Eichstätt
"Showdown" bei Issos

Eichstätter Altphilologen-Ehepaar Krafft übersetzt die Geschichte Alexanders des Großen in modernem Duktus

02.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Das Eichstätter Altphilologen-Ehepaar Felicitas Olef-Krafft und Peter Krafft legte eine zweisprachige Edition mit moderner Übersetzung der „Historiae Alexandri Magni“ vor - Foto: buk

Eichstätt (buk) Alexander der Große (356 bis 323 vor Christus) ist eine Herrscherfigur, die die Menschen bis heute fasziniert. Mit ihm beschäftigte sich nun das Eichstätter Altphilologen-Ehepaar Felicitas Olef-Krafft und Peter Krafft: Es legte eine zweisprachige Edition mit moderner Übersetzung der „Historiae Alexandri Magni“, der Geschichte Alexanders des Großen aus der Feder des Quintus Curtius Rufus, vor.

Die Erlebnisse Alexanders, der als Herrscher des kleinen Königreichs Makedoniens das gigantische Reich der Perser bezwang, Babylon und Susa eroberte und nach einem legendären zweijährigen Heereszug durch Indien 329 vor Christus am Indischen Ozean angelangte, bevor er in jungem Alter einem Fieber erlag, wurden schon von seinen Zeitgenossen literarisch festgehalten. Auch bei dem lateinischen Autor Quintus Curtius Rufus werden sie abenteuerlich ausgesponnen, jedoch erst einige Jahrhunderte später. Wann genau dies geschah und wer der Autor war, lässt sich allerdings nicht genau sagen.

Als plausibelste Datierung sehen die Altphilologen die Zeit des Vierkaiserjahrs, das Jahr 68, an, als nach Neros Ende Galba, Otho und Vitellius um den Thron kämpften und erst durch Vespasian der Friede wiederhergestellt wurde – wie man aus dem Nachwort von Krafft und Olef-Krafft erfährt. Es erinnert auch daran, dass sich antike Geschichtsschreiber nicht so sehr als recherchierende Historiker sahen, sondern als „Literaten, die aus einem historischen Stoff eine spannende, dramatische, farbige, sensationelle, exotische Erzählung zu schaffen trachteten“. Die nur scheinbar konkreten Zahlenangaben des Curtius Rufus zu Heeresstärken, Verlusten und Kriegsbeute dürfe man daher ebenso wenig wörtlich nehmen wie die vielen Reden, die den Protagonisten in den Mund gelegt werden: Diese müsse man eher „als rhetorische Kunststücke eines Autors goutieren“, der die Leser seiner Zeit „mit einschlägigen Leckerbissen ergötzen wollte“ – denn bei jenen habe es sich durchweg um Absolventen der Rhetorenschule gehandelt. „Leckerbissen“ finden heutige Leser auch in der flotten, bisweilen fast frechen Übersetzung von Felicitas Olef-Krafft, der es in ihrer „zielsprachenorientierten“ Übertragung ausdrücklich darauf ankam, den antiken Text „durch Annäherung an heutige Diktion vor Antiquiertheit zu bewahren“ – ein Vorgehen, für das ihr Mann, der Eichstätter Emeritus Peter Krafft, ebenfalls bekannt ist. In dieser „Geschichte Alexanders des Großen“ gerät das in Buch III erzählte feindliche Aufeinandertreffen des Perserkönigs Dareios – dessen Heer „mit Höchstgeschwindigkeit im Anzug“ auf Issos war – zu einem „Showdown“, und man liest, dass es Alexander darum ging, durch Tötung des gegnerischen Königs „Ruhm und fette Beute zu erringen“, dabei „eskaliert das Gemetzel zur Rundum-Vernichtung“. Da löst Alexander den Gordischen Knoten und gibt dazu ein „Statement“ ab, ist die Rede von der „Heuchelei der Hofschranzen“ und davon, dass die Soldaten ihr knappes Essen „schnell hinunterwürgen“. Gern greift die Übersetzerin zu prägnanten Sprichwörtern, wenn das Heer der Makedonen unbelastet „von Sack und Pack“ vorrückt, oder wenn „der Zahn der Zeit“ an Monumenten nagt, während Dareios denkt, er könne die Makedonen leicht „erledigen“.

Quintus Curtius Rufus: „Historiae Alexandri Magni\". Geschichte Alexanders des Großen. Lateinisch/Deutsch, übersetzt von Felicitas Olef-Krafft, herausgegeben und kommentiert von Felicitas Olef-Krafft und Peter Krafft, Reclam Verlag Stuttgart (RUB Band 19813), 880 Seiten, Preis: 24 Euro.