Eichstätt
Spiele mit der Wahrnehmung

Künstlergespräch mit Claudio Viscardi bot besondere Einblicke in seine "Brücken"-Ausstellung

05.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Interessante Diskussionen über Wahrnehmung und die faszinierende Tiefenwirkung seiner Werke ergaben sich beim Künstlergespräch mit Claudio Viscardi (links) und seinen Gästen in der Ausstellung Transalpin. Brücken. Bridges. Ponti. Hier steht das Werk „Journey To The Unknown“ im Fokus. - Foto: ddk

Eichstätt (EK) Die lohnende Gelegenheit, im persönlichen Gespräch mit dem Graubündner Künstler Claudio Viscardi die aktuelle Ausstellung „Transalpin. Brücken. Bridges. Ponti“ zu entdecken, bot sich am Wochenende. Der Besuch war allerdings – zur Enttäuschung des Künstlers – verhalten.

Der Künstler hatte ins Domschatz- und Diözesanmuseum zum „Künstlergespräch“ eingeladen und führte in sehr persönlicher Weise durch die faszinierende Ausstellung.

Schon der Blick auf einige wenige seiner großformatigen Werke gibt preis, welch große Bedeutung die „Brücke“ als titelgebendes Element der Ausstellung für den Künstler darstellt. Brücken – das sind verbindende Bauwerke, wie sie insbesondere in der historischen Realität, aber auch Aktualität seiner hochalpinen Heimatregion Graubünden unverzichtbar seien, erklärte Viscardi. „Brücke“ enthielte jedoch auch die symbolische Verbindung zweier Kulturen, wie sie durch die transalpine Migration seiner Vorfahren, der Graubündner Baumeister des 18. Jahrhunderts, in den süddeutschen Raum, so auch nach Eichstätt, erfolgte. Seine typischen Brückengebilde in einer Vielzahl der Gemälde repräsentierten letztlich eine Symbolik für den transalpinen Kulturaustausch zwischen Süddeutschland und Norditalien, erklärte Viscardi seinen Zuhörern, und versuchten immer wieder, die markanten Gebäude der Residenzstadt Eichstätt einerseits und dem Graubündner Misoxtal andererseits zu verbinden.

Ein zweites faszinierendes Phänomen in seinen altmeisterlich anmutenden Werken war ebenfalls sehr bald von den Zuhörern benannt: Schier unzählige „Bilder im Bild“, wie ein Gast es formulierte, scheinen zahllose kleine Geschichten erzählen, ein Spiel mit der Wahrnehmung spielen zu wollen. „Es ist für mich die größte Herausforderung, mit verschiedenen Mitteln wie Säulen, Landschaft oder Architektonik eine größtmögliche räumliche Weite und Tiefenwirkung für den Betrachter meiner Werke zu erreichen“, betonte Viscardi in der Diskussion mit seinen Gästen über Wahrnehmungsphänomene und den Einfluss der Renaissancemalerei auf seine Arbeiten. Auf der Leinwand eine solche Tiefenwirkung zu erreichen, erfordere eine unglaublich intensive Arbeit und Anstrengung. Einige Besucher hoben ein weiteres hervorstechendes Phänomen seiner Werke hervor: die unglaubliche Leucht- und Farbkraft seiner Bilder. Grund für einzigartige Licht- und teilweise auch Reflektionseffekte seien die selbst hergestellten Naturfarben aus Erd- oder Mineralpigmenten und die Verwendung von Blattgold, Diamantenpulver, Kristallen und zerriebenen Halbedelsteinen, die viele Gemälde wie lichtdurchflutete Fresken erscheinen ließen, erläuterte Viscardi seinen Zuhörern.

„Claudio Viscardi, ein zweiter Salvador Dalí“ So fragte ein Zuhörer zuletzt, der in einigen von Viscardis Werken surrealistische Nuancen erkennen wollte. Auf keinen Fall, lautete die Antwort Viscardis. Surrealistische Momente in seinen Bildern seien eher Zufallsprodukte, die dem Moment entsprangen. Bei Dalí hingegen sei der Surrealismus die bewusste Kunstrichtung. Dennoch: Auch er lasse natürlich in seinen auf ganz besondere Art Fantasie anregenden Bildern offen, was Realität und was Illusion ist.

Zuvor hatte Viscardi den Besuchern seine am vergangenen Freitag offiziell eingeweihte Kunstinstallation „Connect“ präsentiert, die noch bis Ende November den Residenzplatz zieren wird.

Die Sonderausstellung ist bis zum 1. November jeweils von Mittwoch bis Freitag von 10.30 bis 17 Uhr, Samstag, Sonn- und Feiertag von 10 bis 17 Uhr im Diözesanmuseum zu sehen (Montag und Dienstag geschlossen).