Eichstätt
Auf der Suche nach neuen Rezepten

Fahrgastschwund: Rege Debatte im Stadtrat über Stadtlinie Kommen Parkgebühren auf den Prüfstand?

17.06.2016 | Stand 02.12.2020, 19:39 Uhr

Die sinkenden Fahrgastzahlen bei der Eichstätter Stadtlinie beschäftigten nun auch den Eichstätter Stadtrat. Einigkeit herrschte darin, die Einrichtung nicht infrage zu stellen. Allerdings wird nach Konzepten gesucht, die die Stadtlinie wieder in die Spur bringen können. Einige Maßnahmen sollen kurzfristig greifen. Umstritten ist nach wie vor eine mögliche Ausweitung des Fahrplans in die Abendstunden. - Foto: M. Schneider

Eichstätt (EK) Eines wurde schon mal klar: An der Stadtlinie an sich wird nicht gerüttelt. Gleichwohl trieb den Eichstätter Stadtrat in dessen jüngster Sitzung die Frage um, wie dem Fahrgastschwund entgegenzutreten ist. Entsprechend eifrig wurde debattiert.

Zunächst aber legte der Leiter der Stadtwerke, Wolfgang Brandl, seinen Bericht vor. Demnach dürfe die Stadtlinie nicht allein betrachtet werden, sondern im Gesamtsystem mit dem Individualverkehr. Hier sei die Schere in den vergangenen Jahren auseinandergegangen - zulasten der Stadtlinie. Während hier die Ticketpreise gestiegen seien, seien die Parkgebühren gleich geblieben. Auch das Parkplatzangebot sei erweitert worden: Obwohl man beispielsweise im Posthof neue Parkplätze geschaffen habe, "ist es nicht gelungen, die Autos von der Domfassade wegzubringen", beklagte Brandl. Insofern forderte er durch die Blume, über die Höhe der Parkgebühren nachzudenken und auch über eine Reduzierung der Flächen für den ruhenden Verkehr: "Ich weiß natürlich, dass das keine dünnen Bretter sind, die da zu bohren sind."

Der Widerspruch ließ nicht lange auf sich warten: Würde das Parken mehr kosten, "fahren die Leute in eine andere Stadt", zeigte sich Tanja Schorer-Dremel (CSU) überzeugt. Oliver Haugg (Grüne) befürchtete "gravierende Auswirkungen" auf den Einzelhandel: "Stadt leer", prognostizierte er.

Als kurzfristige Maßnahmen, um die Stadtlinie wieder attraktiver zu machen, verwies Brandl auf die geplanten digitalen Anzeigetafeln am Marktplatz und Leonrodplatz und QR-Codes an den restlichen Haltestellen, anhand derer Smartphone-Nutzer die Wege der Busse live mitverfolgen können. Ebenso sollen Jobtickets angeboten werden, und voraussichtlich im Herbst startet eine Umfrage unter den Bürgern, die entsprechende Erkenntnisse über die Stärken und Schwächen der Stadtlinie bringen soll: "Das Fachbüro wurde schon beauftragt." Der Halbstundentakt - "ein Qualitätsmerkmal" - bleibe bestehen, fuhr Brandl fort. Eine Umstellung auf 40 Minuten würde lediglich eine jährliche Ersparnis von 27 000 Euro bringen - bei einem Gesamtdefizit von rund 700 000 Euro.

Informationssysteme seien zwar gut und schön, befand Gerhard Nieberle (SPD), "Unterstellmöglichkeiten wären mir aber lieber". Während Brandl auf die Zahl von über 80 Haltestellen verwies, erklärte Stadtbaumeister Manfred Janner, dass man das Thema zumindest punktuell im Visier habe. Mittelfristig eine Überprüfung des Systems verlangte Stefan Schieren (SPD): Dabei sollten verschiedene Modelle durchgespielt werden. Dem schloss sich Fraktionskollege Christian Alberter an: Die Stadtlinie müsse sich zu einem "Anbieter von Mobilität" entwickeln und fit gemacht werden für die nächsten 20 Jahre. Lockangebote hatte eher Klaus Bittlmayer (Grüne) im Sinn: beispielsweise Tage, an denen Kinder kostenfrei mit den Stadtbussen fahren können.

Wolfgang Brandl merkte grundsätzlich an, dass die Not keineswegs groß sei - trotz des Tiefs mit 525 000 Fahrgästen im vergangenen Jahr. Durchschnittlich würde jeder Bürger die Stadtlinie fast 40-mal jährlich nutzen: "Es gibt immer noch eine hohe Akzeptanz." Das System funktioniere nach wie vor sehr gut und bedeute ein Stück Lebensqualität.