schüler der zehnten und elften 11. Jahrgangsstufe am Gabrieli-Gymnasium sowie weitere Interessierte in der Aula der Schule. Die Fachschaft Geschichte und Sozialkunde hatte es unter der Federführung von Annette Siegert geschafft, mit Barbara Lochbihler eine hochkarätige Europakennerin für einen Vortrag zu gewinnen.

Die Referentin, die für die Partei der Grünen einen Sitz im Europaparlament hat und gleichzeitig bis vor Kurzem die Vorsitzende des Menschenrechtsausschusses war, sprach eine Stunde lang frei und eloquent über Aspekte ihrer Arbeit in Brüssel. Auf diese Weise habe sie, wie Schulleiter Adalhard Biederer am Ende der Veranstaltung hervorhob, einen besseren Einblick in die Einzelheiten der europäischen Idee vermittelt als dies mithilfe von Schulbüchern möglich sei. Die Schüler dankten es der Referentin mit einem kräftigen Applaus.

Nachdem Lochbihler zunächst die Zusammensetzung der europäischen Gremien und deren Zielsetzungen erläutert hatte, sprach sie mit der Währungsunion das erste Thema an. Sie plädierte dringend dafür, den Eurobereich im derzeitigen Umfang beizubehalten, bezeichnete es aber angesichts der hohen Jugendarbeitslosigkeit in Griechenland oder Spanien als Fehler, von wirtschaftlich problematischen Ländern ein extremes Sparen zu verlangen. Dies verhindere Investitionen und damit Arbeitsplätze.

Der nächste Bereich bildete mit der Menschenrechtsthematik das Zentrum des Vortrags. Lochbihler selbst als frühere Generalsekretärin der deutschen Sektion von Amnesty International hatte, wie sie sagte, erkannt, dass weltweite Menschenrechtspolitik sich am effektivsten in der EU verwirklichen lasse. Vor allem wolle sie ändern, dass der Schutz der Menschenrechte zwar ein Grundmotiv für die europäische Politik sei, dies aber uneingeschränkt nur am „Wochenende“ gelte, nicht in der aktuellen Tagespolitik „von Montag bis Freitag“, wo wirtschaftliche Interessen primär seien.

Andererseits gebe es durchaus immer wieder Teilerfolge. So seien auch in Zusammenarbeit mit einflussreichen Verbänden wie der FIFA Verbesserungen in Katar erreicht worden, was den Umgang mit den aus dem Ausland kommenden Arbeitern angehe. Allerdings werde dort immer noch der Arbeiter als eine Art von Sklave gesehen, der in weiten Bereichen von seinem Arbeitgeber abhängig sei. Insofern sei es – unabhängig von den Bestechungsskandalen – noch nicht sicher, ob die nächste Fußball-Weltmeisterschaft in Katar stattfinde, wie die Referentin andeutete.

Im letzten Teil der Veranstaltung interessierten sich Schüler unter anderem für den Stand des Freihandelsabkommens zwischen den USA und Europa. Lochbihler sah es als sehr positiv, dass der Informationsstand der deutschen Bevölkerung „extrem hoch“ sei und sich großer Widerstand gebildet habe.

Wie bei Menschenrechtsverletzungen in den Vereinigten Staaten von Amerika vorgegangen werde, wollte ein anderer Schüler wissen. Die Referentin betonte, dass bei strategischen Partnern Kritik immer möglich sei und auch angebracht werde.

Eine Schülerin fragte dann noch, ob es bereits einmal einen Abbruch der Handelsbeziehungen wegen Menschenrechtsverletzungen gegeben habe. Die Antwort der Politikerin: in den letzten fünf Jahren nur einmal, nämlich mit Sri Lanka – die wirtschaftlichen Interessen seien einfach zu stark.