Eichstätt
Trainieren wie die Profis

Taekwondo-Seminar mit den türkischen Weltmeistern Mustafa und Elif Yilmaz in Eichstätt

23.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:55 Uhr

Autogramme von Mustafa und Elif Yilmaz (rechts) waren heiß begehrt. ‹Œ

Eichstätt (EK) Einmal mit einem Weltmeister zu trainieren ist für viele Sportler ein Traum. 100 Teilnehmer aus der Region, Deutschland und Italien absolvierten in der Turnhalle der Bereitschaftspolizei bei einem Taekwondo-Seminar mit zwei türkischen Weltmeistern ein Training der besonderen Art.

Für die Taekwondo-Abteilung des Eichstätter Polizeisportvereins ist Training mit einem Weltmeister nichts gänzlich Neues, schließlich befindet sich mit Michael Bußmann ein zweifacher Weltmeister in ihren Reihen. Nun hatte Michael Bußmann gemeinsam mit seinem Nationalmannschaftskollegen Kai Müller aus Wiesbaden den aus der Türkei stammenden elffachen Europameister und vierfachen Weltmeister Mustafa Yilmaz und dessen Tochter Elif Yilmaz, ebenfalls bereits Weltmeisterin im Taekwondo, für ein Seminar gewinnen können.

"Die Teilnehmer haben gemerkt, dass Yilmaz total hinter seinem Sport steht und aus tiefem Herzen davon begeistert ist", freut sich Kai Müller. Und das, obwohl der 53-jährige Yilmaz kein Wort Deutsch und, im Gegensatz zu seiner Tochter, auch kein Englisch spricht - die technischen Anweisungen im Taekwondo werden auf koreanisch gegeben und somit von allen Aktiven gleichermaßen verstanden.

Für detaillierte Erläuterungen und Gespräche während des Besuchs konnten die beiden Initiatoren auf einen Dolmetscher zurückgreifen. Ramazan Baygün, Taekwondo-Trainer aus Stuttgart, übernahm diese Aufgabe und erläuterte den Teilnehmern die Anweisungen der beiden Referenten. Details waren vor allem für die ambitionierten Sportler unter den Teilnehmern, darunter einige aus dem aktuellen Bayern- und Nationalmannschaftskader, wichtig. "Aber auch für die Breitensportler ist es interessant, wie Profis bestimmte Dinge üben", erläutert Bußmann.

Die Grundlage des Seminars war die sogenannte Schattenkampfform (Poomsae), die einen Kampf gegen imaginäre Gegner darstellt, durch die der Taekwondo-Sportler lernt, die Basistechniken des Taekwondo exakt auszuführen. Neben einem Gymnastikteil am Anfang zeigte Mustafa Yilmaz 15 von insgesamt 17 Formen, die auch im Wettbewerb präsentiert werden, auf. "Einzelne Sportler werden dann auch nach vorne geholt und gezielt korrigiert", wusste Müller bereits vorab. "Das ist dann für die Einzelnen schon etwas Spezielles." Die 24-jährige Elif, die bereits seit ihrem vierten Lebensjahr Taekwondo macht, nahm sich im Verlauf des Nachmittags auch der jüngeren Teilnehmern an und übte gezielt mit diesen.

"In der Türkei ist Taekwondo nach dem Fußball die zweitpopulärste Sportart", erzählt die 24-Jährige, die in der Türkei studiert. Auch ihre Mutter und ihr jüngerer Bruder üben diesen Sport aus. Doch Konkurrenzkampf gäbe es keinen in der Familie, so die sympathische Sportlerin. "Mein Papa ist der vierfache Weltmeister, er ist der einzige Türke, der das bisher geschafft hat. Darum ist es für mich besonders wichtig, in seine Fußstapfen zu treten." Lachend ergänzt sie, dass es selbstverständlich ihr Ziel sei, die vier Titel des Vaters zu übertrumpfen. "Dafür trainiere ich an sechs Tagen in der Woche bis zu sechs Stunden."

Das Training stand auch im Mittelpunkt der Eichstätter Veranstaltung. Wichtig war noch etwas anderes: Kontakte zu Leuten aus anderen Ländern zu knüpfen. "Interkulturelles gehört für uns dazu", so Müller. Dies bestätigt auch Angie Bußmann, Frau von Organisator Michael: "Uns ist die Begegnung verschiedener Kulturen wichtig. Wir wollen es gerade der jungen Generation ermöglichen, sich auf individueller Ebene kennenzulernen. Beim Sport werden Barrieren abgebaut, da spielt es auch keine Rolle, wenn jemand ein Kopftuch trägt."

Deswegen habe es sich angeboten, den Deutsch-Türkischen-Elternverein, dem Bußmann als Mitglied angehört, als Ergänzung mit ins Boot zu holen. Dort erlebten die Gäste am Abend gemeinsam mit einigen Sportlern ein kleines Fest der Begegnung als runden Abschluss der Veranstaltung. "Elif war ganz gerührt, als sie gehört hat, dass die Kinder, die am Nachmittag mit ihr trainieren, für den Abend noch ein Programm auf die Beine gestellt haben", erzählt Bußmann.