Eichstätt
Starker Zusammenhalt im Trachtengau

Über 700 Mitglieder der Trachtenvereine der Region pilgerten bei der 50. Gauwallfahrt den Frauenberg hinauf

05.05.2013 | Stand 03.12.2020, 0:11 Uhr

 

Eichstätt (EK) Es war eine farbenprächtige Demonstration traditioneller Volksfrömmigkeit: Über 700 Trachtler aus dem Donaugau-Trachtenverband pilgerten am gestrigen Sonntag zur Frauenbergkapelle, um dort um Segen für die Brauchtumspflege zu bitten.

Zudem war es eine Jubiläumswallfahrt, denn die kleine Marienkapelle oberhalb Eichstätts war genau zum 50. Mal Ziel der Trachtler. Für dieses besondere Ereignis hatten die Trachtler Bischof Gregor Maria Hanke als Zelebranten gewinnen können. Auch Domkapitular Franz Mattes sowie Landrat Anton Knapp und Bezirksrat Reinhard Eichiner hatten sich am frühen Morgen zu diesem etwa halbstündigen Pilgermarsch in der Sebastiangasse eingefunden.

Ein farbenprächtiger Zug setzte sich von dort betend in Bewegung: Es waren dabei derart viele und verschiedene Trachtenstile zu bewundern, dass wohl jeder Trachtenfan auf seine Kosten kam. Besonders erfreulich war auch, dass sich zwischen den vielen Trachtlern auch zahlreiche Kinder befanden, die mit frischen Blumen am Hut oder liebevoll gebundenen Zöpfen den Pilgerzug auf ihre Art bereicherten. Um den Nachwuchs im Trachtengau braucht man sich offensichtlich keine Sorgen zu machen.

An der Frauenbergkapelle angekommen begrüßte zunächst Rudi Dietz, der Vorsitzende des Trachtengaus, die zahlreichen Pilger: „Wir haben uns hier versammelt, weil wir um den Schutz für unser Brauchtum beten wollen“, meinte der „Obertrachtler“. Ganz besonders freute sich Dietz, dass Bischof Hanke sich bereit erklärt hatte, bei dieser Jubiläumswallfahrt den Gottesdienst mit den Trachtlern zu feiern. Ins Zentrum seiner Predigt stellte Hanke die Gottesmutter: „Dort, wo Maria ist, sind wir daheim“, meinte das Diözesanoberhaupt. Zu Beginn seiner Predigt hatte Hanke die Kinder zu sich gebeten und erklärte ihnen die Funktion einer Schutzmantel-Madonna.

Im weiteren Verlauf seiner Predigt thematisierte Hanke dann die moderne Gefährdung der Gottesbeziehung: „Gott erhält oft nur einen nachgeordneten Platz in unserem Leben“, sagte der Bischof. Sein Wort würden wir oft nicht als Anruf erfahren, sondern würden es an uns vorbeiziehen lassen. Weil Christus um diese Gefährdung wusste, habe er für uns einen „Rettungsschirm“ aufgespannt: Maria, unter der alle unsere Sorgen und Nöte Platz finden.“

Bischof Hanke segnete auch das Jubiläumsbanner, das Sieglinde Greifzu mit auf den Berg getragen hatte und das von den Ehrenmitgliedern des Vereins gestiftet worden war. Greifzu befestigte das neue Banner nach der Segnung sogleich an der Fahne des Eichstätter Vereins. Außerdem segnete der Bischof auch die traditionelle Wallfahrtskerze, die in diesem Jahr aus Gründen des Jubiläums vom Eichstätter Trachtenverein gespendet worden war. Zum Jubiläum hatten sich die Trachtler auch noch etwas Besonderes einfallen lassen: Im Vorfeld waren 300 Münzen geprägt worden, die an diese Wallfahrt erinnern sollen. Auch diese Münzen, die unter anderem die Frauenbergkapelle zeigen, wurden von Bischof Hanke gesegnet.

Mit auf dem Frauenberg war auch Anton Strobl. Strobl ist der einzige Überlebende aus dem Eichstätter Trachtenverein, der damals bereits bei der Premiere und nun auch gestern dabei war. Der mittlerweile 84-Jährige, der jahrelang auch an der Spitze der Eichstätter Trachtler stand, konnte aus Altersgründen zwar nicht mehr den Fußmarsch bewältigen, war aber trotzdem beim Gottesdienst an vorderster Stelle mit dabei.

Strobl, dessen Vater der Begründer dieser Wallfahrt ist, erinnerte sich auch noch ganz genau an seine erste Wallfahrt: „Das Wetter war damals genauso schön wie heute“, meinte Strobl, der nach wie vor fasziniert ist „vom Zusammenhalt im Trachtengau“. Schön sei auch, dass im Verlauf der letzten Jahrzehnte immer mehr Menschen mit zur Kapelle pilgern.

Das sah auch Ferdinand Strobl so, der nicht nur sein Neffe ist, sondern derzeit das Amt des ersten Vorsitzenden des Eichstätter Trachtenvereins innehat: „Ich kann mich nicht erinnern, dass in den letzten Jahren mehr Pilger zu Kapelle kamen“, freute sich Strobl. In der Tat gaben die 24 Fahnen der beteiligten Vereine samt der Trachtengaufahne eine beeindruckende Kulisse vor der Kapelle ab.