Eichstätt
Treffsicher, ätzend und sarkastisch

Couplet AG stellte im Wirtshaus Zum Gutmann ihr neues Programm "Perlen vor das Volk" vor

24.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:13 Uhr

Lieferten gutes Kabarett auf der Gutmann-Bühne: Bernhard Gruber, Jürgen Kirner, Bianca Bachmann, Andreas Lipperer (von links) als die Couplet AG. - Foto: buk

Eichstätt (EK) Wie glücklich ist man in Eichstätt? Bietet das Altmühltal auch Belege dafür, dass Deutschland im Glücks-Ranking weit abgeschlagen hinter Österreich liegt? Dies zu eruieren kam die Couplet AG ins Wirtshaus Zum Gutmann, um „Perlen vor das Volk“ zu werfen.

Das Motto ist alles andere als eine Schmähung im Sinn von Luthers Bergpredigt-Übersetzung sondern ist durchaus wörtlich zu nehmen.

\tMit diesem neuen, bereits zwölften Bühnenprogramm präsentiert sich das quirlig-spritzige Münchner Musikkabarett-Quartett als treffsicher und temporeich, als ätzend und engagiert, als böse und sarkastisch ebenso wie als skurril und einfach komisch, stets aber als unterhaltsam im besten Sinn – genau so, wie gutes Kabarett sein sollte.

„Wir coachen Sie in Sachen Glück“, verspricht das Quartett zu Beginn – bestehend aus Frontmann Jürgen Kirner (Gesang, Trommel), seiner auch als Schauspielerin agierenden Partnerin Bianca Bachmann (Gesang, E-Bass, Glockenspiel), Bernhard Gruber (Gesang, Diatonische, Gitarre, E-Bass, Blues-Harp, Maultrommel) und Andreas Lipperer (Gesang, Gitarre, Zither, Posaune). In bester Brettl-Tradition transportiert das Quartett Kritik in Form von Unterhaltung, etwa an der Schnäppchen-Mentalität, wenn es schon im ersten der knapp 20 Couplets um Kinderarbeit in Armutsländern geht. „Das einzig wahre Glück – das gibt es nur bei Kik“ heißt der Song, der auch mit unreinen Reimen nachhaltige Wirkung erzielt („Willst du schmuck sein, hip und fesch / mit feinstem Tuch aus Bangladesch / top genäht durch Kinderhand / weil die so flinke Finger ham…“)

Kakerlaken-Leben bei Müller-Brot, und empfohlen werden „Beamten-Patenschaften“. Es geht um die Gier mancher Mediziner („Wir müssen operieren / und wenn Sie nicht parieren / verlieren Sie Ihre Nieren“), und es gilt der Grundsatz „Jeder Gesunde ist ein zu wenig untersuchter Kranker“, ein Gag, der zweimal als Motiv im Programm auftaucht. Daneben bekommen Promis Pointen übergezogen: Daniela Katzenberger könne man angesichts all ihres Silikon „jederzeit als Trampolin am Spielplatz für Kinder einsetzen“, und „hinter jedem Suppentopf / grinst ein feister Schuhbeckkopf“.

Dankbares Ziel von Spott sind natürlich Politiker wie etwa Ilse Aigner, an der ihre „Inkompetenz-Kompensier-Kompetenz“ gerühmt, „Hubsi“ Aiwanger („das ollerböste Pförd im Stoll / bei der nächsten Londtogswohl…“ Und: „Ich brauche jöden Wöhler, sind’s auch die NPD’ler…!“), es gibt ein „Zapferl Söder Rektal“, und der Münchner OB („Oh Ude Ude Ude du!“) wird zum „fleischgewordenen Anzapfschlegel“, der bayerische Ministerpräsident „Horsti Hasenbein / haut die schnellsten Haken rein“.

Besonders originell ist Sängerin Bianca Bachmann, wenn sie sich als Fan der Fettleibigen outet und im Lied eine Verklärung der Adipositas liefert: („Ich bin so scharf von Kopf bis Zeh / wenn ich einen Mann mit Bierbauch seh…“). Sang’s und sprang ins Publikum, um in den vorderen Reihen die Dicken zu knuddeln. Verschiedene Running Gags strukturieren das Programm. So wird ein bekannter BR-Slogan satirisch durchdekliniert – mit Anspielungen auf die „Herdprämie“ („I bin die Berta, und drum bleib i dahoam“) oder auf Missbrauchsskandale („I bin der Ministrant, und beim Pfarrer bin i dahoam…“).

Leitmotivisch ziehen sich auch „Anderl“ Lipperers Auftritte als Glücksfee Penelope („Shalömchen…!“) durchs Programm – er bietet bitterböse Bauernregeln mit bisweilen fäkalem Touch für Freunde etwas brachialeren Humors an („Ein Mann, der sich am Hintern kratzt, sollte keine Nägel kauen“).