Eichstätt
"Wandern mit Profil"

Neues Projekt im Naturpark Altmühltal soll Gästen mehr Komfort bieten

22.07.2014 | Stand 02.12.2020, 22:26 Uhr

Mit dem Kinderwagen den Naturpark Altmühltal erforschen. Spätestens Mitte nächsten Jahres sollen Gäste per Internet recherchieren können, welche Wanderwege auf ihre speziellen Bedürfnisse zugeschnitten sind. Die Arbeiten für das von der EU bezuschusste Projekt »Wandern mit Profil« laufen derzeit auf Hochtouren - Foto: baj

Eichstätt (EK) Das Wanderwegenetz im Naturpark Altmühltal ist engmaschig und in der Regel gut ausgebaut. Was bisher allerdings fehlte, ist eine Einteilung in Kategorien: Mit der Frage, welche Route für Kinderwagen oder für Rollstuhlfahrer geeignet ist, wird der Gast oft genug allein gelassen.

Das will der Naturpark zusammen mit den Altmühl-Jura-Gemeinden ändern: Gemeinsam haben sie das Modellprojekt „Wandern mit Profil“ ins Leben gerufen. Beteiligen können sich natürlich alle übrigen Gemeinden auch.

„Wir wollen unser Wanderangebot ein Stück weit transparenter gestalten“, sagt Naturpark-Geschäftsführer Christoph Würflein im Gespräch mit unserer Zeitung. Dazu zählen nicht nur Hinweise über Barrierefreiheit, sondern Touristiker wie Gäste können Wanderstrecken suchen, die auf ihre speziellen Bedürfnisse und Wünsche zugeschnitten sind. Unkompliziert sollen sich Wege herausfiltern lassen, die für Senioren, für Familien mit Kindern, für Jugendliche geeignet sind, die in einer bestimmten Zeitspanne zu bewältigen sind oder die ein bestimmtes Thema abdecken.

Die Gemeinden der LAG Altmühl-Jura sammeln diese Informationen auf ihren Wanderwegen bereits und speisen sie in die vorhandene Datenbank ein. Die Regionalmanagerin der LAG, Lena Oginski, ist ebenfalls angetan: „Wir können hier nachhaltig Tourismus betreiben. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen.“ Für Oginski ein nicht zu unterschätzender Wettbewerbsvorteil im harten Tourismusgeschäft.

Bei „Wandern mit Profil“ handelt es sich um ein EU-Förderprojekt; bis Mitte nächsten Jahres muss es abgeschlossen sein. Das sei kein Problem, gibt Würflein zu verstehen. Der halbe Weg sei bereits gemacht.

Ein – allerdings wichtiger – Teilbereich dieses Konzeptes ist Barrierefreiheit. „Bei einer älter werdenden Gesellschaft ist dieses Thema essenziell für eine Tourismusregion wie unsere“, sagt Würflein. Die Erfassung der vorhandenen Wege ist für den Geschäftsführer nur ein erster Schritt. „Wandern mit Profil“ stelle auch ein Angebot an die Kommunen dar, sich selbst zu profilieren. Sie sollten sich dadurch aufgefordert sehen, ihre Wege aufzuwerten, indem sie die Routen so ertüchtigen, dass ein Rollstuhlfahrer sie bewältigen kann oder indem sie Attraktionen bieten. Im Raum Kelheim gebe es ein Modellprojekt, Wege für Sehbehinderte und Blinde zu erschließen, berichtet Würflein. Die Informationstafeln seien hier auch in Blindenschrift verfasst.

Dabei setzt der Geschäftsführer konsequent auf Qualität: „Wir wollen nicht mehr Wege, sondern bessere. Lieber gibt es in einer Gemeinde drei Wege, und die sind g’scheit, als zehn Wege, die eher minderwertig sind.“ Daher sollten Kommunen auch mal den ein oder anderen Weg streichen und sich auf die konzentrieren, die sie weiterentwickeln könnten.

In diese Richtung führt auch ein weiteres Vorhaben: die Qualifizierung der sogenannten „Schlaufenwege“. Nächstes Jahr kann der Altmühl-Panoramaweg bereits auf sein zehnjähriges Bestehen zurückblicken. Für Gruppen oder Wanderer, die auch mal einen Rundwanderweg gehen wollten, wurden die Schlaufenwege geschaffen. Sie sind in der Regel an den Panoramaweg angebunden und liegen in der Obhut der jeweiligen Gemeinde. „Diese Wege haben eine unterschiedliche Qualität“, sagt Würflein. Das solle sich ändern. Die Gemeinden sollten beispielsweise auf Markierungen achten und Schwachstellen beseitigen. Auf ein aufwendiges Qualifizierungsverfahren, das stets auch mit erheblichen Kosten verbunden ist, will der Naturpark verzichten. Ein Mitarbeiter wird die Wegstrecken abgehen und dann entweder den Daumen heben oder auf Dinge aufmerksam machen, die sich verbessern müssten. Das minimiert die Kosten. „Dieser Prozess wird gemeinsam mit den Gemeinden stattfinden“, so Würflein. Die meisten Orte würden sich beteiligen. Fürs nächste Frühjahr, zum Jubiläum, ist eine Broschüre geplant, in der die qualitätsvollen Schlaufenwege mit aufgeführt werden. Das Qualifizierungsverfahren ist für drei Routen – in Treuchtlingen, Walting und Dollnstein/Wellheim – bereits abgeschlossen. Andere Gemeinden werden folgen. Und eine Idee würde Würflein auch noch gerne verwirklichen: die Anbindung des Walderlebniszentrums in Schernfeld an den Panoramaweg. „Aber das werden wir erst im Lauf den nächsten Jahre umsetzen können.“