Eichstätt
Wenn das Geld nicht mehr reicht

Sozialfonds der Stadt hilft Bürgern in finanziellen Notlagen 13 500 Euro im Jahr 2017 ausgeschüttet

15.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:04 Uhr

Viel zu tun hat die Sachbearbeiterin Heike Oehlke im Rathaus. Sie verwaltet den Sozialfonds der Stadt Eichstätt, der Bürgerinnen und Bürgern in finanziellen Notlagen hilft. - Foto: Bauer

Eichstätt (EK) Wer hilft bei Geldmangel, wenn die Kinder aus der Kleidung herausgewachsen sind, wenn der Sohn für eine Klassenfahrt eine Regenjacke braucht oder ohne Unterstützung erst gar nicht teilnehmen könnte, wenn das Arbeitslosengeld noch nicht ausbezahlt ist und Mietschulden anstehen, wenn die Oma einen warmen Wintermantel benötigt oder wenn eine unvorhergesehene Rechnung ins Haus flattert? Auch in einem Sozialstaat gibt es Fälle, wo die subsidiäre Hilfe des Staates nicht ausreicht.

Die Stadt Eichstätt hat dazu den Sozialfonds eingerichtet, um den in Not geratenen Bürgerinnen und Bürgern zu helfen. Vielfach sind es Frauen und alleinerziehende Mütter. 30-mal hatte Heike Oehlke, die Sachbearbeiterin im Rathaus, einen Antrag von dieser Gruppe zu bearbeiten, wenn beispielsweise die Unterhaltszahlungen spärlich fließen. Insgesamt sind 2017 bisher 54 Anträge eingegangen. Die Anzahl der Männer ist in diesem Jahr etwas größer geworden: junge Arbeitslose oder ganz junge Mitbürger, die nicht mehr zu Hause wohnen, zu arbeiten angefangen hatten, aber den Arbeitsplatz dann wieder verloren.

Die Ausgaben des städtischen Sozialfonds schwanken von Jahr zu Jahr. Heuer sind es bisher rund 13 500 Euro, 5000 Euro weniger als 2016. Den größten Posten mit 6000 Euro stellte der Fonds für Mietschulden, Nebenkostennachzahlungen, Wohnungsausstattung und Elektrogeräte zu Verfügung. Heike Oehlke berichtet, dass im vergangenen Jahr ein Kleiderschrank, ein Bett oder auch ein Esstisch benötigt wurden. Sicherlich, so ihre Erfahrung, wird versucht, bei den Eichstätter Diensten oder anderswo die benötigten Möbel billig herzubekommen. Aber selbst wenn sie nur 300 Euro kosten - woher nehmen, wenn das Geld nicht da ist?

Für Kleidung wurden 1200 Euro benötigt, für Kinder 600 Euro, für Erwachsene 400 Euro und für Senioren 200 Euro. Mit 1000 Euro schlug die Unterstützung für Nachmittagsbetreuung und Klassenfahrten zu Buche. Schülerinnen und Schüler haben das Recht, an Klassenfahrten teilzunehmen. 870 Euro stehen im Gesundheitsetat des Sozialfonds für Medikamente, Brillenzuschuss, Krankenkassenbeitrag und für den Privatanteil bei Arztrechnungen. Manchmal reichen die Einkünfte ärmerer Menschen kaum noch für Wohnung, Kleidung und Lebensmittel. Da stehen aber noch die Kosten für die Bus- oder Zugkarte an. Auch in diesen Fällen gewährt der städtische Sozialfonds Hilfe, 2017 mit 670 Euro. Für sonstige Unterstützung wie den allgemeinen Lebensunterhalt und eine Kinderfreizeit wurden 3800 Euro zur Verfügung gestellt.

Der Etat wird von 9900 Euro Spenden und dem Zuschuss der Stadt in Höhe von 2000 Euro finanziert. Der Minusbetrag konnte durch den Spenden-Übertrag aus den Vorjahren gedeckt werden.

Heike Oehlke nimmt die Fälle entgegen und bearbeitet sie. Wenn's pressiert, bekommen die Hilfesuchenden schon nach ein paar Stunden das Geld. Die Sachbearbeiterin entscheidet in Absprache mit dem Geschäftsleitenden Beamten Hans Bittl. Zufrieden stellt sie fest: "Anders als in den Vorjahren haben wir heuer keinen einzigen Fall gehabt, der komplett abgelehnt werden musste." Es gab nämlich keinen Versuch, sich durch Falschangaben einen Zuschuss zu erschleichen.

Bei richtig großen Beträgen ziehen Heike Oehlke und Hans Bittl den Vergabeausschuss des Stadtrats hinzu. Stadtrat Richard Nikol ist in diesem Gremium. Die finanzielle Unterstützung von Bürgern, die in Not geraten sind, findet er notwendig: "Trotz der guten wirtschaftlichen Lage dürfen wir nicht vergessen, dass es Mitbürger gibt, die ihren täglichen Lebensunterhalt nicht bestreiten können", sagt er. "Wenn diese Bürgerinnen und Bürger aus ihrer Notlage allein nicht mehr herauskommen, muss die Gemeinschaft helfen. Wir dürfen diese Leute nicht vergessen."

Heike Oehlke, die Sachbearbeiterin im Rathaus, erzählt von einem außergewöhnlichen Fall. Da hat sich ein Rentner aus seiner Wohnung ausgesperrt. In seiner Nervosität und Hilflosigkeit suchte er im Telefonbranchenverzeichnis einen Schlüsseldienst. Dabei geriet er an einen auswärtigen Anbieter und bezahlte stolze 500 Euro für den Dienst in seiner Not. Für einen Rentner ein sehr hoher Betrag. Die Erfahrung der Sachbearbeiterin: "Im Allgemeinen kommen die Bürger mit dem Lebensunterhalt klar. Außer es passiert so was. Das gibt ein geringer Verdienst oder die spärliche Rente nicht mehr her", sagt sie. "Der Rentner war ganz glücklich und dankbar für die Unterstützung." Etwas mehr als die Hälfte der Schlüsseldienstkosten hat der Sozialfonds übernommen. Den anderen Teil bezahlte der Rentner selbst.