Eichstätt
Was macht die Grippe?

In der nass-kalten Jahreszeit steigt die Zahl der Erkrankungen Was Schutzmaßnahmen und Impfungen bewirken

23.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Zum Schutz gegen Grippeviren kann eine Impfung helfen. - Foto: Riß

Eichstätt (lur) Bislang bleibt die große Grippewelle im Landkreis noch aus: Es sind 13 Fälle gemeldet. "Aber gerade in den Wintermonaten, zwischen Dezember und Februar, besteht ein erhöhtes Risiko", erklärt Birgit Müller von der Eichstätter Klinik. Schlecht gelüftete, geheizte und geschlossene Räume können - gerade in der kalten Jahreszeit - die Verbreitung von Grippeviren begünstigen. "Die dadurch trockenen Schleimhäute sind dann für Erreger noch anfälliger", weiß Müller.

Zum präventiven Schutz rät Müller, regelmäßig die Hände zu waschen, den Kontakt zu Erkrankten möglichst zu vermeiden und bei einer Infektion nicht in die Hände zu husten. "Da landen die Bazillen dann zum Beispiel ganz schnell auf Türklinken und werden so weiterverteilt."

Laut dem Schernfelder Landarzt Bernhard Niederreiter seien die sogenannten Spaltimpfstoffe gegen Grippe in der Regel gut verträglich und zeigen keine Nebenwirkungen. Jeweils im Frühjahr berät die Weltgesundheitsorganisation (WHO) über die neue Zusammensetzung der Seren. "Dabei wird festgelegt, welche und wie viele Stämme in einen Impfstoff kommen", so Niederreiter. Die Debatte rund um eine dreifache und vierfache Grippeimpfung führt laut Niederreiter derzeit zu "einem Dilemma". "Es kommt immer wieder vor, dass Menschen trotz einer Impfung die Grippe bekommen." Das sorge natürlich für Unmut und zeige, dass "das Serum offensichtlich nicht passt und nur bedingt wirksam ist". Dennoch sei es fraglich, ob der Vierfach-Impfstoff - mit einem Antigen mehr - Vorteile gegenüber einem Stoff mit nur drei Stämmen habe, gibt Niederreiter zu bedenken. "Vor allem stellt sich hier auch die Kostenfrage." Von vielen Krankenkassen wird bisweilen meist nur die Dreifach-Impfung übernommen.

Gegen die Influenza kann man sich via Spritze oder Kinder auch mittels Nasenspray impfen lassen. "Vergleichende Studien bezüglich der Wirksamkeit sind mir nicht bekannt", fügt Niederreiter hinzu. Aber prinzipiell sei das Verfahren dasselbe: Das Serum setzt Antigene frei, die im Körper zu einer Immunreaktion führen. Lediglich bei möglichen Nebenwirkungen bestehen Unterschiede: "Bei einer Spritze kann sich eventuell die Einstichstelle entzünden und anschwellen. Das Spray kann dagegen die Schleimhäute angreifen", so Niederreiter.

Die Zahlen der Grippeerkrankungen im Landkreis Eichstätt in den vergangenen Jahren fallen unterschiedlich aus: Während 2016 insgesamt 40 Fälle gemeldet wurden (bis Mitte Januar keiner), waren es 2017 insgesamt 113 gemeldete Erkrankungen (bis Mitte Januar 25 Fälle), von denen sieben in der Eichstätter Klinik behandelt wurden. Im neuen Jahr sind bisher schon 13 Grippefälle registriert, davon haben sich zwei in Eichstätt in Behandlung gegeben. "Diese Zahlen spiegeln nicht die tatsächlich Erkrankten wider, da erfahrungsgemäß nicht alle getestet werden oder einen Arzt aufsuchen", erklärt Medizinaloberrätin Verena Eubel vom Eichstätter Gesundheitsamt. Bestimmte Grippeschwerpunkte in der Region sind nicht bekannt, "wobei die Übertragungswahrscheinlichkeit bei großen Menschenansammlungen steigt". Auch in öffentlichen Einrichtungen wie Seniorenheimen oder Kindergärten gebe es bisher keine großen Grippeausbrüche. "Im Akutfall gibt es bestimmte Hygienepläne, die gegebenenfalls auch mit uns abgesprochen werden", sagt Eubel. Ein erhöhtes Influenzarisiko ergebe sich oftmals aus einer geschwächten Abwehrlage, zum Beispiel bei Stress oder einer Grunderkrankung, und durch Nichteinhalten präventiver Vorsichtsmaßnahmen. Eubel betont: "Wichtig ist, wer bereits erkrankt ist, sollte zuhause bleiben!"

Eine Impfempfehlung gegen Grippe geben sowohl Dr. Bernhard Niederreiter als auch das Gesundheitsamt für Menschen über 60 Jahre und Risikopatienten mit chronischen Krankheiten der Atmungsorgane, Herz- oder Kreislaufkrankheiten sowie Leber- oder Nierenerkrankungen. Auch Schwangere, medizinisches Personal und Menschen mit viel Personenkontakt sollten eine Schutzimpfung in Erwägung ziehen.