Eichstätt
Untergegangene Wirtshauskultur

"Eichstätt für Eichstätter": Werner Pfaller berichtete über besonderes Kapitel Lokalgeschichte

24.04.2015 | Stand 02.12.2020, 21:23 Uhr

Eichstätt (max) Geschichte hat Konjunktur, besonders Regional- und Lokalgeschichte. Dies zeigte sich wiederum bei der jüngsten Spendenveranstaltung aus dem Programm „Eichstätt für Eichstätter“ von Bert Lina, die im Wirtshaus Zum Gutmann vor voll besetzten Rängen stattfand.

Werner Pfaller, ein Eichstätter Urgestein, hatte sich dabei ein Thema ausgesucht, das sich den Wirtshäusern in Eichstätt widmete. Pfaller wusste dabei vor allem über Wirtschaften zu berichten, die es längst nicht mehr gibt und die nur mehr die alten Eichstätter kennen. Von daher war es kein Wunder, dass sich im Publikum auch eher ältere Semester befanden. Wenn Pfaller von Gasthäusern wie dem Wirtshaus an der Spitalbrücke, dem Karpfenwirt, dem Schwabenbräu in der Westenstraße, der Gaststätte Heil, der Erlebnisgaststätte Grüner Baum oder dem abgerissenen Gasthaus Zum Bären erzählt, dann spürt man fast so etwas wie wohlige Reminiszenz an vergangene Zeiten, die man sich wieder herbeiwünschen würde.

Pfaller hatte Originalfotografien oder Malereien aus der Feder von Hans Werner dabei und wusste allerhand Lustiges, Amüsantes und Ergötzenswertes aus der verblichenen Eichstätter Wirtshauswelt zu berichten. Die „Unglücksfahrt des Kugelbauern“, jenes Jurabauern, der vom Gasthaus Hummel über das Weiße Ross in der „Lüftn“ rücklings landete, weil sein Pferdewagen umkippte und er auf dem Rücken wie eine Schildkröte lag und aufgrund seiner Leibesfülle nicht mehr aufkam, ist nur ein Beispiel davon. Die Gäste beobachteten das Schauspiel jedenfalls mit Genuss.

Dann wusste Pfaller von dem Lebenskünstler „Martini“ zu berichten, der Anfang der 1960er Jahre in die Wirtschaften kam, die Gäste unterhielt. Sein Lieblingslied war „Marina“ von Rocco Granata. Eines Tages verkündete er am Stammtisch, dass er sich aufhängen wolle. Auf seinem Fahrradrücksitz entdeckten seine Freunde in der Tat einen Kälberstrick, doch so recht wollten sie es dem lustigen Stadtstreicher nicht glauben. Als plötzlich ein Stammgast den Glasgarten, jenes Lokal in der Ostenstraße, betrat und verkündete, dass Martini im Gartenhaus hänge, war allen mulmig zumute. Gott sei Dank war das Lattengerüst, an dem sich Martini aufhängte, sehr schwach und er brach herunter. Flugs nahmen ihn die Freunde auf die Schulter, brachten ihn eilends ins Krankenhaus in der Ostenstraße, wo er auf dem Weg dorthin aufgrund der ruckelnden Bewegungen bereits wieder erste Lebenszeichen von sich gab. Martini überlebte seinen Selbstmordversuch und bereitete mit seinen Zaubereien und Tricks den Eichstättern auch in den kommenden Jahren noch viel Freude.

Musikalische Einlagen gab es von Josef Zach und seinen Preither Sängern. Sie besangen das Bier in all seinen Facetten. Das Liedgut, das Josef Zach gesammelt hat, stammt größtenteils aus dem Bayerischen Volksmusikarchiv.

Die Spende von 578 Euro kam dieses Mal dem neuen innerstädtischen öffentlich-privaten Eichstätter Projektfonds finanziell zugute. Das Geld soll dafür eingesetzt werden, die immer schneller steigende Anzahl von Leerständen in der Eichstätter Innenstadt wirksam zu bekämpfen.

Adalbert Lina sieht sich mit diesem „Startkapital” als Motivator für weitere private Eichstätter Investoren. Mit einem Kapital von rund 10 000 Euro wäre viel geholfen, diesem Projekt eine Erfolgschance zu geben.