Eichstätt
Vom Maurerlehrling zum Baumeister

Gabriel de Gabrieli heiratete vor 300 Jahren die "hochedle Jungfrau" Maria Magdalena Pfaller

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Das Gabrieli-Haus in der Gabrieli-Straße in Eichstätt.

Eichstätt (EK) Am Donnerstag, 6. Oktober, sind es auf den Tag genau 300 Jahre, dass der fürstbischöfliche Hofbaumeister Gabriel de Gabrieli seine zweite Ehe schloss. Die Auserwählte des Witwers war die "hochedle Jungfrau" Maria Magdalena Pfaller (1686 bis 1769).

Gabriel de Gabrieli war im Jahr 1716 im Alter von 45 Jahren endgültig nach Eichstätt gekommen; seit wenigen Jahren war er da bereits für Fürstbischof Johann Anton I. Knebel von Katzenellenbogen tätig gewesen. Der geniale Architekt, dessen Bauwerke das Stadtbild Eichstätts und das Bild vieler Gemeinden maßgeblich bestimmen, war in erster Ehe mit Giovanna Marta Tini aus Roveredo, seinem Geburtstort, verheiratet. Die Eheleute bekamen fünf Kinder; seine Frau starb im Juli 1715.

Die Eheschließung mit der Eichstätter Hofratstochter Maria Magdalena ist in der Matrikel, aufbewahrt im Diözesanarchiv, eingetragen. Maria Magdalena war die Tochter des Eichstätter Hofrats Johann Richard Pfaller, der bereits 1708 verstorben ist. Die Wohnung der Eheleute ist leider nicht genannt und auch nicht bekannt. Ihnen wurde am 13. Juni 1718 als erstes Kind Maria Antonia Margarita geboren, die den Eichstätter Hofrat, Hof- und Stadtarzt Andreas Starckmann heiratete. Zwei Mädchen und ein Bub sind im Kleinkindesalter gestorben: 1719 Maria Dominika Felizitas, 1722 Anna Dominika Magdalena und 1725 Anton Primus Felizian. Das letzte Kind wurde 1729 geboren: Johanna Martha Maria Magdalena. Sie ehelichte 1748 in München den kurfürstlich bayerischen Rittmeister Johann Heinrich Zottmann und starb 1803 in Landshut. Gabrielis Ehefrau Maria Magdalena verstarb 1769, der Baumeister selbst im März 1747.

Die Familie Gabrieli wohnte seit 1732 im Haus in der heutigen Gabrielistraße Nummer 4, das sie zum Preis von 2700 Gulden erworben hatte und nach eigenem Geschmack zu einem repräsentativen Privatwohnhaus umbaute. So heißt es in einer Hochglanz-Broschüre zur Gabrieli-Ausstellung anlässlich des 250. Todesjahrs 1997, verfasst von Claudia Grund. Den Katalog zur Ausstellung schrieb Brun Appel.

Gabriel de Gabrieli stammte aus Roveredo an der Moesa im Misoxtal, das zum italienisch-sprachigen Teil des Schweizer Kantons Graubünden gehört. Sein Vater war der Maurermeister Giovanni Gabrieli. Der Bub lernte das ehrbare Maurerhandwerk - wahrscheinlich bei seinem Vater - und stand in den Jahren des Wechsels zum 18. Jahrhundert in Diensten des Fürsten von Liechtenstein in Wien, wo er bald vom Maurergesellen zum Bauinspektor aufstieg. In dieser Zeit erfolgte auch die Verpflichtung als Hofbaumeister im Markgrafentum Brandenburg-Ansbach. Beim Bau der Ansbacher Residenz brachte er Ideen der Wiener Architektur ein; die Ernennung zum Hofkammerrat und Baudirektor folgte.

Es kam das Jahr 1714, als Gabriel de Gabrieli Kontakte nach Eichstätt knüpfte und mit der Zeichnung von Plänen für die prunkvolle Westfassade des Doms quasi seine Visitenkarte abgab. Prompt folgte die Ernennung zum Leiter des Eichstätter Hofbauamts. Vor 300 Jahren wurde Gabrieli auch als Rat in die Hofkammer berufen und zum Baudirektor des Fürstbischofs Johann Anton I. befördert. Damit startete eine große und ruhmreiche Bautätigkeit. Sein Denkmal, errichtet vom Historischen Verein, steht unweit der Mariensäule auf dem Residenzplatz. Nach ihm sind eines der Eichstätter Gymnasien und eine Straße benannt. Forschungen und Veröffentlichungen über Gabriel de Gabrieli sind vor allem Ferdinand Vonwerden, Theodor Neuhofer, Georg Schörner und Rembrant Fiedler zu verdanken. Expertin beim Thema "Heimat Gabrielis" ist Li Portenlänger, die sich dort häufig aufhielt und auch eine Kunstausstellung mit Lithographien ausrichtete.

Der Architekt entstammte einer namhaften Bau- und Künstlerfamilie. Wie erwähnt, war sein Vater Maurermeister, sein Onkel war der churbayerische Hofarchitekt Enrico Zuccalli. Bruder Franz de Gabrieli wirkte als Architekt unter Graf von Oettingen-Spielberg; ein weiterer Bruder, Johann Caspar, schaffte als Stuckateur unter anderem in Schloss Oberzenn. Schließlich ist noch Schwester Caterina zu erwähnen, die mit dem Baumeister Salla verheiratet war. Sie gehörten zur beachtlichen Gruppe Graubündner Meister, die vom 16. bis zum 18. Jahrhundert in Bayern wirkten.

Gabriel de Gabrieli ist am 21. März 1747 gestorben. Ein Grabmal für ihn steht auf dem Eichstätter Friedhof in der Nähe der Kapelle Maria Schnee. Er hat es auf dem Krankenbett selbst entworfen. Einige Passagen aus dem umfangreichen Text: "Hier liegt derjenige, welcher in noch nicht mannbaren Jahren die edle Baukunst sehr hoch getrieben. ... Was treffliche Gebäu hat er nicht nach anordnen der Befehlenden der Residenzstadt Eystatt in vierunddreißig Jahren gegeben. Was Kirchen und Altar in der Stadt und auf dem Land hat er nicht errichtet und gezieret. ... Er hat dahier in Diensten dreier hochwürdigster Bischöfe und Fürsten bewiesen, was er in der Jugend gelernt und bis in das zweiundachtzigste Jahr fortgeführt. Er erwartet für die große Mühe und seine besondere Liebe gegen den allmächtigen Gott, der gebenedeiesten Jungfrau Maria und allen Heiligen diejenige dauerhafte Belohnung, welche die Welt ihm und den seinigen nicht geben noch zu erteilen vermag. ... Wandersmann, bete also für ihn und wünsche demjenigen, der hier in Staub und Aschen liegt, und die fröhliche Auferstehung erhoffet, die ewige Ruhe. Amen."