Eichstätt
Tönerne Rarität

Eine 550 Jahre alte Gamshornflöte "mit bezauberndem Klang"

25.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:37 Uhr

Die exakte Nachbildung der Ochsenfelder Gamshornflöte im Cobenzlschlösschen. - Foto: je

Eichstätt (je) Ein einmaliges Sammelstück der mittelalterlichen Musikgeschichte rückt nach rund drei Jahrzehnten erneut in den Blickpunkt des Historischen Vereins Eichstätt: eine Gamshornflöte. Das rund 550 Jahre alte Instrument wurde 1986 in einem Bauernhaus in Ochsenfeld bei archäologischen Forschungen gefunden, die Hirtenflöte ist noch einwandfrei bespielbar.

Als das Fachwerkhaus der Familie Kemmeter Am Weiher in Ochsenfeld aus dem Jahr 1455 abgerissen wurde, rückten die Archäologen an und untersuchten auch die Abfallgrube der frühen Bewohner. Neben Pollenfelder Ofenkacheln und Gefäßen, Werkzeugen aus Eisen und einem Schröpfkopf aus Messing zur Blutabnahme fanden sie die Gamshornflöte, die aus Ton angefertigt ist.

Das Musikinstrument gehört der Prähistorischen Staatssammlung, die es nach Bad Windsheim als Leihgabe sandte, weil dort das Ochsenfelder Haus wieder aufgebaut wurde. Konservator Albert J. Günther vom Referat zur Erhaltung von Kunst und Kulturgut der Stadt und des Landkreises Eichstätt fertigte zwei exakte Nachbildungen aus Kunststoff an, eine für die Schule in Adelschlag und eine für die Sammlung im Cobenzlschlösschen. Die Untersuchungen nahmen der Archäologe Thomas Fischer und der Münchner Musikwissenschaftler Jürgen Eppelsheim vor. Ihr Fazit: „Die Gamshornflöte hat einen bezaubernden Klang.“

Das Instrument ist 23 Zentimeter lang, hat ein Gewicht von 46 Gramm und ist sechskantig. Es ist genau einem Gamskrickel nachgebildet. Zum Bespielen sind oben vier, unten zwei Löcher vorhanden. Angebracht sind ferner zwei Ösen für eine Kordel, damit sich der Musikant die Flöte umhängen konnte. Der Historische Verein plant für den Sommer eine Tagesfahrt zum Freilichtmuseum Bad Windsheim. Ob dabei die originale Gamshornflöte ausprobiert werden kann, ist zweifelhaft.