Eichstätt
Viel Licht und ein wenig Schatten

Hohe Dynamik: Agentur für Arbeit und Jobcenter präsentieren die Jahresbilanz

26.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Die Jahresbilanz fällt für die Agentur für Arbeit in Eichstätt sehr positiv aus. Verhaltener ist die Stimmung beim Jobcenter: Jürgen Croce, Leiter des hiesigen Jobcenters (links), und Stephan Vielberth von der Agentur für Arbeit präsentieren die Zahlen. Mit dabei Praktikantin Marina Guttenberg, die Arbeitsmarktmanagement studiert. - Foto: baj

Eichstätt (EK) Vollbeschäftigung, eine große Dynamik auf dem Arbeitsmarkt, positive Entwicklung bei jungen und älteren Menschen ohne Arbeit – Stephan Vielberth, der Leiter der Agentur für Arbeit in Eichstätt, zeigt sich zufrieden. Sein Kollege Jürgen Croce vom Jobcenter beurteilt die Lage etwas anders.

Die Jahresbilanz, die die Eichstätter Dependenz der Agentur für Arbeit Ingolstadt nun vorlegte, liest sich beeindruckend. Zu Beginn des Jahres 2014 betreute die Eichstätter Niederlassung 1756 Arbeitslose. Im Laufe des Jahres kamen 4416 dazu, jedoch konnten insgesamt 4436 Menschen in ein Beschäftigungsverhältnis vermittelt werden. „Das ist ein positiver Saldo“, freut sich Stephan Vielberth.

„Wir haben eine unwahrscheinlich hohe Durchgangsbewegung“, schildert Vielberth die aktuelle Situation weiter. Die Experten gehen davon aus, dass der Bestand an Arbeitslosen innerhalb von sieben Monaten komplett wechselt. „Der Markt ist unwahrscheinlich aufnahmefähig“, schildert Vielberth die Lage. Davon profitieren vor allem Kurzzeitarbeitslose, aber auch jüngere und ältere Menschen ohne Arbeit. „Im Januar hatten wir 90 arbeitslose Jugendliche; im Jahr zuvor waren es noch 107“, deutet Vielberth auf die Statistik. Ähnlich sieht es mit seiner älteren Klientel aus: Waren es im Januar 2014 noch 307 Menschen, die zu dieser Kategorie zählen, sind es zwölf Monate später 288. Langzeitarbeitslose – als solche gelten bei der Agentur für Arbeit Leute, die mehr als ein Jahr ohne Beschäftigung sind – gab es im Januar 38; ein Jahr zuvor waren es 64. „Wir blicken optimistisch in das Jahr 2015“, so Vielberth.

Gleichzeitig bedeutet die Dynamik auf dem Arbeitsmarkt, dass die Erwerbsbiografien „bunter“ werden, wie sich der Leiter der Eichstätter Geschäftsstelle ausdrückt. Hier müsse die Agentur individuelle Angebote machen. Die Berater müssten die Ursachen der Arbeitslosigkeit analysieren: Liegt es am Bewerbungsverhalten, an fehlenden Kontakten, an gesundheitlichen Einschränkungen oder an mangelnder Qualifikation? Danach gelte es, gezielte Maßnahmen zu ergreifen.

Dabei müssen natürlich die Betriebe ins Boot geholt werden. „Wir gehen gezielt in kleinere und mittlere Betriebe, um Qualifizierungsmaßnahmen für ungelernte Mitarbeiter zu besprechen“, erklärt Vielberth. Viele Betriebe seien aufgeschlossen, denn der Bedarf an Fachkräften sei groß. Es gebe inzwischen Unternehmen, die bereits verrentete Mitarbeiter wieder zurückholen.

Für eine weitere Dynamik dürfte die Europäisierung des Arbeitsmarktes, gerade aus südeuropäischen Ländern, sorgen: „Wir hatten einen Georgier, der in Griechenland Versorgungsansprüche erworben hat, die er nun hier in Deutschland geltend macht“, beschreibt Vielberth einen bislang noch exotischen Fall.

Auch die Beschäftigung von Asylbewerbern werde das Jahr 2015 spannend machen; hier laufen gerade erste Gespräche mit Behörden und Verantwortlichen, um bestimmte Dinge, wie Zugangsvoraussetzungen zum Arbeitsmarkt, abzuklären, sagt Vielberth, der auch hier mit Optimismus an die Sache herangeht.

So viel Zuversicht kann Jürgen Croce nicht teilen, wenn er an seine Klientel denkt. Das Jobcenter hat die Aufgabe, Leistungen nach dem SGB II („Hartz IV“) zu gewähren und durch „das Fördern und Fordern“ den betroffenen Personen die Perspektive und Möglichkeit zu eröffnen, ihren Lebensunterhalt künftig aus eigenen Mitteln und Kräften zu bestreiten.

Genau das sei schwieriger geworden, kritisiert Croce. Die Richtlinien zur Vergabe von Ein-Euro-Jobs seien vor etwa zwei Jahren geändert worden – ins Negative, wie er findet. Ein-Euro-Jobs seien nur noch für insgesamt zwei Jahre innerhalb eines Fünfjahres-Zeitraums möglich. Diese zwei Jahre reichen aber oft nicht aus, um jemanden fit für den normalen Arbeitsmarkt zu machen. Es dauere in der Regel sehr lange, bis jemand mit psychischen Problemen oder anderen Einschränkungen sich in einen geregelten Arbeitstag einfüge, erläutert Croce die Situation. „Es fängt damit an, dass jemand überhaupt jeden Tag zur Arbeit erscheint. Das ist schon mal die erste Hürde.“ Bis sich jemand eingliedert, dauere es sehr oft mehr als zwei Jahre. „Was sag ich dann zu so jemandem? Du hast dich gut entwickelt, die Maßnahme hat dir gutgetan und als Dank darfst du jetzt nicht mehr hingehen“ Für den ersten Arbeitsmarkt sei er aber auch noch nicht reif. „Das ist dann eine Katastrophe“, so Croce. Momentan kümmert sich das Jobcenter um fast 900 Menschen. „Zum verfestigten Stamm gehören etwa 250 Leute“, so Croce. Im Vergleich zu anderen Städten und Landkreisen nicht viel, für Eichstätt aber schon, findet er.