Eichstätt
Warnung vor Selbstüberschätzung

Rettungskräfte klären Schüler über die Konsequenzen risikoreichen Autofahrens auf

06.05.2016 | Stand 02.12.2020, 19:51 Uhr

Rettungsübung bei der Berufsschule Eichstätt: Im Rahmen des Aktionstags "Disco-Fieber" demonstrierten Rettungsdienst und Feuerwehr den typischen Verlauf einer Personenbergung bei einem Verkehrsunfall. Hier entfernen die Rettungskräfte Windschutzscheibe und Türen, um die freiwilligen "Unfallopfer" aus dem demolierten Fahrzeug befreien zu können. \t - Foto: Schimmer

Eichstätt (EK) "Ich muss ihnen leider mitteilen, dass ihr Sohn heute Nacht bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist." Nach diesem Satz von Heinz Rindlbacher war der Saal der Eichstätter Berufsschule für einen Moment vollkommen still. Der Leiter der Polizeiinspektion Eichstätt schilderte den Schülern, wie er und sein Team einen Unfall, bei dem ein junger Mann getötet und drei weitere schwer verletzt worden waren, erlebt hatten. "Mit jedem Mal stirbt ein Stück von mir mit", bezog er sich auf seine Aufgabe, Angehörigen den Tod eines geliebten Menschen mitzuteilen.

Dass dieser Aktionstag - aufgeteilt in Vorträge und eine Rettungsübung - an einer Berufsschule durchgeführt wird und den Namen "Disco-Fieber" trägt, kommt nicht von ungefähr: Fast die Hälfte aller Verkehrsunfälle von jungen Autofahrern ereignet sich am Wochenende. Dabei stellen junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren jeden vierten Unfalltoten. Vor allem Selbstüberschätzung, Gruppendynamik im Auto, überhöhte Geschwindigkeiten, Alkohol sowie Übermüdung würden dabei eine zentrale Rolle spielen, so die Moderatorin Andrea Gugger vom Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung.

Damit sich solch vermeidbare Autounfälle in Zukunft seltener ereignen, berichteten Mitarbeiter der örtlichen Rettungskräfte von ihrer Arbeit und ihren Empfindungen. Die Jugendlichen sollen ein Bewusstsein dafür entwickeln, welche Verantwortung sie als Autofahrer haben und wie dramatisch die Konsequenzen eines Fehlers sind - für sie selbst, für die Opfer und für deren Angehörige und Freunde. "Übernimm Verantwortung für Dich und andere", lautete die Botschaft von Tanja Schorer-Dremel, Stimmkreisabgeordnete im bayerischen Landtag, und Anton Knapp, Eichstätter Landrat.

Nach weiteren Erfahrungsberichten von Dieter Hiemer, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Eichstätt, und Stephan Murböck, Ausbildungsleiter des Bayerischen Roten Kreuzes, gewährten Engelbert Erb und Michael Dremel Einblicke in ihre Arbeit beim Kriseninterventionsdienst. "Wir sind das Ende der Rettungsmittelkette", sagte Dremel über ihre Aufgabe, schwer traumatisierte Personen psychosozial zu unterstützen. "Familienmitglieder werden im tiefsten ihrer Seelen erschüttert. Wir leisten Trauerarbeit, damit sich keine psychischen Folgen festsetzen", führte Erb weiter aus.

Über die zivil-, straf- und verwaltungsrechtlichen Folgen klärte Richard Alberter, Anwalt für Verkehrsrecht, die jungen Erwachsenen auf. Er warnte die Schüler, den Führerschein leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Denn ist er erst mal weg, sei es sehr teuer und schwer, die Medizinisch-Psychologische Untersuchung zu bestehen, um die Fahrerlaubnis zurückzubekommen. Höhepunkt des Aktionstags war die Rettungsübung auf dem Parkplatz, bei der vier freiwillige "Opfer" von Feuerwehr und Rettungsdienst aus einem Unfallwagen befreit wurden. Nach dem Notruf zweier Schüler dauerte es keine fünf Minuten, bis der Krankenwagen an Ort und Stelle war. Doch diese fünf Minuten ließen erahnen, wie langsam die Zeit für Opfer und Ersthelfer in solchen Momenten verstreicht. Dass es manchmal gar 15 Minuten dauert, bis Feuerwehr oder Krankenwagen helfen können, mag man sich kaum vorstellen. Windschutzscheibe und Türen wurden entfernt, die Autoinsassen schließlich gerettet.

Damit endete der Aktionstag "Disco-Fieber" an der Berufsschule Eichstätt. "Die Rückmeldung der Klassen in den letzten Jahren war super", sagte die Sozialpädagogin Simone Adlkofer, die Organisatorin dieser Veranstaltung. Auch dieses Mal hofft sie, dass es nachhaltig wirkt. "Ich fand es interessant. Es gibt immer einen im Freundeskreis, der es mit dem Alkohol beim Fahren nicht so genau nimmt", fasste Schüler Andreas Feigl den Tag zusammen.